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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2014

Neubau der Hans-Thoma-Schule

1. Preis / Zuschlag

plus bauplanung

Architektur

Erläuterungstext

Neubau einer Förderschule für Lernhilfe, Körperbehinderte und Kranke sowie eines sonderpädagogischen Beratungs- und Förderzentrums in Oberursel (Taunus)
Erläuterungsbericht:

Präambel

SchülerInnen verbringen in einer Ganztages-Förderschule einen überwiegenden Teil ihrer Zeit und werden wesentlich durch die gebaute Umgebung geprägt.

Für uns als Architekten stellt sich somit als primäre Herausforderung nicht nur das Raumprogramm zu erfüllen, sondern einen Lebensraum für schwache, behinderte und kranke Kinder zu schaffen, der ihnen zugleich Geborgenheit, Sicherheit und Heimat bietet und ihre emotionale und motorische Entwicklung fördert.

Wir haben das Hauptaugenmerk auf die Entwicklung eines gegliederten Hauses um einen zentralen Platz gelegt, von dem aus sich die einzelnen Funktionseinheiten als erlebbare Häuser entwickeln. Diese sollen durch differenzierte Materialwahl und signifikante Farbgebung jeweils als erkennbare Adressen individualisiert sein.

Das Wohlbefinden jedes Kindes, (einzeln und in der Gruppe) ist für uns die Messlatte, an der unser Entwurf gemessen werden sollte. Es gilt für die sensibelste Zeit ihrer Entwicklung einen Lebensraum bereitzustellen und zu gestalten, der für jedes Kind optimale Entwicklungschancen bietet.

Für die spezifische Ausgestaltung der Räume halten wir die Partizipation mit dem Kollegium für unbedingt erforderlich. Das Ergebnis würde dadurch ein einmaliger vitaler Ort für eine behütete Schülerschaft und ein ambitioniertes Team werden.
Städtebaubauliche Schwerpunkte
Der städtebauliche Entwurfsansatz folgt den Vorgaben der Auslobung und ist in seinem Ergebnis die Bemühung, die Bedingungen des Ortes mit den Bedürfnissen der Schüler und den Funktionen der Schule in Übereinstimmung und in Einklang zu bringen.

Die bestimmende Bedingung des Ortes, ist die Autobahn A 661 im Norden des Grundstücks, sie diktiert die Disposition der Gebäudeanordnung:
Die Schallemission der Autobahn muss gepuffert werden, Erziehung benötigt Konzentration und Ruhe.
Entlang der Autobahn haben wir folglich die Sporthalle angeordnet und in der Verlängerung übernehmen die längs gestreckten Werkstätten eine ergänzende Schallschutzfunktion für die Gesamtanlage.
Der Süden des Grundstücks ist von der Hypothek befreit und lässt so eine freie Entfaltung der Entwurfsaufgabe zu.

Leitidee:
Die Anordnung der Baukörper bildet nach Innen einen Hof, eine räumliche Situation oder auch räumlicher Archetyp der einerseits für Ruhe und Schutz steht, gleichzeitig aber auch mit der Gestik einer Umarmung die Ankommenden willkommen heißt:
„Hier bin ich auch zuhause, wir formen und bilden eine Gemeinschaft.“
Um den Innenhof sind Raumnutzungen angeordnet, die das gemeinsame einer Schule ausmachen, die Aula mit ihren vor gelagerten Aufenthaltsräumen, die Naturwissenschaft, die Schulleitung, die Bibliothek, die Werkstätten und gegenüber, als Rücken, die Sporthalle mit den Umkleideräumen.
Ein Vordach folgt der Kontur des Innenhofes und führt bis vor die Bushaltestelle, an regnerischen Tagen ist der trockene Zugang in die Schule gewährleistet, eine Pausenhofüberdachung ist für die Schüler sicher gestellt, die Eingänge sind überdacht und die Maßstäblichkeit zu den zweigeschossigen Gebäudeteilen ist gewährleistet.
Die Anordnung der Baukörper bildet nach Außen eine strahlenförmig Figur, die sich mit dem landschaftlichen Teil des Grundstücks verzahnt.
Die Nutzungseinheiten sind dadurch gegliedert und signalisieren:
„Ich bin für dich gemacht, hier bist du willkommen.“
Im Westen entlang der Mainstrasse entwickelt sich der Küchentrakt als baukörperliche Nutzungseinheit. Die Ver.- und Entsorgung erfolgt von der Stirnseite, über den Anlieferungshof ohne den sonstigen Schulbetrieb zu belästigen.
Nach Ost reihen sich die Baukörper der Unterrichtsklassen wie Pavillons. Die Unterrichtsräume haben jeweils einen eigenen Ausgang in den landschaftlichen Teil des Außenanlagenkonzeptes.

Die Leitidee, eine Gesamtfigur die das gemeinsame beinhaltet und signalisiert und sich gleichzeitig so gliedert und differenziert, dass die einzelnen Nutzungseinheiten ablesbar sind, Orientierung bieten und eine Identifikation des Einzelnen mit der Schule sicher stellen:
„Hier möchte ich zur Schule gehen.“

Innere und Äußere Erschließung:
Die Forderung nach der möglichst eingeschossigen Schule
erzeugt ungewöhnliche Laufwege auf der Erdgeschossebene.
Bei einer linearen, beidseitigen Reihung der Räume, wird der erforderliche Flur 150 m lang.
Wir haben durch unsere Figur die Laufwege gekürzt, und durch die innere und äußere Erschließungsstruktur sicher gestellt, dass die Nutzungseinheiten von dem allgemeinen Erschließungsverkehr nicht gestört werden.

Räumliche Organisation:
Die Gruppierung der Funktionseinheiten wurde erwähnt.
Die Nutzungseinheit Küche mit Mensa und Aufenthaltsräumen ist für Veranstaltungen separat nutzbar und kann auch fremd vermietet werden.
Die Erschließung der Sporthalle erfolgt für Fremdnutzung direkt von der Mainstrasse.

Baukonstruktion und Wirtschaftlichkeit:
Die Bauweise folgt dem Prinzip der optimalen Leistungsfähigkeit.
Das Gebäude ist als Holzkonstruktion geplant.
Die Außenwände werden als Holzständerwände mit hoher Dämmwirkung. Durch Dreifachverglasung der Fenster sind positive solare Gewinne für Betrieb und Ökobilanz zu verzeichnen.
Die Decken sind Brettstapeldecken mit Stahlbetonverbund.
Das Dach ist eine Holzkonstruktion mit extensivem Gründach, optimiert für Wasserbilanz und Raumklima im Dachgeschoss.

Ökologische und Energetische Optimierung
Das Ziel ist ein die Umwelt möglichst wenig belastender Gebäudebetrieb bei gleichzeitig hohen Innenraumqualitäten. Dies soll bevorzugt durch passive, bauliche Maßnahmen erreicht werden, so dass ein robuster, wartungsarmer Betrieb ermöglicht wird.

Passive Maßnahmen
Ein hoher Dämmstandard minimiert die Wärmeverluste über Transmission.
Die Lage und der Anteil der Glasflächen wird hinsichtlich natürlicher Belichtung und Ausblick optimiert.
Der außen liegende, bewegliche Sonnenschutz ermöglicht die Steuerung des Tageslichtniveaus im Innenraum und gewährleistet den sommerlichen Wärmeschutz.
Über eine natürliche Nachtluftspülung werden diese thermischen Speicher nachts entladen und reduzieren dann den Anstieg der Raumtemperatur über den Tag.

Aktive Maßnahmen

Dezentrale, mechanische Lüftungsgeräte mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung stellen den hygienisch erforderlichen Luftaustausch bei geringen Außentemperaturen sicher. Ansonsten werden die Räume natürlich gelüftet.
Die Wärmeversorgung erfolgt über eine Pellet Heizungsanlage.

Optionale zusätzliche Photovoltaikflächen können zur Verbesserung der Gesamtenergiebilanz installiert werden.

Der in der Auslobung definierten Standard kann erstellt werden. Der dezentrale Ansatz der mechanischen Lüftung ermöglicht die Begrenzung auf die Bereiche, die eine mechanische Lüftung erfordern.
Zusätzlich bietet der dezentrale Ansatz für die Lüftungstechnik den großen Vorteil, dass systemimmanent auf unterschiedlichste Belegungsszenarien individuell reagiert werden kann. Die den Nutzungseinheiten zugeordneten Geräte ermöglichen eine automatisierte Lüftung wie auch einen individuellen Eingriff durch den Nutzer.
Die Möglichkeit eines individuellen Eingriffs erhöht die Akzeptanz und Zufriedenheit beim Nutzer signifikant und trägt so zu einer optimalen Nutzung der technischen Anlagen bei.
Im Sommer wird das Gebäude über Fenster und Oberlichter natürlich gelüftet werden.
Das Haus bietet eine gesunde, inspirierende Schulumgebung bei minimalen Aufwendungen für den Betrieb.