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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2018

Grundschule Zell

Anerkennung

Preisgeld: 7.000 EUR

raum z architekten GmbH

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf für den Neubau der Grundschule mit Turnhalle in Esslingen - Zell formuliert ein selbstbewusstes klares, städtebauliches Gebäudeensemble. Der Schulneubau, sowie die für den 2.BA geplante Turnhalle werden geschickt auf dem zur Verfügung stehenden Grundstück situiert und in die vorhandene topografische sowie stadträumliche Situation eingebettet.

Das vorgeschlagene Gebäudeensemble bestehend aus einem dreigeschossigen Schulgebäude und einer ebenerdig angeordneten Turnhalle erscheint maßstäblich und in seiner baulichen Körnung angemessen. Durch seine Ausrichtung auf dem Grundstück sucht es die Nähe zum alten Schul- und Wohnhaus und definiert gleichzeitig neue Raumkanten zur benachbarten Mettenhaldenstraße im Norden und zur Lienhardstraße im Westen. Die Verfasser sprechen von der „Komposition der Drei“. Die Gebäudeformen und deren Disposition auf dem Grundstück erlauben eine großzügige Ausnutzung der Flächen für eine Gestaltung der Frei- und Pausenflächen im Osten und der Schaffung einer räumlich kompakten Schulpromenade im Nordwesten, zwischen Schulalt- und Schulneubau. Hier werden konsequenterweise die Erschließungspunkte verortet. Durch die bauliche Schaffung einer Innenecke zwischen Schulneubau und Turnhalle wird ein räumlich angemessener Vorbereich als „Entree“ zum Schulneubau und zur Turnhalle kreiert. So werden neue räumliche Bezüge und öffentliche sowie halböffentliche Bereiche mit hoher Aufenthaltsqualität geschaffen.

Von der nordwestlichen Schulpromenade aus gelangt man über den gut gelegenen Haupteingang in das Gebäude. Ein großzügiges und funktional gut gelegenes Foyer verknüpft die gewünschten Funktionsbereiche miteinander. Die Wege sind kurz und übersichtlich. Mehrzweckraum, Kursräume, Schulverwaltung und Küche können direkt vom Foyer aus erreicht und räumlich mit ihm verknüpft werden. Bei Veranstaltungen im Foyer kann der Mehrzweckraum als zusätzliches räumliches Angebot zugeschaltet werden.

Eine zusätzliche Anbindung ermöglicht die gewünschte Verbindung zur Turnhalle, auch außerhalb des Schulbetriebs. Ihre Orientierung zum Außenbereich (Überdachter Pausenhof) ist gut gelöst und schafft ein sehr angenehmes Zusammenwirken von außen und innen. Die Ausnutzung des Geländeverlaufs im Norden ermöglicht eine zweigeschossige Ausbildung des Nebenraumtraktes der Turnhalle und dadurch einen direkten Zugang zur Turnhalle über die Mettenhaldenstraße. Dies schafft flexiblere Nutzungsmöglichkeiten.

Zurück zum Schulneubau, hier erscheint die Belichtung des zentralen Bereiches ausreichend. Die notwendigen Sanitärbereiche liegen als Kerne im Peripheriebereich und sind gut erreichbar. Die Lernbereiche in den beiden Obergeschossen sind gut gelegen und schaffen kurze Wege zu den Klassenräumen, was begrüßt wird. Die Raumcluster und ihre funktionalen Verflechtungen in den allgemeinen Unterrichtsbereichen sind gut gelöst. Die zentrale Erschließungsfläche kann flexibel genutzt und bespielt werden. Ihre Orientierung nach Osten schafft gute Belichtungsbedingungen, wenn gleich die räumliche Lage der beiden westlich gelegenen Lernbereiche nicht optimal zur offenen Lernmitte ist. Außenloggien im 1. und 2.Obergeschoß bereichern das Angebot. Die Aufteilung der Lehrerzimmer auf die Geschosse entspricht dem Betriebsablauf. Durch seine Einhausung verliert der zentrale Treppenraum leider etwas an räumlicher Qualität.

Die konstruktive Lösung und die Materialität der Innenräume erscheinen angemessen. Die Ausbildung der Konstruktion wurde bearbeitet. Tragende und nichttragende Gebäudeteile sind deutlich ablesbar und lassen ein durchdachtes Konstruktionsprinzip erkennen. Die klare, ruhige Fassadengliederung weiß nicht in allen Teilen zu überzeugen. Sie ist konsequent aus den Innenräumen abgeleitet und nur in Teilen gekonnt vorgetragen. Die äußere Verkleidung aus Verblendmauerwerk lässt wenig Wartungs- und Unterhaltsaufwand vermuten.

Betrachtet man die Kenndaten, bewegt sich der Entwurf in einem eher unwirtschaftlichen Bereich. Sowohl die Kubatur, als auch die BGF bewegen sich im oberen, ungünstigen Bereich. Die notwendigen Fensterbänder sind reduziert, ohne dabei räumlich, funktional, gestalterische Qualitäten opfern zu müssen. Des Weiteren wird eine Tageslichtumlenkung zur Optimierung der Belichtungsverhältnisse vorgeschlagene.

Das beschriebene Energiekonzept erscheint plausibel. Eine freie „Sommernachtslüftung“ ist über Lüftungselemente und Oberlichtstreifen der Innenwände möglich. Eine Bauteilaktivierung mit Wärmepumpe ermöglicht eine zeitgemäße Temperierung des Gebäudes. Installationsschächte und Kanäle sind nicht dargestellt. Im Bereich des Brandschutzes sind die notwendigen Brandabschnitte nicht eindeutig erkennbar.

Die architektonische Gestalt wirkt der Aufgabe gegenüber angemessen, besonders in Bezug auf die städtebaulichen Aspekte. Es handelt sich hier um eine insgesamt gute Arbeit mit überzeugenden innen- und außenräumlichen Qualitäten. Das räumlich- pädagogische Konzept weiß in großen Teilen zu überzeugen. Gelungen erscheinen die zentralen Lernbereiche, als zukünftige, funktionale Schnittpunkte für ein lebendiges Gemeinschaftsleben.