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5. Rang 6 / 6

Nichtoffener Wettbewerb | 10/2013

Sekundarstufenzentrum Burghalde

Situationsplan

Situationsplan

WALTER & OSKAR

6. Rang / 6. Preis

Preisgeld: 8.000 CHF

Vetter Schmid Architekten

Architektur

Beat Jaeggli Architekt

Architektur

Haag Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Claudia Moll

Landschaftsarchitektur

Thomas Boyle + Partner AG

Bauingenieurwesen

EN/ES/TE AG

TGA-Fachplanung

JAEGER BAUMANAGEMENT AG

Projektsteuerung

Erläuterungstext

Situation und Umgebungskonzept

Zwei langgestreckte viergeschossige Zeilenbauten bilden gemeinsam mit dem Schulhaus Burghalde I den neuen Sekundarstufencampus von Baden. Dabei ordnen sich die Neubauten durch ihre Setzung und horizontale Einbettung in der Topographie auf selbstverständliche Weise in Otto Dorers Raumkonzept ein und rahmen die Villa. Die Sichtachse Kutscherhaus - Villa wird freigespielt und die diagonalen Sichtbezüge in den Park vom Pavillon und der Burghalde I durch die Rückstaffelung in den Gebäudevolumina der neuen Häuser gestärkt. Diese stehen, sich auf das Haus Burghalde I beziehend, je auf einer eigenen Terrasse, welche als komplementäre Ergänzung zur vertikalen Sichtsachse die Hauptebene der Schule bilden: eine Querachse, die sich über den gesamten Campus spannt, vom Anschluss Lindenplatz und ZIS bis zu den westlich gelegenen Sportfeldern.

Durch die räumliche Überlagerung der historischen Bezüge und funktionalen Verbindungen werden die vorhandenen Anlageteile des ursprünglichen Villengartens mit dem neuen Sekundarstufenzentrum Burghalde verwoben. Die Umgebungsgestaltung macht sich dabei die topographischen Gegebenheiten zu Nutzen. Während die historische Sichtachse von der Staffelung der begrünten Böschungen geprägt wird und die Baumpflanzungen der Terrassen den Blick rahmen, verbinden die dazwischen liegenden Terrassenrampen die Anlageteile und die Zugänge zum Areal. Die unterschiedliche Ausgestaltung der einzelnen Terrassen schafft eine spannungsvolle Abfolge von Räumen und differenzierte Bezüge innerhalb der Anlage.

Organisation und Nutzung

Die beiden neuen Schulhäuser -Walter und Oskar- öffnen sich über ihre gesamte Gebäudelänge mit einer Arkade zur grosszügig ausgestalteten Hauptebene und nehmen in ihren Erdgeschossen die allgemeinen und stark frequentierten Nutzungen von Mensa, Lehrer, Bibliothek und Schulsekretariat/ - leitung auf. Ein Zugangsniveau tiefer, auf der Ebene des Kutscherhauses, liegt im westlichen Teil des Grundstücks der zusätzliche Zugang der Dreifachturnhalle sowie die Anlieferung. Hier ist der Terrassensockel als Gebäude ausgebildet und nimmt neben der Sportnutzung die Hauswirtschaftsräume, Technik und Lagerflächen auf.

In den Obergeschossen der neuen Schulhäuser sind die Klassenzimmer untergebracht. Der zunehmenden Individualisierung und Differenzierung des Lernprozesses entsprechend, wird hier eine vielfältige Lernumgebung angeboten. Innerhalb des einfachen zweibündigen Aufbaus entwickelt sich ein offenes und differenziertes Raumangebot zur Lernlandschaft, in der sich die Schüler entfalten, treffen, austauschen oder zurückziehen können. Ein grosszügiges innen liegendes Treppenhaus erschliesst pro Geschoss jeweils eine Lerneinheit von vier Zimmern mit Gruppen- und Vorbereitungsräumen. Dank der einfachen Entfluchtung aller Räume direkt in das Treppenhaus können die breiten Korridore als multifunktionale Aufenthalts- und Arbeitszonen genutzt werden, ohne dass aufwändige Fluchtbalkone oder zusätzliche Treppenhäuser notwendig sind. Zudem bietet das einfache Grundrisslayout die Möglichkeit, innerhalb einer Lerneinheit die Klassenzimmer zu Grosseinheiten zusammen zu schliessen. Ergänzt wird dieses Raumangebot durch die Schüler-Aufenthaltsbereiche, die jeweils der Mensa und der Bibliothek vorgelagert in den Erdgeschossen angeboten werden sowie durch die „Freiluftzimmer“ auf den Terrassen im dritten Obergeschoss.

Das Schulhaus Burghalde I soll künftig die diversen Fachräume aufnehmen, in der Turnhalle I findet die neue Aula ihren Platz.

