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Einladungswettbewerb | 09/2019

Teilumnutzung der Kirche St. Walburga in Emden zu einem Kolumbarium

Perspektive

Perspektive

2. Preis

Preisgeld: 3.500 EUR

Königs Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Der Kirchenraum soll in seiner Raumwirkung als Ganzes erfahrbar bleiben und gleichzeitig in seinen einzelnen Raumzonen eine jeweils eigene Atmosphäre entwickeln. Durch eine einheitlich helle Gestaltung erzeugen wir eine zeitgemäße Abstraktion und ermöglichen eine transzendentale Wirkung des Ganzen, ohne die funktional bedingte Teilung zu betonen.
Der Hochchor wird als Gottesdienstraum genutzt, indem die vorhandene Höhenlage der Altarstufen erhalten bleibt und ca. 5,50 m in den Kirchenraum verlängert wird. Dadurch ist es möglich, den darunter entstehenden Hohlraum für das ewige Grab des Kolumbariums zu nutzen ohne diesen durch einen aufwändigen Tiefbau erstellen zu müssen. Der Gottesdienstraum im Hochchor soll einfach und archaisch mit Prinzipalien und einer flexiblen Bestuhlung aus Holz gestaltet werden. An Stelle des barocken Hochaltars soll ein Kreuzrelief auf der weißen Rückwand als Lichtspur gestaltet werden. Die Beleuchtung besteht aus verdeckt montierten Leuchten, die dimmbar im Bedarfsfall geschaltet werden können. Der Gottesdienstraum wird durch eine seitliche Rampe barrierefrei erschlossen und durch einen bronzierten Metall-Paravent halbtransparent vom Kolumbariums-Bereich abgegrenzt. Diese Abgrenzung nimmt Bezug auf das tradierte Element einer Chorschranke.

Die Raumzone, die für das Kolumbarium vorgesehen ist, wird durch vier kreuzförmige Skulpturen gegliedert, wobei in jeder Skulptur jeweils 64 Doppelurnenund 80 Einzelurnen beherbergt werden. Insgesamt finden 256 Doppelurnen und 320 Einzelurnen, in Summe 832 Urnen, Platz. Als Rückzugsmöglichkeit für die Trauernden sind Sitzbänke in den Seitenschiffen vorgesehen. Zentrale Andachtskerzen werden mittig aufgestellt, trotzdem ist genug Raum für einen Einzug mit Sargwagen. Die Gestaltung der einzelnen Urnenplätze assoziiert mit ihren vertieft eingelassenen Grabplatten einen individuell abgegrenzten Ort. Der bogenförmig überwölbte Raum bietet zudem mit einer zylindrischen Vertiefung einen definierten Ablageort für Blumenvasen oder Andachtskerzen. Der Korpus und die Fächer werden aus einer Metallunterkonstruktion erstellt, die Außenverkleidung besteht aus rotbraunen Holzkörpern mit cremeweißen Quarzsteinplatten.

Unmittelbar nach Betreten der Kirche findet man unterhalb der Orgelempore den Gesprächsraum linker Hand und das Trauerbuch rechts vor. Für die heiligen Öle ist eine eigene Wandvitrine vorgesehen. Die vorhandene Muttergottes und die Namenspatronin St. Walpurga sind im linken Seitenschiff jeweils als Andachtsort vorgesehen. Der bisherige Seitenanbau außen an der Südseite wird zurückgebaut, um die Klarheit des Kirchenbaukörpers und die Auffindbarkeit des Pfarrbüros zu stärken. Das vorhandene Vordach über dem Haupteingang wird ebenfalls entfernt und durch eine gestalterisch ansprechendere Überdachung ersetzt.

Der vorhandene Bestandsbau soll mit einfachen, minimalen Eingriffen in die Struktur saniert und für die Nutzung als Sakristeianbau, Büro und WC hergerichtet werden. Vom Vorplatz der Kirche aus wird seitlich eine Fußwegverbindung zum Pfarrheim angelegt. Die zusätzlich erforderlichen Stellplätze werden dort den vorhandenen Parkplätzen gegenübergestellt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Wesentlicher Charakter des Entwurfes ist der behutsame Umgang mit dem Bestand und der Erhalt der historischen Bausubstanz ohne größere Eingriffe in die Architektur und Raumgestalt.
Der Kirchraum ist in seinen Funktionen klar definiert, die Neugestaltung erfolgt im Wesentlichen durch die eingebrachte Möblierung, welche in dem kleinen Raum wohltuend bescheiden wirkt. Die zu erwartende Helligkeit des Gesamtraumes wird einhellig begrüßt.
Die Bestuhlung im Gottesdienstraum kann variiert werden, so dass auch eine Communio-Lösung möglich wäre. Der vorgeschlagene Lettner wird als trennendes Element allerdings eher als störend empfunden. Die formale Ausgestaltung und Materialität der Urnenwände könnte noch optimiert werden und auch die gestalterische Qualität der Prinzipalien, der Ort für den Tabernakel und die Besetzung der Mitte des Kolumbariums durch Kerzenständer werden kritisch hinterfragt.
Auch wenn der Erhalt des optisch stimmigen Ensembles aus Kirche und Anbau durchaus positiv gesehen wird, fehlt dem Entwurf ein deutliches äußeres Zeichen, welches die neue Funktion für den Passanten oder Besucher ablesbar macht.
Lageplan

Lageplan

Grundriss

Grundriss

Perspektive

Perspektive

Perspektive

Perspektive

Detail Grundriss

Detail Grundriss

Detail Schnitt

Detail Schnitt

Perspektive

Perspektive