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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2020

Erweiterung der Schulanlage Nägelimoos in Kloten (CH)

Projekt: "Freie Sicht aufs Mittelmeer!"

Projekt: "Freie Sicht aufs Mittelmeer!"

2. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 51.000 CHF

Kummer / Schiess

Architektur

GERSBACH LANDSCHAFTSARCHITEKTUR

Landschaftsarchitektur

WT Partner AG

Projektsteuerung

Thomas Boyle + Partner AG

Bauingenieurwesen

Brandschutz Gerber GmbH

Brandschutzplanung

anex Ingenieure AG, Zürich

TGA-Fachplanung

Gutknecht Elektroplanung AG

TGA-Fachplanung

Nightnurse Images AG

Visualisierung

Modellbau Wettingen

Modellbau

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Aufgabe der Verfasser im Rahmen der Überarbeitung bestand primär darin, die hohen architektonischen Qualitäten des Projekts trotz signifikanter Kosteneinsparungen zu erhalten. Die Optimierung erfolgte hauptsächlich über eine Reduktion der Gebäudefläche um insgesamt 24%. Ohne die räumlichen Qualitäten zu kompromittieren, gelingt dies in den Unterrichtsgeschossen recht gut mittels verschmälerter Gangzonen und kompakter organisierter Garderobenbereiche und Gruppenräume. Deren Dimensionen erscheinen nach der Überarbeitung sogar angemessener. Die geringere Gebäudetiefe reduziert die Trägerhöhe der Binder, womit die Gebäudehöhe ohne Verlust an lichter Geschosshöhe verringert werden kann. Der in der ersten Stufe noch etwas ineffizient organisierte mittlere Kern mit Lift und Sanitärbereichen ist nun aufgelöst, wobei die WC-Anlagen neu den beiden Treppenkernen angelagert werden. Diese Massnahme bringt variable Achsabstände und eine Rhythmisierung der Fassade mit sich. Die sich daraus ergebende Gliederung des Gebäudes in zwei identische Hälften vermag etwas weniger zu überzeugen, wohingegen die Artikulierung der beiden Hauptzugänge über breitere Joche sehr schlüssig erscheint.
Das dritte Obergeschoss, das in der ersten Stufe ausschliesslich Spezialräume enthielt und entlang beiden Längsfassaden über Korridore verfügte, hat infolge der Umschichtungen im Rahmen der Überarbeitung etwas an Prägnanz verloren. Der neu zwischen den beiden Erschliessungskernen aufgespannte Lehrerbereich gewinnt dagegen deutlich an Qualität.
Die Umgebung ist gestalterisch präzis formuliert. Sie ist räumlich sorgfältig in die Hanglage eingebettet. Gut wird die Lage des grossen Rasenspielfeldes mit Aussicht auf die Weiherlandschaft bewertet. Im Vergleich zu den anderen Projekten wird ein Aussenplatz mehr als gemäss Programm gefordert angeboten. Dadurch ergibt sich ein breiteres Spielangebot. Die Zuordnung der verschiedenen Räume zu den verschiedenen Klassenstufen ist jedoch nicht klar definiert. Daraus ergibt sich eine gemeinsame Platznutzung, die insbesondere für jüngere Schüler und aufgrund einer erforderlichen erhöhten Pausenaufsichtpräsenz sehr anspruchsvoll sein kann. Die Aufenthaltsqualität des Platzes im Norden hinter dem sechsgeschossigen Gebäude wird in Frage gestellt.
Die von den Verfassern vorgeschlagene Erweiterungsoption über eine Verlängerung des Gebäudekörpers nach Osten ist angesichts der städtebaulichen Grundidee, das Programm in einem Gebäude unterzubringen, nachvollziehbar. Die einzig im Modell dargestellte Erweiterung ist allerdings wohl zu klein bemessen, um das zusätzliche Raumprogramm aufnehmen zu können, und der Allwetterplatz ist in der geforderten Grösse wohl kaum zu halten. Ohne zusätzliches Fluchttreppenhaus könnte die Einhaltung der maximal zulässigen Fluchtweglängen überdies ein Problem darstellten.
Das Ziel der Ressourcen und Klimaschonung ist noch nicht erfüllt, wäre aber erreichbar. Der lange und schmale Baukörper ist kompakt und klar strukturiert, angefangen beim Tragwerk bis hin zur Haustechnik. Der hohe Glasanteil kann zu Überhitzungen führen, vor allen in den Sommermonaten. Beim Tragwerk handelt es sich um ein Mischsystem, das innovativ ist und einen massgeblichen Beitrag zur Reduktion des Volumens zu leisten vermag. Dabei geht es um ein vorfabriziertes Stützen-Plattensystem und um nicht tragende Holzbauelemente, die das Tragwerk allseitig umhüllen. In dieser Schicht ist auch der Sonnenschutz, was allerdings eine Schwächung des Wärmeschutzes darstellt. Die Nasszonenbereiche sind ebenfalls gut organisiert und die Haustechnikkonzepte machen Sinn. Es stellt sich die Frage nach Nutzen und Aufwand der Stahlkonstruktion. Das Projektteam hat eine beachtliche Leistung erbracht und die Forderungen der verschiedenen Disziplinen integriert.
Die wesentlichen Kritikpunkte, die sich im Zuge der vergleichenden Diskussion herauskristallisiert haben, richten sich gegen drei Aspekte: Trotz beträchtlicher Volumeneinsparungen liegen die Kosten immer noch über dem angestrebten Ziel, und die gemäss Programm realistische Erweiterung vermag in der vorliegenden Form nicht zu überzeugen. Die für die Schlussbeurteilung gewichtigste Entscheidung hatte die Jury jedoch ausgerechnet in Bezug auf den architektonisch faszinierendsten Aspekt des Projekts zu fällen, nämlich der städtebaulich kräftigen Idee eines die gesamte Schule zusammenfassenden Gebäudekörpers. Dieser Grundwesenszug erscheint in der Schlussbetrachtung aus pädagogischer Sicht insofern kritisch, als den Kindern eine Identifikation mit der jeweiligen Schulstufe angesichts der architektonisch durchaus faszinierenden Schulmaschine fehlt und die gemeinsame Nutzung der Pausenflächen mangels räumlicher Gliederung wenig stufenspezifische Sphären zu schaffen vermag.
Dennoch hinterlässt das Projekt bei der Jury aufgrund seiner starken Grundhaltung, der grossen Sorgfalt in der Ausarbeitung und der herausragenden architektonischen Qualität einen bleibenden Eindruck und wird als grosse Leistung eingestuft.
Projekt: "Freie Sicht aufs Mittelmeer!"

Projekt: "Freie Sicht aufs Mittelmeer!"

Projekt: "Freie Sicht aufs Mittelmeer!"

Projekt: "Freie Sicht aufs Mittelmeer!"

Projekt: "Freie Sicht aufs Mittelmeer!"

Projekt: "Freie Sicht aufs Mittelmeer!"

Projekt: "Freie Sicht aufs Mittelmeer!"

Projekt: "Freie Sicht aufs Mittelmeer!"