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Offener Wettbewerb | 06/2016

Teilneubau Volksschule Bethlehemacker

oskar&claire

3. Rang / 1. Ankauf

Preisgeld: 40.000 CHF

Ernst Gerber Architekten + Planer AG

Architektur

Landplan AG

Landschaftsarchitektur

Ingenta AG ingenieure + planer

Tragwerksplanung

Strahm AG Ingenieure und Planer

TGA-Fachplanung

Boess + Partner AG

TGA-Fachplanung

Gartenmann Engineering AG

Bauphysik

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit der in ihrem Text ausgeführten Begründung, dass der beengte Hofraum auch nach dem Rückbau der Ende der 1960er-Jahre beigefügten Ergänzung keine der Anlage angemessene Qualität aufweisen könne. So schlagen die Verfassenden – entgegen den formulierten Vorgaben – den Abbruch des denkmalgeschützten Gebäudes 109 vor. Dieser Akt offenbart als Befreiungsschlag tatsächlich ein überraschendes aussenräumliches Potenzial, welches im Preisgericht allerdings kontrovers diskutiert wurde. In denkmalpflegerischer Hinsicht wird der Wert des heute verdoppelten Pavillonbaus zur Zonierung der Aussenräume geschätzt und die Freilegung der nicht sehr repräsentativen Turnhallenfassade gegenüber der nun sehr grossformatigen Platzfigur kritisiert. Der Vorschlag kann aus einem städtebaulichen Blickwinkel durchaus bestechen. Mit einer klaren Geste wird der Aussenraum zu einer zusammenhängenden Dramaturgie uminterpretiert, dessen plastischer Höhepunkt das neue Sekundarschulhaus darstellt. Über eine geschickt gesetzte Verengung erweitert sich der Blick auch über den Sportplatz hinweg auf den nahen Wald und verleiht der Schulanlage einen poetischen räumlichen Ausklang.

Im Umfeld der Altbauten werden die vorhandenen Aussenraumqualitäten weitgehend belassen. Durch den Rückbau des Gebäudes 109 können Turnhallenhof und Neubau direkt in die Platzabfolge eingebunden werden, was auch einen räumlichen Mehrwert für das Quartier verspricht. Die partielle Begrünung des Turnhallenhofes ist folgerichtig und setzt diesen Pausenplatz einerseits in ein gutes Verhältnis zu seinem Umfeld, andererseits verdeckt sie mindestens partiell die unattraktive Gebäudefront. Unverständlich bleibt hingegen der abgesenkte Eingang des Neubaus, der so – anders als bei den vorhandenen Gebäuden – in der Erde versinkt.

In organisatorischer Hinsicht überzeugt das Projekt durch die klar zugeordnete Aufreihung seiner Nutzungen entlang des rhythmisierten Aussenraumes: Zwischen der in den Pavillons untergebrachten Primarstufe und dem Neubau für die Sekundarstufe vermitteln Tagesschule und Turnhalle auf sinnfällige Weise. Während die Umorganisation der Primarstufe im Innern mit der vorgeschlagenen Gruppenraumanordnung nicht ganz überzeugen kann, besticht der Neubau durch die Klarheit seiner Organisation: Das Erdgeschoss offeriert einen grosszügigen Empfang und die repräsentative Zusammenführung der kollektiven Nutzungen an attraktiver Lage, die Obergeschosse bieten ausreichenden und zenital belichteten Erschliessungsraum sowie eine sehr flexible Nutzung der in der Mittelschicht stirnseitig angeordneten Gruppenräume.

Hinsichtlich seines architektonischen Ausdrucks verharrt der Vorschlag auf einem zwar korrekten, leider aber wenig kontextspezifischen Stand, der der radikalen Situationslösung hinsichtlich Identitätsstiftung noch deutlich nachsteht.

Der Neubau kann mit zusätzlichen Massnahmen im Dämmperimeter und Beschattung die Voraussetzungen für Minergie-P ECO erfüllen. Das Gebäudetechnikkonzept führt durch die vorgeschlagene Weiterverwendung der bestehenden und vom Gebäude 109 in den Neubau transferierten Gasheizung zu einem erweiterten Eingriff in den Bestand. Zusammen mit der PV-Anlage auf dem Dach ist das Konzept aber Minergie-P-tauglich.
Die Eingriffe in die bestehenden Gebäude bleiben mit Ausnahme von Gebäude 109 minimal. Durch den vorgesehenen Rückbau des Gebäudes 109 und der damit verbundenen zusätzlichen Neubaufläche entstehen ein höherer Aufwand an grauer Energie und Mehrkosten, die dem durch den Verfasser erhofften Mehrwert dieses Schrittes entgegenwirken. Im Vergleich der fünf untersuchten Projekte weist das Projekt oskar&claire in Folge der zusätzlichen Neubaufläche Erstellungskosten im höheren Bereich aus.

Der Vorschlag stellt einen sehr wertvollen Beitrag zur kontroversen Diskussion um die SchutzwĂĽrdigkeit und die im Verfahren definierten Parameter dar. Abschliessend stellt sich jedoch die Frage, ob der RĂĽckbau des Schutzobjektes fĂĽr die Schulanlage den entsprechenden Mehrwert liefert. Unweigerlich kommen auch Zweifel darĂĽber auf, ob der doch sehr grossformatige, ja fast ĂĽberdimensional wirkende Aussenraum dem Massstab der Schulanlage wirklich gerecht werden kann.