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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2016

Sanierung und Erweiterung Schulhaus Seedorf

1. Rang / Ankauf

Thomas De Geeter Architektur GmbH

Architektur

architekturbĂŒro bosshard und partner ag

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt plant einen Neubau an der Hangkante zwischen dem schĂŒtzenswerten
Schulhaus von 1926 und der Mehrzweckhalle aus dem Jahre 1977. Diese Setzung
bedingt den Abbruch des bestehenden KindergartengebÀudes mit Baujahr 1994. Das
Ziel dieses sorgfÀltig ausgearbeiteten, betont integrativen Vorschlages ist es, die
stÀdtebaulich-rÀumliche Situation durch diesen - im Vergleich relativ grossen baulichen
- Eingriff zu klÀren, einen definierten, wohl proportionierten Aussenraum zu schaffen
und die verschiedenen Raumprogrammteile optimal in nur noch zwei GebÀuden
unterzubringen. SĂ€mtliche GebĂ€ude werden ĂŒber den neuen Pausenhof erschlossen,
welcher nun das Zentrum der Anlage bildet. Dieser Hofraum ist gegen Nordwesten in
die offene Landschaft ausgerichtet und erlaubt, den Blick in die Ferne schweifen zu
lassen.

Mit seiner asymmetrischen Schnittfigur definiert der Neubau die Hangkante und
vermittelt zwischen der Mehrzweckhalle und dem historischen SchulgebÀude. Er ordnet
sich durch seine eingeschossige Fassade gegen den Pausenhof aber klar dem
HauptgebÀude unter. Die vorgelagerte Veranda dient als gedeckter Pausenbereich und
ermöglicht eine ĂŒberdachte WegfĂŒhrung zwischen den drei GebĂ€uden. Die Arkade
könnte bei der einer allfÀlligen spÀteren Sanierung der Mehrzweckhalle hier in analoger
Form ergĂ€nzt werden, was die Anlage auf eine sinnfĂ€llige und wĂŒnschenswerte Art und
Weise komplettieren wĂŒrde. Das mĂ€chtige, mit Biberschwanz-Ziegeln gedeckte
Satteldach orientiert sich an den prÀgenden ortsbaulichen Elementen von Seedorf und
fĂŒgt sich Ă€usserst harmonisch in die bestehende Anlage ein. Da das neue
SchulgebÀude als Elementholzbau mit einer traditionellen Lochfassade geplant ist,
kann von einer verhÀltnismÀssig kurzen Bauzeit ausgegangen werden. Das neue
GebÀude wird an die bestehende Holzschnitzelheizung angeschlossen. Die grosse
DachflÀche des Neubaus könnte zudem mit einer Photovoltaikanlage belegt werden,
um zusÀtzliche Energie am Standort zu gewinnen.

Auch die vorgeschlagene Umgebungsgestaltung betont wiederum den Blick in die
offene Landschaft und bietet fĂŒr die unterschiedlichen Alters- und Interessengruppen
verschiedenste AussenrĂ€ume an, welche durch eine geschwungene WegfĂŒhrung vom
bestehenden Parkplatz aus erschlossen werden. Die Ausgestaltung der Aussenbereiche lÀsst aber leider nicht die gleiche Aufmerksamkeit erkennen, wie die
Àusserst detaillierte und sorgfÀltige Bearbeitung des Neubauvolumens: Einerseits
scheint aus Sicht der Jury die grossflÀchige Abgrabung im Nordosten des Neubaus
nicht in diesem Ausmass nötig zu sein, andererseits wirkt die erzwungene WegfĂŒhrung
vom Parkplatzareal noch allzu formalistisch.

Die bereits bei der stÀdtebaulichen Setzung, der volumetrischen Durchbildung sowie
der vorgeschlagenen Materialisierung des Neubaus erkennbare SensibilitĂ€t bezĂŒglich
Bauen im historischen Kontext lÀsst sich auch bei den geplanten Eingriffen im Altbau
erkennen. Diese beschrÀnken sich auf strukturellen Anpassungen der Treppenanlage
zum Untergeschoss, um den behindertengerechten Zugang zu ermöglichen, den
Einbau des Aufzugs sowie die mehrheitlich additiven Anpassungen bezĂŒglich der
neuen GarderobenrÀume. Durch die geschickte Aufteilung des Raumprogramms kann
das historische GebÀude vor massiven Eingriffen in die Substanz verschont werden.

Durch die sinnfÀllige Anordnung der Bibliothek sowie des Musiksaals mit
zuschaltbarem Foyer und angegliedertem Office im Erdgeschoss des Neubauvolumens
werden die öffentlichen Nutzungen mit direktem Bezug zum Pausenplatz angeordnet.
Zudem kann auch bei Veranstaltungsbetrieb von der gedeckten Laube profitiert
werden. Die beiden seitlichen GebÀudezugÀnge erlauben den unabhÀngigen
Schulbetrieb wÀhrend grösserer Veranstaltungen bei denen auch das Foyer mitgenutzt
wird. Im hinteren Bereich des Erdgeschosses befinden sich der Kindergarten und das
Klassenzimmer der 1. und 2. Klasse sowie die benötigten NebenrÀume. Aus Sicht der
Nutzer ist durch diese Anordnung der „cycle Ă©lĂ©mentaire“ rĂ€umlich und funktional auf
optimale Weise umgesetzt. Im Obergeschoss werden zwei weitere Klassenzimmer mit
ihren NebenrĂ€umen angeboten. Die raffinierte Schnittfigur ergibt fĂŒr diese RĂ€ume eine
symmetrische Giebelfigur.

Neben den funktionalen Vorteilen dieses Projektvorschlages können durch die
Konzentration des Raumprogrammes auf zwei GebÀude auch die Baulandreserven
geschont werden, die nÀchstens anstehenden Unterhaltsarbeiten am bestehenden
Kindergarten entfallen nach 22 Jahren Betrieb und die verringerte GebĂ€udehĂŒllenflĂ€che
des Neubaus weist einen, gegenĂŒber zwei einzeln stehenden Volumen, reduzierten
Energieverbrauch auf.

Das Projekt "Pusteblume" ĂŒberzeugt durch die gekonnte stĂ€dtebauliche Setzung,
seinen Àusserst sensiblen Umgang mit der historischen Bausubstanz und der
optimalen Umsetzung des gewĂŒnschten Raumprogramms. Die Jury wĂŒrdigt daher auch
den mutigen Entscheid der Verfasser, den bestehenden Kindergarten in den Neubau
zu integrieren. Dieser kontextuelle und betont integrative Entwurfsansatz ermöglicht
erstmals, das Areal als harmonisches Ensemble zu lesen und nicht als Addition
einzelner, autonom entworfener Volumen.