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Offener Wettbewerb | 11/2017

Bildungszentrum für Technik (BZT): Neubau zweier Sporthallen

4. Rang / 4. Preis

Preisgeld: 20.000 CHF

Marcel Baumgartner GmbH

Architektur

Schnetzer Puskas Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Kennwort: Papillon

Setzung und Aussenraum
Die beiden Sporthallen für die BZT Frauenfeld werden ebenerdig angeordnet und unter einem grossen Satteldach zu einem länglichen Baukörper zusammengefasst. Dieser wird parallel zur Parzellengrenze im Süden gesetzt und bildet auf der nördlichen Hälfte des Grundstücks, zur Kreuzung Maiholz- und Kurzfeldstrasse, einen grossen, öffentlichen Platz. Der westliche Bereich davon dient dabei als Allwetterplatz, während das Dreieck zwischen Allwetterplatz und Gebäude den eigentlichen Vorplatz zum Gebäude bildet.
Durch die geneigte Dachform und die relativ geringe Gebäudehöhe ordnet sich der Neubau in das dörflich geprägte Wohnquartier ein. Die markante Gebäudelänge in ost-westlicher Richtung steht im Dialog zu den langen, schmalen Volumen der Schulanlage Oberwiesen.
Die Erschliessung der Sporthallen von der BZT erfolgt von der Kurzfeldstrasse. Für die Erschliessung von Süden wird ein Trottoir entlang der Maiholzstrasse realisiert, welches zukünftig bis zur Oberwiesenstrasse geführt werden könnte. Die Parkierung wird innerhalb des Dreiecks zwischen der östliche Stirnfassade und der Maiholzstrasse organisiert.

Räume und Organisation
Die beiden Sporthallen sind stirnseitig aneinander gestossen und werden auf der Längsseite von einem zweigeschossigen Trakt mit Erschliessungs- und Nebenräumen bedient. Ein weit auskragendes Vordach zum Platz signalisiert den Eingang und bietet entlang der Platzfassade eine grosszügige, gedeckte Zone zum Aufenthalt sowie als 'Aussengarderobe' zum öffentlichen Sportplatz.
Erdgeschossig vermittelt ein zentral angeordnetes Foyer zwischen Platz, Hallen und Garderoben im Obergeschoss. Ebenfalls zum Platz hin orientiert ist der Theorieraum, welcher für Anlässe mit dem Foyer räumlich verbunden werden kann.
Die Garderoben im Obergeschoss sind über eine zu den Hallen orientierte Galerie erschlossen, welche wie eine kleine Tribüne funktioniert.
Die Sporthallen werden über Oberlichter und eine ebenerdige Verglasung an der Längsseite natürlich belichtet. Die Verglasung schafft einen Bezug zum Aussenraum und unterstützt das 'bodenständige' Raumgefühl.
Das Gebäude weist ein minimales Untergeschoss zur Aufnahme der Technikräume auf.

Bauweise und Struktur
Die Trag- und Raumstruktur des Neubaus ist in Holz konzipiert. Holz ermöglicht eine leichte Konstruktionsweise und ist CO2-neutral.
Die beiden längs aneinander gesetzten Sporthallen sollen mittels einer effizienten und ökonomischen Dachkonstruktion in Holzbauweise überspannt werden. Dazu werden im Abstand von 1,28 m vorfabrizierte Fachwerkträger angeordnet, welche die Sportfelder in Querrichtung über eine Länge von 16,2 m überspannen. Das relativ enge Trägerraster führt entsprechend zu geringen Stab- und Knotenkräften und ermöglicht dadurch das Konstruieren von Dachträgern komplett aus handelsüblichen Standardbauteilen. Schlanke Querschnitte aus geschnittenem Fichtenholz werden mittels beidseitig angeordneter Nagelplatten zu Fachwerkträgern zusammengefügt, ganz ohne den Einsatz von speziellen Bohrungen, Ausfräsungen oder vorkonfektionierten Schraub- und Bolzenverbindungen. Durch die Typologie, die Einfachheit und die Effizienz der Konstruktion entsteht eine hoch industrielle Bauweise in einem schulisch häuslichen Kontext.
Die Stabilisierung gegenüber horizontalen Einwirkungen aus Wind und Erdbeben erfolgt über den zentralen Erschliessungskern in Stahlbeton sowie die Aussenwände in Holzbauweise.

