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Einladungswettbewerb | 06/2023

Brenzkirche Stuttgart IBA’27 - Zurück in die Zukunft

Außenperspektive

Außenperspektive

2. Preis

Preisgeld: 13.500 EUR

prinzmetal Architekten

Architektur

Erläuterungstext

„Hybride Räume der Transzendenz“

Seit acht Jahren greift das Profil der Brenzkirche als Atelierkirche am Weißenhof die Vielseitigkeit der unmittelbaren Umgebung – eines von künstlerischer Vielfalt geprägten Standortes – auf, lebt und diskutiert diese in ihren diversen kulturellen Angeboten. Im Zuge der IBA 27 fiel die Entscheidung dem Profil der Kirche eine räumliche Entsprechung zu geben.
Ziel des Entwurfes ist es, die gelebte Form als räumliches Konzept umzusetzen und nach Außen sichtbar zu machen. In gleicher Weise soll die wechselvolle Architekturgeschichte erfahrbar und kohärenter Bestandteil der neuen Gesamtkonzeption werden.
Die Brenzkirche bildet den städtebaulichen Auftakt für das Weißenhofareal und stellt die Wege und Blickbeziehungen von der Killesberghöhe zur Weißenhofsiedlung her. Programmatisch werden Kooperationen zur Kunstakademie und mit den unterschiedlichen Akteuren des Weißenhofareals genutzt. Als Atelierkirche bietet sie Atelier- und Gemeinschaftsräume sowie Ausstellungsflächen für schöpferische Prozesse und ist somit Anziehungspunkt für ihr näheres und weiteres Umfeld.
Der neue Brenzplatz schafft eine räumliche Verbindung zur Kunstakademie und zum neuen Wohnquartier. Der im Gebäude ursprünglich enthaltene Bewegungsfluss über die Gebäuderundung wird durch die Öffnung der Erdgeschosszone konsequent in das Gebäude hineingeführt. Der Ausblick auf das Weißenhofareal soll genutzt werden. Die Straße „Am Kochenhof“ soll in der Anzahl der Fahrspuren und der Breite reduziert werden.
Das Gebäude wird entsprechend seiner Geschosse in vier atmosphärische Zonen unterschieden: Das Erdgeschoss wird als Marktplatz verstanden, der Kirchenraum seiner ursprünglichen Widmung als „Weißer Saal“, der Dachstuhl wird als Dachgarten erschlossen und der Bunker im Untergeschoss wird als Resonanzraum zugänglich gemacht.
Die denkmalpflegerische Konzeption sieht einen Pfad durch das Gebäude vor, in dem die unterschiedlichen Zeitschichten gegeneinander gestellt werden. In der zirkulären Durchwegung und Umrundung des Gebäudes werden die Kollisionen der Schichten an verschiedenen Orten greifbar gemacht.
Die zielgerichtete Aufwertung des vorgefundenen Bestandes mit infrastrukturellen Eingriffen, ist unsere Antwort auf den Umgang mit baulichen Zeitzeugnissen des 20. Jahrhunderts. Sie ermöglichen die Ingebrauchnahme durch spielerisch-kreative Nutzungen und eine Neuinterpretation des Ortes.
Zusammenfassend begreifen wir eine Atelierkirche als Ort für das offene und prozesshafte Schaffen, in das Passanten ebenso wie die Kirchengemeinde und weitere Interessierte einbezogen sind. Die vier atmosphärischen Zonen sind die Spielflächen dieses Prozesses, sie sind „Hybride Räume der Transzendenz.“ (Th. Erne)

Beurteilung durch das Preisgericht

Reduzierte Verkehrsflächen der angrenzenden Straßen machen den Zugang zur Brenzkirche großzügiger und damit attraktiver. Dort schafft ein Vorbereich vor dem Dora-Veit-Saal als Terrasse einen barrierefreien Zugang sowohl zur Kirche wie zum Wohngebäude. Zusammen mit einer großflächigen, bodentiefen Verglasung des Dora-Veit-Saals gelingt somit die erwünschte, einladende Öffnung der Kirche zum Quartier.

