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4. Rang 5 / 5

Offener Wettbewerb | 12/2014

Pädagogisches Zentrum für Hören und Sprache

5. Rang / 5. Preis

Preisgeld: 15.000 CHF

Sollberger Bögli Architekten AG

Architektur

WAM Planer und Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

w+s Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die räumlichen Qualitäten der heutigen Situation basieren auf der klaren Trennung zwischen dem eng bebauten ehemaligen Klosterareal auf der Anhöhe und dem grünen Tal. Dass sich sowohl die Kirche als auch die prominenten Klosterbauten mit der Verlängerung durch die Gartenmauer parallel zur Hangkante erstrecken, verstärkt den Kontrast zum baumbestandenen Abhang und dessen Falllinie. Die alte Sporthalle und das Freibad im Talgrund setzen einen Kontrapunkt zum Klosterbezirk und formulieren den Grünraum zu einem eigenständigen Ort. Unser Projekt versucht, diese Qualitäten nicht nur zu respektieren, sondern zu stärken und zu verdeutlichen. Während wir mit einer neuen Sporthalle im Talboden dem Grünraum einen attraktiveren Brennpunkt geben, verstärken wir mit einem schlanken und sehr zurückhaltend gestalteten Längsbau entlang der Hangkante diese für die Lesbarkeit der beiden komplementär aufeinander bezogenen Räume so wichtige Trennlinie. Der Bau ist keine Weiterführung des prominenten und altehrwürdigen Klosters, sondern erscheint wie die Gartenmauer, ein unter die Horizontlinie gezogener, bescheidender „Pinselstrich“ zur Verdeutlichung der Kante an einem Ort, wo die heutige Bebauung es leider verpasste, diese Kante deutlich genug zu zeichnen.

