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Mehrfachbeauftragung als Realisierungswettbewerb | 09/2015

Neubau Gemeindezentrum der Katholischen Kirchengemeinde St. Matthäus

Perspektive

Perspektive

Offenes Haus im Garather Zentrum

1. Rang / 1. Preis

Peter Böhm Architekten

Architektur

Prof. Gottfried Böhm

Architektur

Erläuterungstext

Offenes Haus Im Garather Zentrum

Die zentrale Lage des neuen Kirchplatzes, der sich zwischen dem Eingang der Kirche und dem Gemeindezentrum erstreckt, scheint uns – auch im Hinblick auf die Chance, mit dieser Maßnahme einen starken Impuls für eine Revitalisierung des Garather Zentrums zu bewirken – sehr wichtig. Hier bekommt das Kopfende der Einkaufsstraße eine platzräumliche Ausformung, im Übergang inszeniert durch den Turm der Apotheke und dem Erker des Neubaus. Im Westen wird die Anknüpfung des Platzes an das Altenzentrum gestärkt, im Norden schließt sich der Pfarrgarten an, der einen Übergang zum öffentlichen Grün an der Haltestelle bildet. So werden die verschiedenen Funktionen – die kommerziellen und das Gemeindezentrum – auf engem Raum konzentriert, sodass wieder ein lebendiger Stadtkern entstehen kann.

Das neue Haus öffnet sich mit großer Geste dem Platz; dessen Pflasterbelag erstreckt sich bis in das Foyer hinein und wirkt so einladend für jedermann, der hier vielleicht auch nur einen Kaffee trinken möchte.

Das Foyer ist der zentrale Raum, um den sich alle anderen Funktionen gruppieren. Geradeaus liegen die Küche mit der Ausgabetheke, rechts der Pastoralbereich, der über das Frontoffice erschlossen wird, links der Saal und der Clubraum, der so abgetrennt werden kann, dass von hier aus die WC’s erreichbar bleiben. Die Bibliothek liegt auf der Galerieebene mit abtrennbarem Bücherregalbereich und bequemen Sitzecken. Ebenfalls im OG liegen die weiteren Gruppenräume.

Über breite Türanlagen kann der Saal mit dem Foyer verbunden werden; er verfügt zudem über breite Öffnungen zum Pfarrgarten hin, was z. B. bei Festen schön genutzt werden kann. Auch der Clubraum hat über den kleinen Hof einen direkten Zugang zum Garten.

Dieser kleine Pfarrgarten bietet sich als Treff, für Spiele oder auch für Grillnachmittage usw. an und wird entsprechend möbliert.

Im Norden wird die Gesamtanlage durch zwei Wohnhäuser abgerundet, die mit eigenem Garten ein attraktives Wohnen ermöglichen.

Konstruktion:
Das Pfarrhaus nähert sich im Norden der Außenwand des Kanals mit einem Abstand von etwa 1,5 m. Mit dem Statiker zusammen haben wir als kostengünstige Lösung angedacht, das Gebäude über Brunnengründung bis unter Kanalboden zu gründen, um einen Verbau zu ersparen und Setzungen beim Kanal zu vermeiden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Anordnung des neuen Gemeindezentrums an der Kreuzung der Platzraumentwicklung um die Kirche St. Matthäus sowie der Ladenzone der Fußgängerzone überzeugt sowohl inhaltlich wie städtebaulich. Durch das Hineinziehen des Platzes in die Foyerzone des Pfarrzentrums sowie die Schrägstellung der Pfarrsaalwand entsteht ein schlüssiger urbaner Raum, der die Kirche ins Zentrum stellt. Dadurch gelingt es, dass aus Bestand und Neubau ein neues Ganzes wird.

In seiner städtebaulich-freiräumlichen Ausrichtung orientiert sich die Arbeit somit eher in West-Ost-Richtung, die sich schlüssig aus den Nutzungs-zusammenhängen ergibt. Sie verzichtet zugleich auf einen markanten baulichen Abschluss am Kopf der Nord-Süd-gerichteten Schwerelinie der Fußgängerzone.

Dieser Abschluss der Bewegungsachse aus der Ladenzone entlang der Kirche durch die beiden in eine undefinierte Grünfläche platzierten Wohnge-bäude erfolgt halbherzig und überzeugt nicht. Hier fehlt eine klare Aussage, auch zum Straßenraum entlang der Rene-Schickele-Straße.

Die Architektursprache wird kontrovers diskutiert. Unter denkmalpflegerischen Aspekten wird die beabsichtigte undifferenzierte Übernahme der Materialität des Bestandes kritisch diskutiert.

Auch wenn Foyer, Saal und Pfarrbüros grund-sätzlich richtig angeordnet erscheinen, zeigt die Funktionalität der einzelnen Nutzungsbereiche noch Schwächen. So ist der Saal nicht teilbar, außerdem ist der Frontoffice-Bereich des Pfarrbüros problematisch. Auch die Lage und Erschließung des Jugendclubs erscheint konfliktträchtig mit den Nachbarn und überzeugt nicht.

Die Arbeit überzeugt dagegen durch eine hohe Flächeneffizienz und einen kompakten Baukörper, der eine vergleichsweise gute Wirtschaftlichkeit in Erstellung und Betrieb erwarten lässt.

Aussagen zur Umsetzung der energetischen Ziele werden insgesamt vermisst.

Trotz architektonischer und funktionaler Schwächen überzeugt die Arbeit insgesamt vor allem durch ihre städtebaulichen Qualitäten. Sie erfüllt mit ihrer Anlage und Disposition vorbildhaft die Vorgaben einer schlüssigen Adressbildung und leistet einen qualitätvollen Beitrag für einen Abschluss des denkmalgeschützten Gesamtensembles.
Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Ansichten

Ansichten

Längsschnitt

Längsschnitt

Querschnitt

Querschnitt

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt