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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2015

Neubau des naturwissenschaftlichen Traktes des Gymnasiums Augustinianum

Modellfoto

Modellfoto

2. Preis

Preisgeld: 5.500 EUR

Hillebrand + Welp Architekten BDA

Architektur

Erläuterungstext

Der Städtebau
Das städtebauliche Konzept sieht vor, dass der Neubau des naturwissenschaftlichen Traktes das Schulensemble nach Süden komplettiert und zur vorhandenen Wohnbebauung abschirmt. Die erforderlichen PKW-Stellplätze werden 
direkt zwischen Sporthalle und Neubau konzentriert. Die neu entstehende Freifläche zwischen Bauteil West I und dem Neubau kann so als Schulcampus gestaltet werden. In Verbindung mit der noch zu entwickelnden Freifläche über die Straße hinweg zwischen Bauteil Ost und Bauteil West I entsteht ein neuer, großzügiger Campus, der zum Verweilen und Entspannen, zum Sehen und Gesehen werden einlädt.

Die äußere Gestaltung
Der Neubau ist als kompakter, zweigeschossige Baukörper mit Flachdach gestaltet, der auf einem 64 cm hohen, leicht eingerückten Sockel ruht, der zusätzlich dem Hochwasserschutz dient. Der Eingangsbereich bietet durch einen eingeschossigen, breiten Fassadenrücksprung Regenschutz und wird durch eine im Sockel integrierte, 4 stufige Treppenanlage betont, in die eine rollstuhlgerechte Rampe integriert ist. Die Außenwände bestehen aus 4 cm Industrieverglasung, 10cm Hinterlüftung und 35cm starken Holzrahmenelementen, die mit 30cm Zellulose gedämmt sind. In diese Konstruktion sind großflächige Fenster mit 3-fach Isolierverglasung und integrierten Sonnenschutzlamellen eingesetzt. In der Hinterlüftung kann umlaufend ein LED-Lichtband integriert werden, das die Industrieverglasung von hinten beleuchtet. So kann das Gebäude zu Tagesbeginn während der Nutzungszeiten in langsam wechselnden Farbverläufen belichtet werden. Dies unterstreicht den kristallinen Charakter des Gebäudes, das leicht über dem Gelände zu schweben scheint.

Die Funktionen
Die Physikräume, die Lehrerbesprechung und die WC ́s werden im EG, die Chemieräume im OG um einen Innenhof angeordnet. Ein Teil dieser Räume sowie die T-förmige Flurzone werden sowohl von außen als auch über den Innenhof belichtet. Es entstehen reizvolle Blickbeziehungen. Die vertikale Erschließung erfolgt über ein Treppenhaus für alle in der Nordostecke und ein „Lehrertreppenhaus“ für kurze interne Wege in der Südwestecke. Dieses dient gleichzeitig auch als 2. baulicher Rettungsweg. Der Innenhof des Gebäudes kann im EG auch als Außenlabor mit kontrolliertem Zugang genutzt werden. Hier lassen sich der Witterung ausgesetzte Langzeitversuche installieren.

Die Konstruktion und innere Gestaltung
Das Tragwerk des Gebäudes basiert auf einem Rastermaß von 1,37m für die Vorfertigung der elementierten Bauteile. Hieraus entsteht das Raster von 8,22m auf 5,48m für die tragenden Betonstützen und die aussteifenden Betonscheiben an den beiden Treppenhäusern. Die Stützen sind auf Einzelfundamenten gegründet. Die Sohlplatte besteht aus 16 cm Stahlbeton, die EG- und OG-Decke aus unterzugslosen, 32 cm starken Stahlbetonhohlkörperdecken mit Sichtbetonunterseite. Die Außenwände bestehen aus im Rastermaß elementierten 35 cm starken Holzrahmenelementen mit 30 cm Zellulosedämmung und innenseitiger Verkleidung aus ahornfurnierten Tischlerplatten. Die Innenwände werden in Metallständerkonstruktion mit gleitendem Deckenanschluss und ebenfalls Tischlerplattenverkleidung hergestellt und, wo erforderlich, mit ahornfurnierten Einbauschränken gestaltet. Die Fußböden bestehen aus 7 cm geschliffenem Zementestrich mit Fußbodenheizung. Die Sichtbetondecken erhalten in den Unterrichts- räumen und Fluren farbig lasierte Akustiksegel. In den Laborräumen werden diese im Verbund mit der Medienversorgung von den Decken gestaltet. Durch die „leichte“ Bauweise wird Gewicht und damit Gründungsaufwand gespart.