Beurteilung durch das Preisgericht

Zwei neue Baukörper übernehmen die Ausrichtung des Schulhauses Burghalde I und sind hangparallel in den Park vor der Villa Burghalde situiert. Eine ebenfalls zum Hang verlaufende schräge Erschließungsebene verbindet die drei Baukörper untereinander. Diese strikte Anordnung der Volumen wie auch die Elemente des Außenraums bestimmen die Situation. Trotzdem nehmen die sichtbaren neuen Bauvolumen keinen klaren Bezug zum umgebenden Bestand und wirken daher eher zufällig gesetzt.

Die Zugänge zu den drei Schulbauten liegen an der zentralen mittleren Terrasse. Im Hauptzugang ab der Melligerstrasse zur Schulanlage ist zentral eine breite Zugangstreppe deutlich sichtbar. Diese hat in der Folge keine gleichwertige Fortsetzung und Verbindung zur erwähnten zentralen Erschließungsterrasse. Der Zugang zur eingegrabenen Dreifachturnhalle ist unattraktiv und schwierig auffindbar.

Die beiden Neubauten sind auf unterschiedlich gestaltete Sockel gesetzt. Dem östlichen Baukörper ist eine Terrasse mit geschlossener Stützmauer vorgelagert. Im Westen sitzt der Neubau auf einer raumhaltige Terrasse, hier ist die Mauer mit Fensteröffnungen durchbrochen.

Das Gestaltungsprinzip des Außenraums ist stimmig, funktional und räumlich interessant. Die Terrassierung unterstützt die Orientierung und verwebt die Schulanlage mit den historischen Hierarchien. Die Umsetzung mittels Rasenböschungen, Steigtreppen und schiefen Ebenen entspricht den schulischen Nutzungen. Die Neugestaltung setzt leider die Rodung aller zentral vorkommenden Gehölze voraus.

Der Grundriss des Normalgeschosses kann auf zwei Arten gelesen werden: Vier Klassenzimmer werden um einen Erschließungskern mit den geforderten Nebenräumen gruppiert oder zwischen zwei Erschließungskerne werden vier Klassenzimmer mit einer Mittelzone, die als Gruppenraum genutzt wird, gelegt. Die zweite Möglichkeit wird durch die Verfasser im Attika Geschoss dargestellt. Diese Lösung scheint viele Nutzungsvarianten zu ermöglichen. Jedoch ist die Zwischenzone der vier Klassenzimmer mit zu wenig Tageslicht ausgeleuchtet, insbesondere weil die Innenwände nur zur Hälfte und wechselseitig verglast sind. In dieser Mittelzone muss mit zusätzlicher Beleuchtung gearbeitet werden. Wird eine solche Vierergruppe auf zwei Schuleinheiten aufgeteilt und baulich abgetrennt, entsteht in der Mitte eine bedrückende Restfläche.

Die Grundrisslösung der Mensa überzeugt nicht. Die dezentrale Essensausgabe ergibt lange und hindernisreiche Wege zu vielen Esstischen. Die gewählte Raumgliederung ist für die betreute Nutzung außerhalb der Essenzeit ungünstig.

Das Volumen der neuen Dreifachturnhalle wird bergseits unmittelbar vor die bestehende Turnhalle Burghalde I komplett eingegraben.

Die statische Überprüfung zeigte zudem, dass die Organisation der Grundrisse teilweise so nicht möglich ist, da das statische System nicht durchgehalten wurde und geschossweise verspringt.

Die Anforderungen an Minergie-P-ECO weren mit geringfügigen Anpassungen an den Dämmperimeter erfüllt. Im Vergleich lässt das Projekt eher durchschnittliche Erstellungskosten und eine günstige Wirtschaftlichkeit erwarten.

Das Projekt «WALTER & OSKAR» gestaltet eine Schulanlage, deren Stärke in der klaren Zuordnug der Baukörper und einer einfachen kompakten Bauweise liegt. In sich ist die Anordnung und Nutzung der Schulbauten schlüssig. Bei genauer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass die innere Organisation nicht stringent zu Ende gedacht wurde. In verschiedenen Punkten vermag der Entwurf daher nicht zu überzeugen: Die Neubauten nehmen nicht offensichtlich Bezug zum umgebenden Bestand, die Grundrisslösung der Mensa überzeugt nicht, der Zugang zur Turnhalle ist ungünstig, die innere Haupterschliessungsebene hat keinen gleichwertigen Hauptzugang. Der Preis für die klare Ausrichtung der Anlage auf die Schule ist, dass zur Villa Burghalde keine einladende Zugangspromenade gestaltet wird. Die Terrasse am Fuß der Stützmauer vor der Villa wird in Anlehnung an die ursprüngliche Gestaltung rekonstruiert, vermittelt aber zu wenig. Die Schulanlage und Vila Burghalde sind keine Einheit, sondern stehen mit wenigen Berührungspunkten nebeneinander.
Grundriss EG

Grundriss EG

Schnitte

Schnitte

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