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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2018

Erweiterung Erich-Klausener-Schule und Neubau einer Zweifachsporthalle in Münster

Lageplan

Lageplan

Anerkennung

Kroos + Schlemper Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Die Erich-Klausener-Schule stellt ein beachtliches Zeugnis öffentlichen Schulbaus der 1950er Jahre dar. Die bisherigen Erweiterungen der 1970er und 2000er Jahre setzen diesen Entwurfsgedanken fort und arrondieren die Schule städtebaulich mit der gebotenen Sensibilität. Unser Entwurfsgedanke will trotz der gewünschten erheblichen baulichen Erweiterung an diese Entwurfshaltung anknüpfen und dem Ursprungsbau der 1950er Jahre seine städtebauliche Dominanz belassen.
Der gewünschte Flächenzuwachs durch die Einführung der 4-zügigkeit bei den Klassenräumen, den größeren Anteil an Fach- und Differenzierungsklassen, sowie die neue 2-fach Sporthalle soll gleichzeitig dafür genutzt werden zu sauberen Funktionstrennungen zu gelangen und dadurch die Orientierung im Gebäudeensemble zu erleichtern.
Dies gelingt durch eine städtebauliche Arrondierung entlang der südlichen Grundstücksgrenze. Somit bleibt die ursprüngliche Ansicht vom Aasee vollkommen unverändert und die an der Südgrenze aufgereihten neuen Kuben leiten mit ihren Volumina zu der Wohnbebauung an der Scharnhorststraße über. Der geplante Neubau der Sporthalle umrahmt schließlich den westlichen Schulhof.
Zukünftig finden alle Verwaltungsräume nahe am Haupteingang der Schule, konzentriert und gebündelt an einer Stelle im Gebäude Platz. Dies wird möglich durch die Verlagerung der Hausmeisterwohnung an die südliche Grundstücksgrenze und Nutzung der ehemaligen Wohnräume über beide Geschossebenen für Zwecke der Verwaltung. Die Pausen-WCs verbleiben an gleicher Stelle. Sämtliche Klassen-, Fach- und Differenzierungsräume finden in dem viergeschossigen Hauptgebäude und einem östlichen Anbau Platz. Der Bau der 1970er Jahre, der über das bauzeitliche Treppenhaus halbgeschossig zum Altbau versetzt ist, wird dabei zu einer zweibündigen Anlage erweitert. Durch einen leichten Flächenversatz in der Fassade sollen die Neubauteile ablesbar werden. Neben diversen Klassen- und Fachräumen liegen hier die Stunden-WCs der Schüler, sowie andere Nebenräume. Neben dem Treppenhaus wird ein Fahrstuhl als Durchlader errichtet, so dass sämtliche Geschosse im Bestandsgebäude und im Anbau barrierefrei erschlossen sind.
Westlich des alten Hauptgebäudes schließen zwei weitere Baukörper an, die die Mensa, sowie die Umkleiden und die Hausmeisterwohnung aufnehmen und durch leichte Dachkonstruktionen miteinander verbunden sind. Nach Süden ermöglichen transparente Gittertore das Verschließen der Schulhöfe bei Bedarf. Die Stäbung der Gitter erinnert an die für die 1950er Jahre typische freie Verteilung von Öffnungen, wie sie auch in Form von kleinen Fenstern im Ursprungsbau zu finden sind. Der Baukörper der Mensa tritt im Erdgeschoss zurück, so dass ein überdachter Zugang von den Klassentrakten bis zur Sporthalle möglich ist. Der Mensaraum ist zweigeschossig ausgebildet und bietet auf einer Galerieebene, die über einen Luftraum mit dem Erdgeschoss verbunden ist, weitere Plätze. Sämtliche Neben- und Funktionsräume der Mensa sind nach Süden ausgerichtet, so dass einerseits eine störungsfreie Anlieferung möglich ist und andererseits eine Orientierung der Schüler während der Mittagspause zum Schulhof hin gewährleistet ist. Über einen weiteren, überdachten Zwischenbereich betritt man die Umkleideräume der 2-fach Sporthalle. Die darüberliegende Hausmeisterwohnung wird separat über eine Außentreppe erschlossen. Ein weiterer, dreieckiger Gelenkbau vor der Sporthalle dient der Verteilung, kann aber auch als Foyerfläche für Veranstaltungen in der Halle genutzt werden. Einige wenige Nebenräume der Halle schieben sich in die Böschung zum Platz der weißen Rose. Das Tragwerk der Halle besteht aus Fachwerkbindern, die als Einfeldträgern aus Stahl ausgebildet werden. Die Hochpunkte der Träger sind jeweils versetzt zueinander, so dass an diesen Stellen zusätzliches Tageslicht in die Halle dringen kann.