Fassade und Energieeffizienz
Die Fassade wird mit einer silbergrau vorverwitterten Lärchenschalung verkleidet. Das Erdgeschoss zum Platz sowie die ebenerdige Verglasung an der Südfassade werden durch kräftige Stützen gegliedert und farblich akzentuiert. Das Dach wird, dem Kontext angemessen, mit dunklen Ziegeln eingedeckt.
Die Verglasung bei den Sporthallen ist für den Blendschutz und die Verschattung mit Fallarmmarkisen ausgerüstet. Die Oberlichter können bei Bedarf verschattet, zur Nachtauskühlung geöffnet und als Rauchwärmeabzugsöffnungen eingesetzt werden.
Die Energie- und Gebäudetechnik wird, nach den heutigen Massstäben an Energieeffizienz und Nachhaltigkeit, möglichst schlank und einfach konzipiert. Konzeptuell werden diesen Anforderungen in erster Linie durch das kompakte Gebäudevolumen sowie durch die hochwertige und gut gedämmte Gebäudehülle Rechnung getragen. Mittels effizienter Verschattung wird der sommerlichen Überhitzung vorgebeugt.
Das Gebäude wird mit einer effizienten und platzsparenden Kaskadenlüftung ausgestattet, wobei die Luft aus dem grösseren Volumen der Halle in das kleinere Volumen der Garderoben gebracht und erst dann durch die Wärmerückgewinnung geführt wird. Dadurch können die Lüftungsverluste minimiert werden.

Brandschutz
Das Gebäude gilt gemäss Brandschutznorm der VKF als Gebäude geringer Höhe, was sich vorteilhaft auf die Anforderungen an das Tragwerk auswirkt. Das Obergeschoss weist, einschliesslich potentieller Erweiterung, eine Geschossfläche von weniger als 900 m2 auf und wird über das als vertikaler Fluchtweg ausgebildete Treppenhaus entfluchtet. Die maximale Fluchtweglänge von 35 m kann eingehalten werden.
Durch die ebenerdige Anordnung der Sporthallen kann deren Entfluchtung über das Foyer sowie zusätzliche Türen an der Fassade direkt ins Freie gelöst werden.
Gemäss Brandschutznorm der VKF können die der Turnhalle zuordenbaren Nutzungen, wie Garderoben, Materialräume, Putzräume, etc. im gleichen Brandabschnitt zusammengefasst werden. Die gemeinsame Brandabschnittsfläche liegt, einschliesslich potentieller Erweiterung, unter 3'600 m2. Die Erschliessung und Galerie im Obergeschoss kann zu den Sporthallen offen gehalten werden.

Wirtschaftlichkeit
Der Wirtschaftlichkeit bei der Erstellung des Erweiterungsbaus werden durch die minimale Baugrube, die effiziente Bauweise, die einfache Gebäudestatik und das schlanke Brandschutzkonzept Rechnung getragen. Die hochwertige Gebäudehülle mit guter Wärmedämmung und einer soliden und beständigen Fassade, führen zu niedrigen Betriebs- und Unterhaltskosten.

Potentielle Erweiterung
Für die potentielle Erweiterung wird die Hälfte des Gebäudes, d.h. eine Sporthalle einschliesslich Nebenräume, entlang der nördlichen Fassaden gespiegelt und direkt angebaut. Die Erweiterung beansprucht die südliche Hälfte des grosszügig angelegten Allwetterplatzes, wobei die nördliche Hälfte weiter als Allwetterplatz in der geforderten Grösse von 28 x 16 m erhalten bleibt.
Ebenfalls erhalten bleiben der grosse Vorplatz, welcher neu zweiseitig vom Gebäude gefasst wird, sowie die Erschliessung als auch die Parkierung.
Innenräumlich wird die dritte Sporthalle an das bestehende Foyer und die bestehende Vertikalerschliessung angeschlossen und steht in einem gleichwertigen Verhältnis zu den ersten beiden Hallen. Die Technikräume weisen die notwendigen Reserven für eine potentielle Erweiterung aus und können ohne räumliche Veränderungen weiter ausgerüstet werden.
Das zur Maiholzstrasse gestufte Gebäudevolumens gliedert den Aussenraum und bricht die Massstäblichkeit des grossen Hauses. Zum offenen Feld, Richtung Westen, zeigt sich die Fassade in Form einer zeichenhaften Schmetterlingsfigur.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen eine ebenerdige Doppelturnhalle im südlichen Teil des Grundstücks vor. Der dadurch entstandene Aussenraum ist qualitativ hochwertig und bietet auch den Bewohnern des Quartiers einen einladenden Allwetterplatz. Das Volumen mit auskragendem Satteldach schützt vor Regen und Sonne und lädt zum Verweilen ein. Der Abstand zu den Einfamilienhäusern an der Oberwiesenstrasse erweist sich als angemessen.

