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7. Rang 8 / 8

Offener Wettbewerb | 12/2015

Neubau Krematorium Friedhof Schoren

URANOS

8. Rang / 2. Ankauf

Preisgeld: 6.000 CHF

Mauro Turin Architectes

Architektur

paysagestion

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt entwickelt sich in seiner Konzeption aus der Idee, für die Gefühlswelten der Menschen, welche in der Begegnung mit dem Tod beim Ab schied von den Verstorbenen aufkommen, einen kraftvollen räumlichen Katalysator zu bilden. Das Krematorium soll als Teil der Landschaft den Menschen spüren lassen, dass er Teil der Natur ist. Dieser beinahe spirituelle Ansatz findet eine überzeugende Umsetzung in der Setzung von sechs langen Wandscheiben, die eine spezifische innere Räumlichkeit bilden, welche der rituellen Bedeutung einer Abschiedszeremonie gerecht wird und überdies in einen sehr stimmigen Bezug zur vorderhand angrenzenden Ackerlandschaft und zum Friedhof treten. Sowohl der inhaltliche Anspruch wie auch die städtebauliche und konzeptionelle Ausgangslage dieses Projektes werden von der Jury sehr geschätzt. In seiner konkreten architektonischen Umsetzung lässt der Vorschlag jedoch viele Fragen aufkommen. Die Ausformulierung des Gebäudes als Brücke mag man wohl intellektuell noch nachvollziehen können; sie wirkt aber in der vorgeschlagenen Weise an diesem Ort forciert, zumal dann unter dem aufwändig inszenierten Grund der zu überbrückenden Leere ein unattraktives und aufwändig erschlossenes Untergeschoss mit verschiedenen Diensträumen angeordnet wird. Materieller Aufwand und räumlicher Ertrag stehen in einem sehr ungünstigen Verhältnis zueinander. Leider wird das zentrale Thema der Landschaft, welches die Basis der Konzeption bildet, durch eine spätere Erweiterung der Friedhofanlage so nicht mehr erlebbar sein. Die Verfassenden des Projektes URANOS haben zwar ein architektonisch interessantes Projekt erarbeitet, dabei jedoch die Anforderungen für den Betrieb eines Krematoriums komplett ausgeblendet. Die minimal erforderlichen Betriebsabläufe funktionieren nicht oder werden gar ignoriert. Im Besucherbereich sind Korridore vorgesehen, welche weder erforderliche Fluchtweg breiten noch das Hindernisfreie Bauen beachten. Die Verfasser gehen davon aus, dass im Aufbahrungsraum die Urnen «aufgebahrt» werden ... Der geforderte MINERGIE - P Standard wird nicht erreicht. Der Wärmebedarf liegt über dem Einstiegskriterium und sogar über dem gesetzlichen Grenzwert für Neubauten. Auch mit hochwärmegedämmter Gebäudehülle allein kann MINERGIE - P nicht erreicht werden, es braucht eine Kombination mit höchst effizienter Haustechnik. Der Entwurf ist bezüglich Erreichbarkeit des geforderten Energiestandards ungünstig. Das Gebäude ist nicht kompakt und weist eine grosse Gebäudehüllfläche sowie eine grosse Fläche der Kühlräume innerhalb des Dämmperimeters auf. Ausserdem ist das Gebäudevolumen überdurchschnittlich hoch. Das gewählte Stahl - Trägersystem mit einer äusseren und inneren Blechverkleidung wirkt in der eindimensionalen Ebene sehr kompakt und klar ausgerichtet. Durch das Vertiefen der Anlage, mit Erschliessungsrampen im Erdreich, erscheinen der konstruktive Aufwand und die Materialisierung als aufwändig und unwirtschaftlich. Dies umsomehr, als dadurch für technische Anlagen ein weiteres Untergeschoss notwendig wird . Der Unterhalt und die Instandsetzung werden als kostenintensiv beurteilt. Die Verfassenden fokussieren in diesem interessanten Projektvorschlag in erster Linie auf die Zeremonie des Abschiedes. Dem Umstand, dass in diesem Gebäude aber Menschen über Jahre ihre tägliche Arbeit verrichten, wird leider nicht die gleiche Beachtung geschenkt, ebenso liefert das Projekt den Beweis nicht, dass betrieblich notwendige technische Elemente wie Kamine und grosse Rückkühlgeräte architektonisch in dieses ambitiöse Projekte stimmig eingebunden und integriert werden können. Aus all diesen Gründen verliert das Projekt an Glaubwürdigkeit und vermag seinem eigenen hohen Anspruch an Wahrhaftigkeit nicht ganz gerecht zu werden.
7. Rang 8 / 8