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4. Rang 5 / 5

Offener Wettbewerb | 06/2016

Teilneubau Volksschule Bethlehemacker

NEW SLEEP

5. Rang / 4. Preis

Preisgeld: 15.000 CHF

Waldrap Architekten

Architektur

atelier tp tijssen | preller landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Gruner Wepf AG, Zürich

Tragwerksplanung

Gruner Roschi AG

TGA-Fachplanung

Grolimund & Partner AG

Bauphysik

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt NEW SLEEP findet einen ausgewogenen Umgang im städtebaulichen Kontext, der geprägt ist durch zwei divergierende Siedlungsvisionen – der Gartenstadt mit der Pavillonschule der 1940er-Jahre und der angrenzenden Stadtentwicklung der frühen 1960er- und 1970er-Jahre.
Ein kompakter, dreigeschossiger Baukörper steht geometrisch leicht ausgedreht zur Wohnhausscheibe und schafft zusammen mit den bestehenden Bauten eine stimmige Komposition. Der Umgang mit der unter Denkmalschutz stehenden Anlage zeugt von einer präzisen Interpretation des Vorhandenen. Eine neue Abfolge von Aussenräumen folgt in selbstverständlicher Weise der Nutzungszuordnung Primarschule und Sekundarschule und entspricht dieser auch in räumlicher Qualität. Eine offene Eingangshalle verknüpft sich als Bindeglied mit dem Hauptzugang am Kornweg und dem vorgelagerten Pausenhof der Sekundarschule.
Die interne Wegvernetzung der Anlage wird lediglich über das bestehende Nadelöhr im Übergang der Pavillonstruktur zum neuen Hof oder peripher entlang der Strasse angeboten und wird als problematisch beurteilt. Die südliche Anlage wird von weiteren baulichen Eingriffen freigehalten, was sich als sehr vorteilhaft erweist. Leider wird die Chance einer gestalterischen Präzisierung der Aussenräume verpasst, wie auch weitere Aussagen zur Ausgestaltung des Grünraumes generell sehr vage oder zurückhaltend bleiben.
Eine klare räumliche Organisation und eine rationale Gebäudestruktur ermöglichen eine präzise Verteilung der Nutzungen innerhalb des dreigeschossigen Gebäudes. In den beiden oberen Geschossen reihen sich jeweils vier Cluster windmühlenartig um eine Atriumtreppe. Zwei Klassenräume und zwei Gruppenräume bilden den Cluster und gewähren eine flexible Lernlandschaft, die durch bewegliche Raumtrennungen in den Gruppenräumen aufgewertet werden. Die tagesbelichteten Erschliessungsbereiche werden durch die geforderten Garderoben in ihrer flexiblen Nutzung eingeschränkt. Die einfache Grundrisstypologie erlaubt auch räumlich übergreifende Clusterbildungen von drei bis vier Einheiten, die jedoch dadurch an Stringenz verlieren. Im zweiten Obergeschoss ist neben den Fachunterrichtsräumen für NMM und Informatik auch die Bibliothek untergebracht. Die Bibliothek wünschte man sich an zentraler Lage, da diese auch durch die Tagesschule und die Primarschule rege genutzt wird und pädagogisch von Bedeutung ist. Der Bereich für die Lehrpersonen, die Mehrzweckräume und die Tagesschule befinden sich im Erdgeschoss des Neubaus. Die Lage ist sinnvoll, doch bleiben insbesondere die Räume der Tagesschule und die Mehrzweckräume sehr vage und schematisch ausformuliert. Die Erschliessung wie auch die räumliche Proportionierung der Mehrzweckräume ist nicht gelöst. Der Tagesschulbetrieb müsste auf die unterschiedlichen Bedürfnisse wie Verpflegung, Spiel und Erholung präziser reagieren können. Die bestehenden Pavillons beherbergen die Räume der Primarschule sowie die noch fehlenden Fachräume. Im Allgemeinen scheint die Nutzungsverteilung über die gesamte Anlage sinnvoll und zweckmässig. Allerdings generiert diese Verteilung hin und wieder lange Wege. Die Neuplatzierung der Hauswartwohnung im Gebäude 107 beeinträchtigt eine Optimierung der Schulraumverteilung.
Der architektonische Ausdruck des Gebäudes sucht die Verwandtschaft mit der benachbarten Wohnhochhausscheibe und verfehlt die Würdigung des Vorgefundenen – atmosphärisch reagiert der Entwurf nicht auf bestehende Qualitäten der Anlage, sondern wendet sich im Ausdruck klar von dieser ab. Vorfabrizierte Fassadenelemente und grossflächige Verglasungen folgen der inneren Logik des Gebäudes und zeigen eine angenehme Proportionierung und Materialisierung. Betonelemente und Holzfenster fügen sich zu einem bewusst abstrakten Fassadenbild. Die Fenstereinteilung scheint jedoch nicht auf die Nutzung respektive auf das Bedürfnis nach Öffenbarkeit geprüft worden zu sein. Die atmosphärische Zurückhaltung manifestiert sich auch im Innern. Das Zusammenspiel mineralischer Oberflächen und in ihrer Haptik harter Materialien in den Erschliessungsbereichen hinterlassen ein kühles Bild.
Akustisch wie auch funktional sind einige Massnahmen zu erwarten, die dem Bild der Abstraktion nicht standhalten werden.
Der Neubau kann mit Massnahmen im Bereich Brüstung, öffenbaren Fenstern und Tageslicht die Vorgaben für Minergie-P ECO erfüllen. Der Neubau zeichnet sich durch ein relativ kompaktes Bauvolumen mit einem einfach verlaufenden Dämmperimeter aus. Mit der insgesamt guten inneren thermischen Masse sind kaum Überhitzungsrisiken vorhanden. Das Gebäudetechnikkonzept mit Luft-/Wasser-Wärmepumpe und einer PV-Anlage auf dem Dach erscheint tauglich, die Minergie-P-ECO-Vorgaben einhalten zu können. Das Konzept mit den beschriebenen Heizkörpern sowie die räumliche Lösung der Wärmeerzeugung kann hinsichtlich der Machbarkeit aber nicht alle Fragen abschliessend beantworten.
Im Vergleich der fünf geprüften Projekte der engeren Wahl resultieren für das Projekt NEW SLEEP durch den kompakten Neubau und die zurückhaltenden Eingriffe in die Bestandesbauten Baukosten im mittleren Bereich.
Insgesamt erreicht das Projekt NEW SLEEP eine hohe architektonische Qualität. Leider werden aber dabei die vorhandenen Qualitäten der Schulanlage weitgehend negiert.
Der Wunsch nach Abstraktion scheint den Anforderungen heutiger Lernlandschaften nicht ganz gerecht zu werden. Der Entwurf bleibt leider bei genauer Betrachtung etwas schematisch.
4. Rang 5 / 5