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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2016

Neubau Klassentrakt Schulhaus Wallrüti

Rotes Krokodil

2. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 45.000 EUR

Gigon / Guyer Architekten

Architektur

Bassinet Turquin Paysage

Landschaftsarchitektur

WaltGalmarini AG

Bauingenieurwesen

3-Plan Haustechnik AG

TGA-Fachplanung

Modellbau Zaborowsky GmbH

Modellbau

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Konzept der Verfasser beabsichtigt, die vorhandenen städtebaulichen Qualitäten der bestehenden Schulanlage und des Freiraumes zu erhalten und im selben Geiste weiterzubauen. Die bestehende Freiraumanlage wird bis auf einige kleine Anpassungen zur Optimierung des Bestandes übernommen und moderat erweitert. Dieser Ansatz von stark frequentierter Mitte mit hohem Öffentlichkeitsgrad überzeugt im Grundsatz. Konsequent wird in der Vision 2030 die Parklandschaft vom Freibad bis zu den Sportanlagen mit den beiden Wohntürmen gestärkt und mit einem bereichernden Wegenetz zu einer Naherholungsachse weiterentwickelt. Anstelle der Pavillonanlage von 1974 soll, etwas mehr nach Norden verschoben, erneut ein drei- geschossiger gestaffelter Baukörper die terrassierten Aussenbereiche säumen. Das grosse Raumprogramm führt zu einer doppelbündigen Anlage und dadurch zu einer grösseren Gebäudetiefe. Die vorgeschlagene Strategie verlangt eine Ausführung in Etappen, welche die Projektverfasser sorgfältig darlegen. Für die Erstellung des ersten Gebäudetraktes werden Naturkunderäume ab- gerissen, der Unterricht für neun Klassen bleibt weiterhin möglich. Umbauten im Sockelgeschoss der Turnhalle und im Singsaalgebäude garantieren den Schulbetrieb während der 2. Bauetappe. Es ist jedoch während vier Jahren mit einem eingeschränkten Schulbetrieb zu rechnen. Die zurückhaltende volumetrische Gestaltung des neuen Gebäudes ist primär durch die Staffelung der sich verschneidenden drei Trakte und der um ein Geschoss überhöhten Treppenhäuser geprägt. Einschnitte in das Gebäudevolumen markieren die Eingänge und sind als gedeckte Pausenbereiche gedacht. Die Fläche scheint jedoch etwas knapp bemessen. Die regelmässig gesetzten, gleichformatigen Fenster in der mit wetterfesten, rostroten Metallplatten verkleideten Fassade weisen auf die flexible Nutzbarkeit des Gebäudes hin. Die Proportionen der Fenster und ihre lochartige Setzung in der Fassade führen zu einem architektonischen Ausdruck, der eher an einen Wohnungsbau denn an ein Schulgebäude erinnert. Die natürliche Belichtung der fast quadratischen Zimmer dürfte aufgrund des grossen Wandanteils zwischen den Öffnungen nur knapp den Anforderungen genügen. Die beschriebene Mischkonstruktion ist gut durchdacht, nachhaltig und ermöglicht eine sehr flexible Nutzung des Gebäudes. Die Eingangsbereiche mit Lift, überhöhtem Treppenhaus und Sanitärräumen werden als statische Kerne in Sichtbeton erstellt. Die Raumschicht für die Unterrichtsräume ist als robuster Holzbau mit Holzstützen und Holzbetonverbunddecken gedacht. Der grosse Anteil an vorgefertigten Bauteilen wirkt sich günstig auf die Bauzeit aus. Die Organisation der Grundrisse ist effizient und funktional gut gelöst. Die Unterteilung des drei- geschossigen Neubaus in drei Trakte erlaubt eine Entflechtung der Funktionen und bietet den Schülerinnen und Schülern optimale Orientierung. Das geschickte partielle Ausweiten der Erschliessungsbereiche bei den Klassenzimmern ermöglicht gut proportionierte Gruppenräume und eine attraktive Begegnungszone, welche über Glaswände indirekt vom Tageslicht profitieren. Das Versetzen der einzelnen Trakte um ein halbes Geschoss scheint in Anbetracht der guten An- bindung an den Aussenbereich akzeptierbar, auch wenn dies im Unterhalt einen Mehraufwand bedeutet. Mit dem sorgfältig ausgearbeiteten Projektvorschlag können die Ziele des SIA-Effizienzpfads gut erreicht werden. Der Ressourcenaufwand für die Erstellung ist eher tief, was bei der durchschnittlichen Kompaktheit des Baukörpers vor allem auf die vorgeschlagene Mischbauweise zurückzuführen ist. Der Dämmstandard ist gut gewählt. Der Fensteranteil, ein funktionstüchtiger sommerlicher Wärmeschutz sowie eine geeignete Struktur für eine einfache Medienführung stellen eine gute Ausgangslage zur Umsetzung der energetischen Anforderungen dar. Die Systemtrennung für eine spätere Anpassbarkeit ist gewährleistet. Die Kosten liegen im Vergleich mit den anderen Projekten im oberen Mittelfeld. Der gut durchdachte und mit grosser Sorgfalt erarbeitete Projektvorschlag überzeugt durch den respektvollen Umgang mit den vorhandenen räumlichen und architektonischen Qualitäten. Es gelingt den Projektverfassern nicht nur diese Qualitäten zu erhalten, sondern sie in der Umsetzung der gestellten Aufgabe dem selbstgewählten Regelwerk entsprechend zu erweitern. Der noch etwas schematisch anmutende architektonische Ausdruck des Gebäudes würde mit einer eigenständigeren Charakteristik an Attraktivität gewinnen. Der Freiraum bietet ein attraktives und vielfältiges Raum- und Nutzungsangebot, das die architektonische Haltung unterstützt.