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Offener Wettbewerb | 09/2012

Ersatzneubau Krematorium Friedhof am Hörnli

3. Rang / Ankauf

Preisgeld: 24.000 CHF

brandão costa arquitectos

Architektur

Rüst & Gerle Architekten

Architektur

Bryum GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

1.
Das neue Krematorium stellt, aufgrund seiner Lage in der Anlage und in Bezug zu den vorhandenen Gegebenheiten, eine landschaftlichen Rahmen dar. Der Entwurf funktioniert als ordnendes Element zwischen den vorhandenen Strukturen: die Aufbahrungshalle, der Hirtenweg und die Lindenallee, welche zusammen die Friedhofanlage stark charakterisieren.
Der Bauplatz, mit seiner spezifischen Form hat eine wesentliche Qualität aufgrund seines Höhenunterschieds. Das Projekt verbindet zwei Höhenkoten und bietet eine Plattform, welche zur Betrachtung der Südfassade des Aufbahrungsgebäudes dient und die verschiedenen organischen Wegführungen durch das Gebäude unterstützt. Die Intervention ergänzt die existierenden flüssigen Wegführungen.
Es werden insbesondere vier architektonische Elemente definiert, welche das neue Gebäude markieren und den Ort auf symbolische Art neu definieren:
Die Zugangsrampe für die Besucher des Krematoriums, der Innenhof, welcher die Innenräume belichtet, das vertikale Volumen des Kamins und die Wiese, welche die Plattform stabilisiert, welche das Gebäude überdeckt.
Dieses Gleichgewicht, welches zwischen den Körpern und den Leerräumen, zwischen vertikalen und horizontalen Elementen und zwischen positiven und negativen Elementen besteht, gibt dem gesamten Entwurf Klarheit und klärt das Verhältnis zwischen Landschaft und Architektur.

2.
Die Funktionsweise des Krematoriums folgt dem Programm aufs Genauste, indem die Räume auf funktionale Weise angeordnet werden und von zwei Eingängen erschlossen werden:
Im Norden, des Gebäudes, am Ort des heutigen Anlieferungshofes, welcher beibehalten wird, befinden sich die Kühlräume, die sich zwischen der bestehenden Mauer und der neuen Rampe für die Besucher befinden.
Am südlichen Ende befindet sich der Besucherraum, welcher den Hauptteil für die Besucher eröffnet.
Die Ofenräume befinden sich übereinander, grosszügig belichtet über einen Innenhof, welcher eine starke Beziehung zwischen Innen- und Aussenraum herstellt. Im Wasserbecken spiegelt sich der Himmel. Das Wasserbecken wird von 4 Bronzespeiern gespeist. Diese Räume Erlangen eine metaphorische Dimension indem die vier Elemente angedeutet werden, welche unser Leben begleiten: Himmel, Erde, Wasser und Feuer.
Es besteht ebenso eine Spannung zwischen der Stabilität des Betons – welche die Textur der Pilaster und Kapitelle des Bestandes übernehmen – und den feingliederigen Baubronze Fensterrähmen und Geländer, welche das neue Gebäude markieren und definieren.

3.
Die strukturelle Analyse der vegetalen Elemente fördert folgendes Zutage: Landschaftlich besteht der Friedhof aus vier Elementen: Wiesen auf den Grabfeldern, Alleen, Bäume und Sträucher in Waldstücken und einzelne losgelöste Bäume, welche die Grabfelder markieren. Zwischen dem Anlieferungshof und der neu geschaffenen Plattform befindet sich ein Streifen mit Gebüschen, welche die Kontinuität mit dem Bestand im Süden herstellen sollen. Dieser Streifen, parallel zur bestehenden Mauer, unterstützt die Positionierung der architektonischen Elemente und ihre Beziehung zur Südfassade des Aufbahrungsgebäudes.
Dieser Streifen funktioniert ebenfalls als visuelle Barriere, welche die Sicht der Besucher auf den Anlieferungshof verhindern soll, da dort Verstorbene und leere Särge angeliefert werden.

4.
Der Friedhof Hörnli besticht durch seine Symmetrie, sei es in der Anordnung der Gärten oder der Achsen mit den daran anliegenden Gebäuden oder in der Ausbildung der Gebäude selber.
Der Vorschlag kondensiert und interpretiert diese Idee der Symmetrie, in einem Gleichgewicht zwischen Klassizismus und Zeitgenössischer Architektur. Diese Beziehung ist klar, durch die Positionierung des Hofes. Dieser stellte eine neue Symmetrie her, zwischen dem Obelisk aus Beton – dem Kamin – und den Linden im Osten und im Hintergrund das Eingangsportal des Aufbahrungsgebäudes.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau und Architektur
Der räumlichen und thematisch eindrücklichen Grosszügigkeit der heutigen Friedhofsanlage wird für das neue Krematorium nicht mit einem Gebäude, sondern mit einem monumentalen, abstrakten Kubus begegnet. Mit seiner einfachen und markanten Form vermag er auf beeindruckende Weise mit dem übergeordneten Landschaftsraum
in Kontakt zu treten und diesen zu thematisieren. Gleichzeitig schafft er es, durch seine imposanten Dimensionen eine ikonographische Kraft zu entwickeln, welche vielfältige
mit dem Ort und seiner Funktion verbundene Assoziationen ermöglicht, ohne theatralisch zu sein. Analog zur horizontalen Ausdehnung der Alleen in die Ewigkeit, verweist er mit seiner Vertikalität in die Unendlichkeit des Universums. Um diese sinnstiftende Abstraktion nicht stören zu müssen, werden sämtliche Nutzungen folgerichtig unterirdisch angeordnet. Was auf der betrieblichen Ebene von grossem Nutzen ist, da selbstverständlich an die bestehende Anlieferung angeschlossen werden kann und kein Vertikallift für den Sargtransport nötig ist, bedeutet für den Besuchenden, über eine endlos lange Rampe einer determinierten Inszenierung zu folgen, welcher er unzumutbar ausgeliefert ist.

Denkmalpflege
Aufgrund der starken Präsenz und abstrakten Eigenständigkeit des Projektvorschlages wird er von Seiten der Denkmalpflege sehr geschätzt.

Fazit
Das Projekt überzeugt auf der Ebene der Massstäblichkeit. Wie kein anderer Entwurf vermag er im Spannungsfeld der Einfachheit und unendlichen Grosszügigkeit der Friedhofsanlage, der Monumentalität der bestehenden Bauten und dem wunderschönen Landschaftsraum eine adäquate, eigenständige Haltung einzunehmen, welche auf die Wahrnehmung der gesamten Anlage einen Einfluss ausübt und den Besucher berührt. Leider entbehrt der bauliche Teil im Untergeschoss einer thematischen Entsprechung und ist für den Besucher nicht zumutbar.