Das energetische Konzept
Mit einer umfassenden Dämmschicht von 30cm in den Außenwänden und dem Flachdach und 23cm unterhalb des EG Zementestriches mit U-Werten von 0,14 – 0,11 W/m2K, einem Gebäude A/V Verhältnis von 0,44 und einer kontrollierten Raumbelüftung mit Wärmerückgewinnung wird für diese Energiekonzeptteile der Passivhausstandard erreicht. Die Gebäudebeheizung kann mit Erdwärme erfolgen, alternativ auch über den Anschluss an die vorhandene, nicht ausgelastete Heizungsanlage im Bestand. Die dafür erforderlichen Kompressoren und Pufferspeicher können mit Strom von der Photovoltaikanlage auf dem Flachdach versorgt werden. Diese kann auch über Akkuzellen die LED-Beleuchtung des Gebäu- des unterstützen. Diese Komponenten können im Abstellraum neben dem Haupttreppenhaus installiert werden und über die Außenfenster für Schüler und Besucher sichtbar gemacht werden. Auf Grund der kontrollierten Raumbelüftung können alle Fenster mit Festverglasung ausgeführt werden. Bei diesen Fenstern liegen die elektrisch gesteuerten Sonnenschutzlamellen zwischen der 1. Glasscheibe mit transparenter Sonnenschutzbeschichtung und der 3-fach Isolierverglasung. Diese wind- und wettergeschützte Sonnenschutzanlagen sowie der Verzicht auf öffenbare Fensterflügel sparen Bauunterhaltungskosten und gewährleisten einen energiesparenden Gebäudebetrieb.

Das ökologische Konzept
Die elementierten, praktisch nur aus Holz, Altpapier und Altglas bestehenden Außenwände haben eine günstige Energiebilanz in der Materialherstellung. Auf Grund der elementierten Bauweise können sie einfach angebracht, aber auch wieder demontiert und entsorgt werden. Dies gilt ebenso für die elementierten Innenwände. Selbst die tragenden Gebäudeteile aus Beton und der Zementestrich können wieder recycelt werden.

Der Ausblick
Auf Grund seiner kompakten Gebäudeform, der sehr gut gedämmten Gebäudehülle, der Gewicht sparenden, und größtenteils elementierten Bauteile kann das Gebäude wirtschaftlich hergestellt und betrieben werden. Gestalterisch werden die wesentlichen Bauteile in ihrer natürlichen Materialität sichtbar belassen und so für die Schüler und Besucher in ihrer Funktion ablesbar. Um die Akzeptanz und das Sich-Wohlfühlen zu erleichtern werden die grauen Sichtbetondecken und Zementböden kombiniert mit der warmen Ausstrahlung von ahornfurnierten Innenwände, Türen und Einbaumöbel und als Akzent mit farbigen Akustiksegeln ergänzt. In der Außenwahrnehmung kann das Gebäude mit der hinterleuchteten Glasfassade eine fröhliche Leichtigkeit vermitteln, vielleicht auch Neugierde für die Naturwissenschaften wecken und sich zum signifikanten Zeichen für das Gymnasium Augustinianum entwickeln.

Beurteilung durch das Preisgericht

Den Verfassern gelingt durch die Positionierung des wohl proportionierten Baukörpers im Südosten des Planungsgebietes eine gute städtebauliche Lösung. Durch den großen Abstand wird zum bestehenden Schulgebäudes West 1 eine gut nutzbare Freifläche. Das gesamte Areal erhält durch den Neubau eine wünschenswerte Arrondierung. Durch den neuen Freiraum wird die optische und funktionale Einbeziehung des Halleneingangs möglich.
Die Anordnung der geforderten Pkw-Plätze werden, auch im Hinblick auf den Nachbarschutz, richtig zwischen Sporthalle und Neubau angeordnet.
In dem heterogenen Umfeld wirkt die homogene Glashülle erfrischend und leicht, wenn auch noch etwas sehr skizzenhaft. Die Leichtigkeit wird durch den zurückgesetzten Sockel noch unterstrichen.
Kritisch angemerkt wird, dass die Ausarbeitung der Fassade eine hohe Präzision in der Detailarbeit voraussetzt, um den industriellen Charakter der Fassade zu vermeiden.
Die zentrale Erschließung an der Nordseite liegt richtig in Bezug zu den Laufwegen der Schüler. Innerhalb des Gebäudes ist die Orientierung einfach. Die Eingangshalle mit Luftraum und direkter Blickbeziehung zum Atrium bieten räumliche Qualitäten.
Alle Vorgaben für die Verbindungen der Räume zueinander sind erfüllt. Defizite in der Lage des zweiten baulichen Rettungsweges sind zu korrigieren. Die Kennwerte sind in allen Bereichen gut, so dass eine wirtschaftliche Umsetzung zu erwarten ist.
Die Vielfalt in der Konstruktion ist ggfs. zu überdenken, berücksichtigt jedoch die Aspekte der Nachhaltigkeit.
Die Ausgestaltung der Fassaden mit der Anordnung der Fenster ist nicht stimmig mit der Konstruktion entwickelt. Der Entwurf, ablesbar vor allem im Erläuterungsbericht, berücksichtigt im Energiekonzept die Klimaschutzaktivitäten der Stadt Greven im besonderen Maße.
Insgesamt ein wichtiger Wettbewerbsbeitrag, der jedoch im Detail, insbesondere in Bezug auf die notwendigen Technikflächen, den zweiten baulicher Rettungsweg und Fensteranordnung Verbesserungsbedarf hat.
Lageplan

Lageplan

Grundrisse

Grundrisse

Ansichten

Ansichten

Schnitte

Schnitte