Im Vorbereich zum Foyer werden die WC-Anlagen neu organisiert und mit einer Behindertentoilette ergänzt. Der Zugang zum Kirchensaal wird belassen, zusätzlich entsteht an dieser Stelle ein Abgang ins Untergeschoss.

Der Kirchensaal im 1. Obergeschoss wird um ein Joch gekürzt, damit Platz für ein Lager entsteht. Der Kirchenraum („Weißer Saal“) ist Bühne für unterschiedlichste Nutzungen. Er erhält wieder seine ursprüngliche einseitige Öffnung mit großen Fenstern nach Westen. Mit Vorhängen können unterschiedliche räumliche Szenarien hergestellt werden. Die Empore wird so vergrößert, dass sie vom Aufzug aus zugänglich ist. Hier führt eine neue Treppe auf das wieder flache Dach.

Der Wohnteil wird neu organisiert. Im Erdgeschoss befinden sich die Pfarreiräume und eine Wohnung. Im 1. Obergeschoss liegt die Pfarrwohnung, darüber sind kleinere Wohnungen mit einem Schalt- und einem Gästezimmer und im Dachgeschoss zwei Studiomaisonetten.

Die Quergiebel des Satteldachs werden rückgebaut und unter dem bestehenden und zum Dachrand gekürzten Dachstuhl befinden sich fünf kleinere Atelierräume, eine Teeküche und ein Werkraum. Das Dach ist verglast und teilweise mit Photovoltaik - Elementen versehen.

Im direkt aus dem Foyer zugänglichen Untergeschoss soll im Luftschutzkeller ein Resonanzraum als Ausstellungs- und Erinnerungsfläche eingerichtet werden.

Die Photovoltaik speist unter anderem eine Wärmepumpe, die ein Eisspeicher ergänzt.

Die Umbauten sollen schonend erfolgen, Material wird wieder verbaut, weitere Bauteile sollen über Bauteilbörsen beschafft werden. In der Fassade und im Gebäude sind die verschiedenen historischen Schichten als Spuren sichtbar. Sei es als Erhalt von Material und Oberflächen oder reliefartig, wie zum Beispiel bei den geschlossenen Fenstern des Kirchensaals im Osten, teilweise als Materialspur, wie bei den Balkenköpfen des Dachstuhls im Kniestockbereich, teilweise als Ressource: so soll das Holz der Deckenpaneele der Kirche für Schreinerarbeiten verwendet werden.

Obwohl Gebäudeform und die Öffnungscharakteristik wieder stärker dem Originalbau angenähert werden, entsteht ein Pastiche, in dem die verschiedenen Zeitschichten sichtbar bleiben. Die Kirche wird heller, offener und auch für Menschen mit eingeschränkter Mobilität zugänglicher. Die wesentlichen Ziele des Umbaus können somit erreicht werden. Verloren geht ein Teil des Dachstuhls und hier stellen sich auch technische und funktionale Fragen. Die Obergeschosse des Wohnungsbaus sind nicht barrierefrei erschlossen und der Aufzug auf das Dach befindet sich im Kirchturm. Hier stellen sich Fragen der Zugänglichkeit und der Trennung der Funktionen.

Die Außenform zerfällt und es sollte ggf. versucht werden, materiell und architektonisch mehr vom ehemaligen Dachstuhl zu erhalten.

Die Materialstrategie muss vor dem Hintergrund denkmalpflegerischer und ressourcenschonender Aspekte weiterentwickelt werden.
Isometrie

Isometrie

Kirchenraum

Kirchenraum

Kirchenraumlexikon

Kirchenraumlexikon

Außenperspektive Nacht

Außenperspektive Nacht

Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Obergeschoss

Grundriss Obergeschoss

Plan 1

Plan 1

Plan 2

Plan 2

Plan 3

Plan 3