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Offener Wettbewerb | 12/2019

Neubau eines Schulhauses mit einer dreifachen Turnhalle in Ziegelbrücke (CH)

Fabrigg

3. Rang / 3. Preis

Preisgeld: 25.000 CHF

streiff architekten gmbh

Architektur

SJB Kempter Fitze

Tragwerksplanung

Urbscheit Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Schmid Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Ausgangslage der entwurflichen Idee ist die landschaftliche Situation mit dem im neunzehnten Jahrhundert angelegten Linth Kanal, der Ausgangspunkt und geometrische Ordnung der Berufsschulanlage aus den 70er Jahren ist. Die senkrecht zum Kanal entwickelte Aufreihung von Schulgebäuden, die mit einem durchgehenden gedeckten Erschliessungsgang geradlinig verbunden sind, wird an der Nahtstelle zum Linth Kanal mit dem neuen geometrisch präzis gesetzten Schul- und Turnhallengebäude gestärkt. Das grosse Gebäudevolumen, das durch die Zusammenfassung sämtlicher geforderter Nutzungsteile entsteht, übernimmt die unprätentiöse Ordnung der bestehenden Schulanlage. Wie selbstverständlich wird der Eingangsbereich direkt an den Erschliessungsgang angeschlossen und mit einem längeren befestigten Zwischenbereich gestärkt.

Die einfache räumliche Ordnung der Gesamtanlage mit der mittigen Erschliessung wird durch die Verfassenden überzeugend mit einer neuen Freiraumgestaltung aufgenommen. Die einer räumlichen Wahrnehmung der Mitte entgegenlaufenden und später eingebauten Sichtschutzwände werden entfernt.

Dieser Mittelraum, aufgespannt zwischen den parallel angeschlossenen Gebäuden und mit dem Rückgrat des gedeckten Erschliessungsgang gestärkt, erhält als einheitlich gestaltete Zone im Thema der ehemaligen Schwemmebene eine neue Identität. Auch die möglichen Einsichten in die anliegenden Schulräume werden geschickt mit einer streifenartigen Strukturierung der Bepflanzung gelöst.

Dieser Längsraum wird als reiner Durchgangsraum verstanden der im Wechsel der angeschlossenen Gebäude Blicke in die räumliche Weite der ebnen Landschaft zelebriert. Diese landschaftlichen Freiräume sollen mit Blumenwiesen und freien Baumsetzungen gestaltet werden. Der historisch entstandene Verbindungsweg mit eigener Geometrie soll mit der ursprünglich begleitenden Baumreihe gestärkt werden. Leider fehlt in der stimmigen Lesung und Neuinterpretierung der Umgebung die Integration der gewünschten Aufenthaltszonen für die Schülerinnen und Schüler.

Eine zukünftig mögliche Erweiterung kann in der vorgeschlagenen konzentrierten Anordnung des Neubaus und dem so sparsamen Landverbrauch im System der Gesamtschule als weiterer Schultrakt erfolgen, wie auch als Verdichtung der schon bestehenden Schulbauten.

Die architektonische Sprache des neuen Gebäudes übernimmt den Ausdruck einer Gewerbehalle mit dem kräftigen Zeichen des Sheddaches und ergänzt das ursprüngliche Bauensemble ähnlich wie die Erweiterungen der Maurerhalle und der Mensa mit einem bewusst neuen Baustein, der sich jedoch unscheinbar in die Ordnung der Anlage einfügt und mit dem architektonischen Bild den Ausdruck einer Berufsschule spielerisch übersetzt.

Auch die gewählte Fassadensprache mit den durchlaufenden Fensterbändern und dem im Schulgeschoss angefügten Fluchtbalkon entsprechen dem angestrebten architektonischen Bild. Das Fassadenmaterial der vorgeschlagenen Faserzementplatten ergänzt diesen strukturellen Ausdruck zu einer stimmigen Gesamterscheinung, die so auch die Materialität und den Ausdruck der Bestandsbauten in neuer Übersetzung weiterträgt

Im Inneren wird die gestalterische Prägung des Neubaus mit einem starken neuen Raumausdruck konsequent und ident zum äusseren Bild fortgeführt. Der konstruktive Holzbau, als sichtbare Tragstruktur, der die weit überspannte Halle überzeugend und ökonomisch sinnvoll löst, wird als Raumstimmung aufgenommen und bis in die Oberflächengestaltung der Innenwände weitergeführt.