Klinker ist seit Jahrhunderten im Münsterland das prägende Material bei Fassadengestaltungen. Auch der 1950er Jahre Schulbau setzt diese Tradition fort. Für uns war es daher naheliegend, mit Klinker als Fassadenmaterial weiter zu planen. Entgegen der Kombination mit Sichtbetonteilen im Altbau (Umrahmungen, Lisenen etc.) beziehen die Neubaufassaden ihre Tektonik aus der Gestaltung unterschiedlich schräger Fensterlaibungen im Wechsel mit geschlossenen Wandflächen und Abschnitten, in denen Ziegelköpfe vor die Fassade treten. Das Grundprinzip ist, dass die Fensteröffnungen in ihrer Größe allein funktionalen Erfordernissen folgen. Somit ergibt sich ein lebhaftes Fassadenbild unterschiedlichster Öffnungen. In einigen Fassadenabschnitten sorgen regelmäßig vor die Fassade tretende Ziegelköpfe für eine optische Varianz und dienen zugleich als Rankhilfe für Kletterrosen oder wilden Wein. Als Ziegel soll ein Wasserstrich grau-weiß gedämpft zum Einsatz kommen. Die großen Fassadenabschnitte vor der Mensa und vor den Erschließungsgängen am westlichen Pausenhof werden mit Pfosten-Riegel-Glaswänden möglichst transparent gestaltet.
Die Konstruktion des Hauses besteht aus massiven Außenwänden, Dämmung und der Klinkerschale. Als Fenster kommen Holzfenster aus Eiche zum Einsatz. Die Böden in den Klassenräumen erhalten ein Hochkantlamellenparkett. Die Satteldächer auf der Turnhalle erhalten ein Kupferdach, die Flachdächer werden extensiv begrünt und nach Überprüfung der Verschattungssituation werden - wenn möglich - Solarthermie Paneele auf den Dächern aufgestellt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen eine Konzentration der neu zu planenden Bebauung an der südlichen Grundstücksgrenze vor, um die Ansicht zum Aasee möglichst unverändert zu lassen. Der Giebel der Sporthalle fügt sich hier verträglich ein. Die Anordnung der Baumasse nimmt am westlichen Schulhof durch die Zweigeschossigkeit Bezug zur benachbarten Wohnbebauung. Der östliche Schulhofbereich wird durch einen viergeschossigen Anbau kompakt ergänzt. Die Durchgängigkeit zwischen den Schulhofflächen und weiteren Außenbereichen ist gegeben. Die Gliederung des Sporthallendaches versucht einen Bezug zu der umliegenden kleinteiligen Bebauung aufzugreifen. In der Nutzung führt die Verschränkung des Daches in verschiedene Schnittebenen zu einer Asymmetrie bei einer mittigen Teilung und vermutlich auch zu Belichtungsproblemen durch ungleichen Lichteinfall. Die entstehenden Schulhofflächen sind wohlproportioniert, räumlich klar gefasst und öffnen sich im westlichen Bereich zum Aasee. Der Umgang mit dem Bestand ist grundsätzlich respektvoll. Über kleine Eingriffe wird ein kompakter Vorschlag für die Bereiche der Klassentrakte sowie Verwaltung, Lehrerzimmer und Schulleitung gemacht. Die Verlegung der Hausmeisterwohnung ermöglicht hier die Zusammenlegung der Verwaltungsfunktionen. Über die funktionale Notwendigkeit der Fahrradabstellplätze im Untergeschoss wurde kontrovers diskutiert. Problematisch hingegen ist die Verteilung der Nutzungen in den zweigeschossigen Baukörpern: Die Mensa über zwei Geschosse zu organisieren wird als sehr schwierig eingeschätzt. Ebenso ist der funktionale Ablauf in der Sporthalle mit der Anordnung der Umkleiden vor dem Eingangsbereich nicht gelöst. Auch die Zugänge zu den Nebenräumen über die Halle überzeugen nicht. Die Erschließung der Hausmeisterwohnung ist nicht zufriedenstellend gelöst. Die Architektursprache ist ambitioniert, im Bereich der Klassenräume anspruchsvoll gelöst. Die zweigeschossigen Baukörper hingegen weisen durch die starke Nutzungsmischung eine sehr heterogene Sprache auf. Der ruhende Verkehr wird entlang der Sporthalle nachgewiesen. Ein Erhalt der Platane ist jedoch nicht möglich. Eine abschnittsweise Realisierung erscheint möglich. Insgesamt liefern die Verfasser einen Beitrag, der im Bereich der schulischen Nutzung gut gelöst ist.
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