Die Turnhalle wird als ruhender Pol und Anker am Kilchmattbach im Talgrund entworfen. Zusammen mit dem Freibad und den angrenzenden Aussenspielfeldern wird eine Konzentration der sportlichen Aktivitäten der Schule erreicht. Die Struktur und Form der Halle entwickelt sich aus der Hanglage des neuen Volumens. Ähnlich einer Lawinenverbauung stemmt sich die Rückfassade gegen den Hang. Daraus wird eine statische, formgebende Struktur entwickelt, welche die erforderliche statische Trägerhöhe gegenüber herkömmlichen Einfeldträgern um ca. 30% reduziert. Die Basisstufe wird als flaches, langgestrecktes Gebäude verstanden, welches sich geschickt an die prägende Hangkante anlehnt und diese damit stärkt. Die Schule wird von Norden und behindertengerecht von Süden her erschlossen. Es werden jeweils zwei Klassen zusammengefasst. Dadurch resultieren grosszügige Eingangsund Garderobenbereiche, welche unterschiedlichste Nutzungen zulassen. Ein möbelartiges Wandelement mit integriertem, beidseitig nutzbarem Küchenelement trennt den Garderobenund Nassbereich vom Klassenzimmer. Dieses verfügt über zwei direkt angrenzende Gruppenbereiche.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau / Architektur
Der Name des Projektes „vis à vis“ ist Programm, indem es mit der Turn- / Mehrzweckhalle als Ersatzbau am
Gegenhang ein vis à vis zur Schlossanlage gestaltet. Mit dieser Setzung beim Freibad wird im Talgrund ein Kontrapunkt
zum historischen Klosterbezirk geschaffen. Zusammen mit dem Bad und den Aussenspielfeldern können
die sportlichen Aktivitäten konzentriert werden. Die Absicht, mit diesem räumlichen Schwerpunkt den Landschaftsraum
zu stärken, kann jedoch nicht erreicht werden.
Der Basisstufen-Schultrakt wird als eingeschossiger Längsbau im Sinne eines feinen Pinselstrichs an die Kante
des Landschaftsraumes gesetzt und fasst in Analogie zur historischen Gartenmauer des Schlossgartens die heute
unattraktive Hangkante in selbstverständlicher Weise.
Trotz dem interessanten konzeptionellen Ansatz der differenzierten Ausformulierung der beiden Funktionen, vermag
insbesondere die Setzung des sehr grossen Volumens der Halle am Hangfuss nicht zu überzeugen. Der
Eingriff in den Hang und die volumetrische Erscheinung stören den Hangverlauf im offenen Landschaftsraum.
Zudem wirkt die Ausformulierung als „Lawinenverbauung“ (Bezeichnung aus Erläuterungsbericht) gesucht.
Die Halle selber ist gut organisiert und von zwei Seiten gut belichtet. Die Erschliessungsschicht dient nicht nur
dem Zugang zur hinteren Halle, sondern übernimmt auch eine Filterfunktion zum Aussenraum mit Vordach. Damit
ist die Halle auch für Festanlässe attraktiv nutzbar. Die Südfassade mit einem grossen Schild aus transluziden
Photovoltaikelementen inszeniert das vis à vis architektonisch und verspricht eine schöne Raumstimmung mit
Bezug zur Landschaft. Die Organisation des Psychomotorikbereichs im Obergeschoss ist an diesem Ort aufgrund
der Distanz zu den Schulräumen nicht möglich.
Der eingeschossige Trakt der Basisstufe wird über zwei laterale Wege südlich und nördlich des Längsgebäudes
erschlossen; ein räumlich definierter Ankunftsraum resp. Pausenplatz wird vermisst. Die Schulräume sind gut
proportioniert und flexibel nutzbar. Die Ueberhöhung gegen Süden dient bei verglasten resp. offenen inneren
Trennwänden der guten Besonnung in die Tiefe.
Die direkt vorgelagerten Aussenräume sind grosszügig und dank der Eingeschossigkeit trotz Nordlage gut besonnt.
Analog dem Badbereich werden sie mit Hecken gefasst und so als Inseln in der freien Landschaft der
„Hostet“ erlebbar.
Der Schlosshof wird in selbstverständlicher Art „entrümpelt“ und der Parkplatz neu beim Klosterweg angeordnet.
Die Gestaltung der Parkplätze mittels Hecken und Kastanien zeigt eine adäquate Auseinandersetzung mit der Situation.
Der Schlossgarten wird aufgewertet und als Terrasse mit freiem Blick in die Landschaft gestärkt.
Der architektonische Ausdruck der Halle mit dem Glasschild und der ablesbaren Holzkonstruktion als Gesicht und
dem Rücken in Beton zum Hang entsprechen in adäquater Weise dem Konzept. Der Pavillonbau der Basisstufe
ist angenehm zurückhaltend als Holzbau gestaltet.
Landschaft
Durch die Stellung der Turnhalle wird der bestehende Einschnitt in die sensible topographische Situation verstärkt.
Das Projekt sieht vor, die bestehende Hofsituation durch Aufräumen zu klären. Der Schlossgarten wird durch geschnittene
Linden und einen Pflanzbereich als solcher wieder erlebbar gemacht. Die Gestaltung geht dabei jedoch
wenig auf die Bedürfnisse der Nutzer ein. Eine Baumreihe und Heckenkörper bilden eine attraktive Grenze
zwischen Parkierung und Zugang.
Der schmale Weg als Verbindung von Schulgebäude und bestehendem Komplex vermag nicht zu überzeugen.
Dem neuen Schulhaus fehlen gemeinschaftliche Aussenräume im Zugangsbereich als sozialer Treffpunkt.
Die Aussenschulzimmer sind grosszügig und gut nutzbar angelegt.
Der Allwetterplatz ist neben der Turnhalle sinnvoll situiert und lässt so genügend Raum für die Rasenspielfelder.
Energie und Gebäudetechnik / Systemtrennung / Umwelt und Ökologie
Das Projekt teilt die Nutzungen auf 2 Gebäude auf. Die Basisstufe ist ein eingeschossiger langer Baukörper, die
Turnhalle hat ebenfalls eine erhöhte Oberfläche. Insgesamt ist das Projekt zu wenig kompakt. Besonders für die
Basisstufe mit den grossen Nordverglasungen ist die Minergie-P Primäranforderung nur mit übermässig grossem
Aufwand erreichbar.
Das Projekt überschreitet die Vorgabe bezüglich der Grauen Energie. Der Tageslichtquotient wird in beiden Gebäuden
gut erreicht. Die Holzfassade wird teilweise durch Vordächer vor der Witterung geschützt. Die Nutzungsflexibilität
der Basisstufe ist durch die längliche Ausgestaltung gut gewährleistet. Die System- und Bauteiltrennung
wird grundsätzlich eingehalten.
Wirtschaftlichkeit
Trotz der geringen Geschossfläche ist das Projekt auf Grund der Auftrennung in zwei aufwendige Gebäude nicht
wirtschaftlich.
Fazit
Das Projekt basiert auf einem diskutablen Konzept und zeigt eine eigenwillige architektonische Qualität. Die Setzung
der Halle im Hangfuss überzeugt aber nicht und die ungünstige Gebäudeform der Basisstufe ist nicht wirtschaftlich.
4. Rang 5 / 5