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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2015

Umbau/Erweiterung Gymnasium Luisenstifthaus

4. Preis

Preisgeld: 3.700 EUR

Baarß + Löschner

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die vorliegende Arbeit hat sich nicht nur zum Ziel gesetzt, den denkmalgeschützten Altbau optimal zu erweitern, sondern mit der anstehenden Baumaßnahme auch eine städtebauliche Neuordnung des Areals zu erreichen und seine vorhandenen Qualitäten zu stärken. Die Verfasser interpretieren die Anlage als einen aus mehreren unterschiedlichen Einzelgebäuden bestehenden Schulcampus, dessen Gebäude durch den Freiraum verbunden werden und durch die räumlichen Beziehungen zu diesem auch einen wesentlichen Teil ihrer Aufenthaltsqualitäten entfalten. Konsequenterweise setzen sie sich daher über die Vorgabe, die Erweiterung und den Altbau funktional und räumlich miteinander zu verbinden, hinweg und bringen die Erweiterungsflächen in einem selbstbewusst platzierten Solitär unter. Durch die Setzung des Solitärs ordnen sie in der Tat das Areal neu und schaffen es, innerhalb des heute räumlich wenig differenzierten Freiraums klare Bereiche zu definieren und die bestehenden Gebäude in räumlichen Zusammenhang zu setzen. Durch die präzise Setzung des Neubaus entsteht eine Abfolge klar definierter, ineinander übergehender Freiraumbereiche, die programmatisch unterschiedlich genutzt und von unterschiedlichen Altersgruppen belegt werden können: ein offener Hof nördlich und ein Park südlich des Altbaus, ein weitläufiger Pausen- und Bolzplatz im Osten, sowie ein zentraler Bereich in der Campusmitte, der alle Gebäude und Freiräume auf eine selbstverständliche Art miteinander verbindet. In diesen Freiräumen können alle Gebäude ihre Eigenart entwickeln, der Altbau wird dabei wieder als ein herausragender Solitär herausgestellt.

Die stadträumlichen Qualitäten des Wettbewerbsbeitrags wurden vom Preisgericht durchaus erkannt. Zugleich wurde es deutlich, dass die funktionale und räumliche Verbindung des Altbaus und der Erweiterung, auf die der Entwurf zugunsten der städtebaulichen Neuordnung bewusst verzichtet, bei dem Nutzer die höchste Priorität besitzt. Auch die Maßstäblichkeit des Neubaus und seine dominante Setzung wurden kontrovers diskutiert. Die reduzierte Architektursprache des Entwurfs vermag bei den Betrachtern unterschiedliche Bilder und Assoziationen zu evozieren, die aber, entsprechend den jeweiligen persönlichen Erfahrungen, ganz unterschiedlich konnotiert werden.

Die Gebäude entsprechen typologisch klaren Mustern. Sie sind sehr gut und präzise durchgearbeitet sowie klar und übersichtlich organisiert. Bei dem Neubau stellt sich dabei die Frage, ob offenere Grundrissorganisation für moderne Unterrichtsformen nicht günstiger wäre. Durch die Setzung eines selbständigen Schulgebäudes müssen einige funktionale und erschließungstechnische Einrichtungen doppelt erstellt werden, was zu weniger günstigen wirtschaftlichen Kennzahlen führt. Die größeren Bruttoflächen könnten durch die sehr klar strukturierte, einfache Konstruktion kompensiert werden.

Bei dem vorliegenden Wettbewerbsbeitrag handelt es sich um einen sehr eigenständigen, stimmigen und gut ausgearbeiteten Beitrag, der leider eine der wesentlichen funktionalen Vorgaben unberücksichtigt lässt.