Im Erdgeschoss sind mit der Schulleitung, Sekretariat und Bibliothek und Schülerarbeitsräume im funktionalen Ablauf stimmig erste Nutzräume der Schule angeordnet, die im ersten Obergeschoss mit den Räumen für die Lehrer folgerichtig weitergeführt wird. Beide Geschosse schliessen direkt an den Luftraum der Turnhalle an und lassen gegenseitige Einsichten über die Galerie- und Erschliessungszonen zu.

Die kompakte Anordnung und das Gegenüber der Nutzungen von Schule und Sportbetrieb im Erdgeschoss eröffnet die Möglichkeit räumliche Synergien zu entwickeln, die mit einer grosszügigen Eingangssituation und den richtig angedachten Nutzungen zum neuen Zentrum der Schule werden könnte. Leider verhindert die vorgeschlagene zweiläufige Erschliessung mit den beiden übergrossen Windfängen diese Möglichkeit. Auch fehlt der etwas umständlichen Grundrissorganisation die Möglichkeit die Sportnutzung auch mit grösseren Anlässen für Vereine separiert vom Schulhaus durchführen zu können.

Die Turnhalle mit den anschliessenden Nebenräumen ist überzeugend organisiert und erlaubt über die beiden angegliederten Erschliessungshöfe der Fluchttreppen eine natürliche Belichtung der beiden langen Erschliessungsgänge sowie einen ökonomischen Betrieb. Die konzentrierte Anordnung der Garderoben und Schliessfächer im rückwertigen Erschliessungsgang ist zwar zweckmässig aber im Schulablauf etwas umständlich zu erreichen.

Das zweite Obergeschoss ist als grosse zusammenhängende Fläche alleinig dem Schulunterricht gewidmet. An die grosszügigen und offen gestalteten Erschliessungsräume, die so auch weiteren Nutzungen zur Verfügung stehen können, schliessen sich räumlich geschlossen Gruppen- und Schulzimmer an, die untereinander, je nach Anforderung flexibel verbunden werden können. Alle Trennwände sind nichttragend und können im groben Raster der Konstruktion und Hallenstruktur, ähnlich einem Industriebau, unterschiedliche Raumsituationen schaffen. Das angedachte Verteilsystem der Hausinstallation im grosszügigen Installationsraum der abgehängten Decke der Turnhalle unterstützt diese Offenheit der Raumstruktur im grossflächigen Schulgeschoss. Daraus ergibt sich eine weite Schullandschaft, die trotz ihrer strukturell eingeengten räumlichen Flexibilität einen in die Zukunft ausgerichteten, kreativen, und systemoffenen Unterricht ermöglichen kann. Auch in diesem Geschoss ist die zweiteilige Erschliessung und die Positionierung der fixen Nutzungseinheiten fragwürdig und nicht in der Möglichkeit einer offenen Schullandschaft gedacht.

Dieses Raumsystem wird mit einem Fluchtwegkonzept unterstützt, dass über den umlaufenden Fluchtbalkon die innere Flexibilität, aber auch die Verwendung von brennbaren Materialien und auch Mobiliar in den Erschliessungsbereichen erst zulässt. Trotz der vier Erschliessungstreppen ergeben sich jedoch auf den unteren Geschossebenen aufwendig zu lösende innere Fluchtkorridore, die im Zusammenhang aller Massnahmen kostenintensiv sind.

Die introvertierte und konzentrierte Raumstimmung im Schulgeschoss wird mit dem grossen offenen Innenhof, auch für den Unterricht im Freien, sowie mit einem umlaufenden Fensterband für Ausblicke in die Ferne ergänzt. Die gegen Nordost ausgerichteten Sheddächer lassen zudem eine ausgewogene gute Belichtung aller Räume erwarten.

Trotz der konzentrierten und statisch sowie auch haustechnisch sinnhafter Konzeption des Neubaus befinden sich die Erstellungskosten am oberen Rand der Vergleichskosten aller Projekte der engeren Betrachtung.

Der vorliegende Entwurf kann mit einer im System der bestehenden Schulanlage angelegten Situierung und dem architektonischen Ausdruck des Neubaus die Räumlichkeit des Bestandes qualitätsvoll weiterentwickeln und mit dem sparsamen Umgang der Landressourcen, Raum für eine spätere Entwicklung freihalten. Die dazu nötige räumliche Konzentration des Neubaus wird mit der vorgeschlagenen offenen Schullandschaft im Verbund mit den Raumanforderungen des Sportbetriebs zu einem in die Zukunft gerichteten, Schulsystem weitergedacht, dass jedoch noch nicht in allen Teilen zu überzeugen vermag.