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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2021

Neubau Gesamtschule Bockmühle in Essen

2. Preis

Franz&Sue

Architektur

rajek barosch landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Zentralplan GmbH

TGA-Fachplanung

KPPK Ziviltechniker GmbH

Bauphysik, Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Gemeinsam im Quartier

Der Stadtteil Essen-Altendorf lebt von seiner Multikulturalität, beherbergt aber auch sozial benachteiligte Menschen. Durch den Neubau der Gesamtschule Bockmühle, einer modernen Sporthalle und eines Stadtteilzentrums mit Gastgarten soll ein sozial nachhaltiger Ort für alle im Viertel entstehen. Mit unserem Wettbewerbsentwurf legen wir eine Achse von der Altendorfer Straße über den Blambeckpark zum neuen Knotenpunkt des Zentrums, dem gemeinsamen Vorplatz. Von hier verzweigen sich die Wege in den verlängerten Grünraum und verbinden so die Freizeitangebote für die SchülerInnen und die Nachbarschaft.

Lernwelten neu gedacht
Die Aufgabe bei diesem Wettbewerb war nicht nur, eine Schule zu planen. Vielmehr ging es darum, den kompletten Stadtteil durch architektonische und stadtplanerische Eingriffe aufzuwerten. Unser Entwurf konzentriert sich auf das neue Zentrum des Viertels, den Vorplatz. Diese freiräumliche Neuordnung des Geländes bringt sowohl den Lernenden und Lehrenden, als auch den BewohnerInnen der angrenzenden Wohnbauten Mehrwert und verwandelt Essen-Altendorf in ein Stadtviertel, das durch dieses neue Zentrum der Kommunikation aufblühen kann.

Für jetzt und viele weitere Generationen
Die Gesamtschule als Ort der Begegnung, Verständigung und der sozialen Teilhabe spielt bei diesem Vorhaben eine besondere Rolle. Drei verschobene Volumen formen den Bildungskomplex, der funktional in zwei Einheiten unterteilt ist. Im östlichen Teil befinden sich die Gemeinschaftsflächen wie Aula und Mensa – beidseitig belichtet mit angrenzender Terrasse. Darüber die Verwaltungsräume, Fachklassen und ein Cluster für die Sekundarstufe II. Im Westen bilden sechs große Cluster mit offenen Lernzonen die Klasseneinheiten für die Sekundarstufe I. Ändern sich die Ansprüche an das Schulgebäude – etwa durch den demografischen Wandel –, erlaubt die Holzhybridskelettbauweise eine sehr flexible Reaktion auf zukünftige Anforderungen, da es einzelne massive Kerne nur im notwendigen Ausmaß gibt. Die Holzrahmenbauweise der Fassade ist nicht nur ökologisch nachhaltig, sondern ermöglicht auch hier eine unkomplizierte Adaptierung.

Freiraum für alle
Der urbane Platz am zentralen Plateau des Geländes – der Schule, Sportstätte und Stadtteilzentrum miteinander verbindet – dient als Achse zwischen den angrenzenden Verkehrsadern und sorgt für die Verzahnung mit dem umliegenden Quartier. Über ihn spazieren FußgängerInnen, treten RadfahrerInnen in die Pedale und auf ihm spielen Kinder mit Wasserspielbrunnen. In Schleifen zweigen sich weitere Wege ab, führen in den neu geschaffenen Campuspark im Süden mit Spiel-, Freizeit- und Ruhezonen, Werkterrassen, Pavillons und Obstgärten. Hier können nicht nur die SchülerInnen ihre Pausen genießen, sondern auch die AnrainerInnen Kraft tanken.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf platziert die Baukörper für Schule, Stadtteil- und Sportzentrum konzentriert um einen Vorplatz, der auf diese Weise sehr überzeugend den Mittelpunkt des neuen Stadtteilzentrums bildet. Die Durchwegung in Nord-Süd- als auch in Ost-West-Richtung wird folgerichtig über diesen Platz geführt und sorgt somit für eine gute Verzahnung mit dem umliegenden Quartier.

Die Bauabschnittbildung bei laufendem Betrieb ist sichergestellt.

Es werden großzügige und differenzierte Grünräume unterschiedlicher Dimension und Charakteristik angeboten. Freiraumplanerisch überzeugt die zentrale Platzgestaltung vor dem Haupteingang des Schulgebäudes in räumlicher Verbindung zum Stadtteilzentrum und Sporthalle.

Die Schüler-Gartenbaufirma „GaFlo“ kann an alter Stelle erhalten bleiben und ist räumlich gut dem Freiraum zugeordnet.

Das Schulgebäude überzeugt durch seine klare Gliederung der drei versetzen Baukörper. Der Kopfbau zum Vorplatz nimmt die öffentlichen Nutzungen auf und ermöglicht als Auftakt einer zentralen Erschließungsachse eine selbstverständliche Orientierung in alle Bereiche des Hauses. Der Abstand nach Westen zur denkmalgeschützten Wohnbebauung ist kritisch, die Abstandsflächen werden unterschritten.

Das Sportzentrum wird an der richtigen Stelle erschlossen, ist funktional gut und präzise organisiert und bleibt im Gesamtensemble präsent aber angenehm zurückhaltend.

Das Stadtteilzentrum steht schlüssig am Übergang von Platz zum Park und verbindet außen- und innenräumlich die unterschiedlichen Niveaus des Grünraums. Die Anordnung der Bibliothek im 2. OG wird kritisch gesehen, eine bessere Anbindung und Sichtbarkeit zum Vorplatz wäre wünschenswert. Ebenso muss das Fluchtwegkonzept überarbeitet werden.

Konstruktions- und Fassadenstruktur bilden eine stimmige Einheit, ohne dabei Monotonie zu erzeugen. Sie tragen die vielfältigen Funktionen und Nutzungen des Schulzentrums subtil nach außen und schaffen einen eigenständigen Ort.

Die angestrebten Lerncluster sind eindeutig definiert und reizvoll um die Innenhöfe gruppiert. Der zentrale Bereich im Kopfbau am neuen Quartiersplatz hat Verteilerfunktion und kann schulisch gut genutzt werden.

Die Organisation und Anordnung der Schulhofflächen werden dagegen kritisch bewertet. Sie sind einerseits funktional-räumlich gut den Schulgebäuden zugeordnet und ermöglichen damit kurze Wege zu den Schulräumen. Andererseits wird die Sicherstellung der Aufsicht und soziale Kontrolle dieser dezentralen Freiräume kritisch diskutiert.

Die Nachhaltigkeitsanforderungen werden überdurchschnittlich erfüllt, der CO2-neutrale Betrieb ist durch einen geringen Endenergiebedarf in Kombination mit einer möglichen CO2-Reduktion durch Eigenstromerzeugung möglich.

In wirtschaftlicher Hinsicht wird die Arbeit vor allem aufgrund ihrer überdurchschnittlich hohen Kennwerte der BGF, BRI und Hüllflächen als vergleichsweise aufwändig eingeschätzt. Insgesamt gelingt es der Arbeit in unaufgeregter Weise ein stimmiges städtebauliches Konzept mit einem Schulbau, der hohe räumliche Qualitäten erwarten lässt, zu verbinden.