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Mehrfachbeauftragung | 07/2015

Neubau von Gemeinderäumen an die Johanneskirche

2. Rang

GIES ARCHITEKTEN BDA

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser dieser Arbeit überzeugen mit einer gestalterisch sehr ansprechenden skulpturalen Figur, die als neues Element der Johanneskirche beiseite gestellt wird. Eine bewegte mit Dachhauben belebte kleinteilige Form mit eigenständigem Charakter.

Städtebaulich gelingt dadurch zweierlei: Das Kirchengebäude behält weiterhin die Position als wichtigstes Gebäude der Kirchengemeinde. Das von der Fläche her größere Gemeindehaus ergänzt die Kirche ohne diese zu dominieren. Zur großformatigen Wohnbebauung im Westen hingegen weiß sich das Gemeindehaus sehr wohltuend abzusetzen. Der aufgrund der Aufgabenstellung und des Raumprogramms erhebliche Maßstabssprung zum Nachbarn wird auf diese Weise sehr selbstverständlich gelöst.

Sehr positiv bewertet wird auch der hohe architektonische Anspruch der Arbeit. Der Weg vom öffentlichen Straßenraum über den Johannespark, die Treppen, Rampen und Mauern, die zum Eingang des Gemeindehaus führen, sind ebenso wie die Übergänge und Raumbeziehungen im Gebäude sehr ansprechend inszeniert. Unterstützt wird die hohe Gestaltqualität durch das Zenitlicht der Dachhauben im Inneren des Gemeindehauses.

Allerdings führt dieser hohe Anspruch an manchen Stellen auch zu nicht immer als passend empfundenen Einzellösungen. So ist der Jury nicht klar geworden, ob das Wasserbecken vor dem Kircheneingang als bewusst zu übertretende Schwelle in die Kirche gedacht ist oder als begleitendes und dann aber wohl verzichtbares Element auf dem Weg zum Gemeindehauseingang. Eine der Dachhauben ist über der Küche angeordnet und überhöht deren Bedeutung doch etwas zu sehr.

Die Jury diskutiert eingehend über die Frage, ob die jeweils sehr stark ausformulierten Raumabfolgen für ein der Gemeinde sich öffnenden und einladenden Gemeindehaus die gewünschte Selbstverständlichkeit und „Geschmeidigkeit“ haben, und ob die hohe Qualität der Innenräume mit dem tatsächlichen Gemeindeleben immer in Übereinstimmung zu bringen ist.

Bei der Verbindung der Innen- und Außenräume werden im Bereich des nicht sonderlich gut belichteten kleinen Gemeindesaals mit vorgelagerten Stellplätzen sowie der an der Grenze nach Westen etwas beengt angeordneten Terrasse vor dem großen Gemeindesaal Schwächen erkannt. Auch die größere Entfernung der Küche zum Johannespark dürfte sich bei Gemeindefesten als nachteilig herausstellen.

Die in den begleitenden Texten erwähnte Konstruktion als Holzkonstruktion wird aufgrund der möglichen schnellen Bauausführung und dem nachwachsenden Baustoff ausdrücklich gewürdigt. Inwieweit die Außenhülle ebenfalls in Holz oder in einem anderen, dem skulpturalen Ansatz entsprechendem Material denkbar war, konnte leider nicht abschließend beurteilt werden.

Im Vergleich aller Arbeiten fällt die geringe Kubatur des Vorschlags positiv ins Gewicht. Der gewählte skulpturale Ansatz, das dadurch bedingte eher ungünstige Außenwand-/ Volumenverhältnis, die vor der Kirche vorgeschlagenen Maßnahmen in der Außengestaltung werden diesem wirtschaftlich erscheinendem Hinweis - zusammen mit dem hohen in Teilen auch an museale Räume erinnerndem gestalterischem Anspruch - allerdings wieder entgegenwirken.

Insgesamt stellt der Vorschlag einen äußerst wertvollen Beitrag auf sehr hohem Niveau für die gestellte Aufgabe dar.
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