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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2007

Bauliche Ergänzung Stadtmuseum

2. Preis

Kappler Sedlak Architekten und Stadtplaner

Architektur

Erläuterungstext

STADTMUSEUM KAUFBEUREN
Die Stadt Kaufbeuren beabsichtigt eine Ergänzung des bestehenden Stadtmuseums. Dadurch bietet sich die große Chance, eine baulich-funktionale Neuorganisation der Räumlichkeiten zu erreichen und die Ausstellungsexponate in einem Rahmen zu präsentieren, der eine hohe überregionale Anziehungskraft hat. Das Stadtmuseum Kaufbeuren soll dabei für die Bürger der Stadt ein besonderer Baustein im öffentlichen Raum werden und seinen Mitarbeitern einen attraktiven Arbeitsplatz bieten.

STÄDTEBAULICHE INTEGRATION
Der Bebauungsvorschlag füllt das durch die Abstandsflächen generierte Volumen nahezu vollständig aus. Er spannt sich als monolithischer Baustein zwischen die zwei bestehenden Gebäude. Diese bleiben in ihrer denkmalgeschützten Konfiguration bestehen und werden in das Gesamtensemble als selbstverständliche Teile integriert. Es bleibt bewusst erkennbar, was in welcher Epoche entstanden ist. Durch die Ausbildung des Bauköpers gelingt es zudem zwei attraktive Außenbereiche zu definieren: den landschaftlichen Museumsgarten im Westen und den steinernen Hof im Osten. Im Straßenraum des Kaisergässchens füllt das Bauvolumen die Baulücke komplett aus und nimmt mit seiner Abstufung die Trauf- und Firsthöhen der benachbarten Bebauung auf.

FUNKTION + RAUM
Ziel des Bebauungsvorschlags ist es, eine effiziente Raumorganisation zu erreichen, die eine leichte Orientierung ermöglicht. Gleichzeitig soll das Museum den Besuchern aber auch eine besondere Raumfolge bieten. Man erreicht das Foyer über einen großzügigen Eingangraum, der eine thermischen und räumlichen Übergang zwischen drinnen und draußen bildet. Im Foyer ergibt sich über einen Licht- und Luftbrunnen zwischen den Geschossen die Möglichkeit, den räumlichen Bezug zwischen den unterschiedlichen Gebäudeebenen zu erfassen. Vom Eingansbereich gelangt man direkt entweder in die Sonderaustellung, in die Dauerausstellung oder über das Treppenhaus in den sonderpädagogischen Raum. Somit können alle drei Bereiche als abgeschlossenen Einheiten unabhängig voneinander funktionieren, bilden aber durch die Verknüpfung über den Eingangbereich eine räumliche Einheit.

Die Ausstellungsräume der Dauerausstellung sind komplett geschlossen. Die Fensteröffnungen in den anderen Museumsbereichen sind auf vier Orte im Gebäudevolumen reduziert. Dort rahmen sie einen besonderen Blick nach draußen. Somit erhält auch der sonderpädagogische Raum im Untergeschoss nicht nur einen direkten Tagelichtbezug, sondern auch einen Zugang ins Freie.


NACHHALTIGKEIT
Augrund seiner kompakten Gebäudeform und des hohen Wärmeschutz-Standard der Gebäudehülle ist der Bauköper kostengünstig herstellbar und auf effiziente Weise zu betreiben. Die Spannweiten der Stahlbetonkonstruktion liegen im wirtschaftlichen Bereich. Der Fassadenaufbau ermöglicht eine kältebrückenfreie Konstruktionsweise. Der Neubau ist konstruktiv unabhängig vom Altbau kann aber dessen Quer- und Schubkräfte aufnehmen.


GESTALTUNG
Der neue Baukörper bekommt eine zeitgenössische Gestalt, die aber in direkter Beziehung zur Umgebung steht. Mit seiner Textur nimmt er das für Kaufbeuren typische Thema der Fassadenmalerei als Ornament auf. Das vorgeschlagene florale Motiv leitet sich aus dem Barockstil der umgebenden Bebauung ab, ist aber auch als abstraktes Muster lesbar. Die Außenwände werden somit zu Innenwänden für den öffentlichen Raum, der Museumsneubau zum Wohnzimmer der Stadt.

Das Kunstmuseum Kaufbeuren fügt sich somit nach außen als charismatischer Baukörper selbstbewusst in den Stadtraum ein, tritt aber nach innen mit neutralen Räumen deutlich in den Hintergrund der Ausstellungsexponate - wie ein echtes Schmuckkästchen sozusagen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser wählt eine städtebaulich selbstbewusste Baukörperkonfiguration und Architektursprache. Eine schmale Scheibe vor dem Ostgiebel des Hauses 12 gibt ein deutliches Zeichen im Straßenraum zum Zugang des Erweiterungsbaus. Dieser Baukörper verdeckt zwar zum großen Teil das historische Gebäude vom Zugang Kaisergässchen, erscheint jedoch konsequent und angemessen.

Bewusst gesetzte, großformatige Öffnungen im ansonsten völlig geschlossenen Volumen formulieren klar gerahmte Bezüge zur Umgebung. Die Ablesbarkeit von Altbestand und Neubauteilen ist klar und eindeutig durchgeführt.

Das Foyer ist im Vergleich zum Entree und Windfang, der darüber hinaus keine weitere Funktion hat, knapp bemessen. Der Sonderausstellungsraum ist großzügig dimensioniert und kann unabhängig von Neubau genutzt werden. Auch für Veranstaltungen ist er gut geeignet. Der Erschließungskern tastet das bestehende Gebäude nicht an. Dies führt in Teilbereichen zu nicht ganz optimalen Raumverhältnissen der Dauerausstellung. Der Museumspädagogische Raum im UG ist leicht auffindbar und durch einen Tiefhof gut belichtet. Ergänzende Bauteile zu Lastabtragung sind erforderlich.

Der Vorschlag des Verfassers, die Fassade künstlerisch zu gestalten wird als sehr erfrischend und der Aufgabe angemessen beurteilt. Insgesamt stellt der Entwurf eine sehr eigenständige und dabei spannungsvolle Ergänzung dar, die sich dem historischen Bestand gekonnt und respektvoll angliedert.

Eine Unterkellerung des Neubaus macht Nachgründungsmaßnahmen am Altbau entlang der östliche Giebelwand und der Nordost-Ecke sowie bei Bauteil B notwendig, ebenso bei der Nachbarbebauung. Die Aussteifung des Altbaues über Neubauteile ist gut möglich. Decken / Wand- Konstruktionen machen Ergänzungen bei der Lastabtragung notwendig.