Die auf der ganzen Länge angeordneten Fensterflächen gegen Süden sind einerseits kommunikativ, andererseits erweist diese Transparenz bei Dunkelheit eine grössere Lichtemission. Der Parkplatz, an der räumlich unattraktivsten Stelle des Grundstücks, ist gut gelegen. Die Velos sind angenehm unter einem grosszügigen Vordach angeordnet. Durch die geneigte Dachform und die verhältnismässig geringe Gebäudehöhe soll sich nach den Verfassern der Neubau in das ländlich-konservativ geprägte Wohnquartier einordnen. Die markante Gebäudelänge in ostwestlicher Richtung steht im Dialog zu den langen, schmalen Volumen der Schulanlage Oberwiesen.

Der Besucher findet sich im wohlproportionierten Foyer gut zurecht. Frontal befinden sich die stirnseitig angeordneten Turnhallen, welche über Glastüren einen ersten Einblick in beide Hallen erlauben. Rechts ist der Theorieraum angeordnet, der perfekt als erweiterbares Foyer dienen kann; links die grosszügige Treppe zu den Garderobentrakten, die im ersten Obergeschoss über eine attraktive und helle Gangzone führt. Sie dient gleichzeitig als kleine Tribüne.

Es ist möglich, dass diese Offenheit sich beim Schulsport als störend erweist, beispielsweise wenn der Unterricht noch nicht beendet ist und sich die nächste Klasse zur Garderobe begibt. Ein Dachfenster im fensterlosen Lehrerbüro im Obergeschoss wäre von Vorteil. Von der Nutzerseite her wird bemängelt, dass sich die Garderoben nicht auf der gleichen Etage wie die Hallen befinden. Lange Wege und die Vermischung der Schmutzzonen sind unbefriedigend. Trotzdem – der Sportler erfährt auf diesem Weg ein attraktives räumliches Erlebnis. Es ist hell, man sieht von der Galerie auf beide Turnhallen und nimmt die sichtbare, schön ausgearbeitete Holzkonstruktion wahr.

Im rund 250 Quadratmeter grossen Untergeschoss sind Nebenräume und Technik angeordnet. Der Hallenwart ist leider im unbeheizten UG platziert, während sich der Aussengeräteraum im Dämmperimeter befindet.

Die beiden längs aneinander gesetzten Sporthallen sollen mittels einer effizienten und ökonomischen Dachkonstruktion in Holzbauweise überspannt werden.

Dazu werden im Abstand von 1,28 m vorfabrizierte Fachwerkträger angeordnet, welche die Sportfelder in Querrichtung über 16 Meter überspannen. Die Verfasser gehen davon aus, dass diese effiziente Holzkonstruktion eine einfache, handelsübliche Bauweise erlaubt und somit günstig realisiert werden kann. Die horizontalen Fluchtwege sind mit einer Trennung in Brandabschnitte zu unterteilen.

Die Erweiterung der Einfachturnhalle ist elegant gespiegelt. Das gleich breite, jedoch kürzere Volumen wird auf den Allwetterplatz gebaut ohne den Eingang und die Orientierbarkeit im Haus zu beeinträchtigen. Der Vorplatz wird dannzumal sogar besser gefasst, allerdings auf Kosten des grosszügigen Allwetterplatzes. Dieser wertvolle und kommunikative Aussenspielplatz geht verloren. Mit dem Erweiterungsbau muss ein Teil das auskragenden Dachs abgeschnitten werden. Im Innern ist die Orientierung immer noch bestens gewährleistet. Der Abstand des Aussenspielfeldes zur Kurzfeldstrasse ist ungenügend und mit dem neuen Volumen muss auch der Allwetterplatz neu gebaut werden.

Das schön ausgearbeitete, leichte und helle Projekt überzeugt mit seiner gelungenen Grundstimmung. Die Grundrisse sind sauber ausgearbeitet. Das Satteldach ist in der Umgebung zwar nicht fremd aber die Grösse des Daches ist eher am oberen Limit der Verträglichkeit.