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Offener Wettbewerb | 07/2021

Ersatzneubauten Schulanlagen Triemli und In der Ey in Zürich-Albisrieden (CH)

2. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 40.000 CHF

BS + EMI Architektenpartner AG

Architektur

Hoffmann & Müller Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit dem städtebaulichen Entscheid, einen einzigen Baukörper in die grossräumige Anlage zu setzen, wird eine grosse Offenheit angestrebt. Gleichzeitig präsentiert sich das markante öffentliche Gebäude selbstbewusst und differenziert zur angrenzenden Bebauungsstruktur. Mit der Volumenkonzentration wird eine maximale Nutzungsflexibiltät erreicht, um auf sich verändernde Schulraumbedürfnisse zu reagieren. Die Jury schätzt diese innovative Idee, die von den Verfassenden als offenes Regal bezeichnet wird, im Grundsatz sehr.

Mit der Einordnung in die Topografie werden verschiedene Eingangsniveaus geplant, die einem innenräumlichen Erschliessungskonzept folgen. Durch die Setzung des langen Gebäudes quer zu der bestehenden sanften topografischen Stufung der Freiräume werden an manchen Orten komplizierte Höhenverhältnisse geschaffen, die viele Treppenanlagen und unschöne Abgrabungen nach sich ziehen. Der Aussenbereich des Kindergartens und auch die Vorzone der Mensa am Langgrütweg wirken unvorteilhaft eingegraben. Der Schul- und Quartierfreiraum wird durch diese Setzung in mehrere Bereiche aufgeteilt. Mittig prägen und trennen die Sportanlagen und der grosse, leere Pausenplatz vor dem Schulhaus In der Ey die beiden grünen Spiel- und Aufenthaltsbereiche zum Nachteil von Stadtklima und der architektonischen Atmosphäre.

Der Zugang zum Triemlischulhaus ist am Gebäudekopf, jener zum Schulhaus In der Ey gegenüberliegend und eineinhalb Geschosse tiefer angeordnet. Über einen zweigeschossigen Durchgang wird eine Querverbindung ermöglicht. Dort sind zentral die Mensen und Mehrzweckräume mit direkt zugänglichem Aussensitzplatz geplant. Die
Räume sind im Gebäuderaster vielseitig unterteilbar und versprechen eine hohe Nutzungsflexiblität. Die Dimension der Erschliessung ist hingegen wenig funktionstüchtig.
Die zwei zentralen, engen Treppenhäuser beim Durchgang erschliessen zugleich Mensa und Sporthalle. Der Zugang zur Sporthalle ist über den Zugang im Schulhaus schlecht auffindbar und sehr knapp dimensioniert. Die Sporthalle selbst funktioniert gut, die natürliche Belichtung wird über eine topografisch wahrnehmbare Geländestufe ermöglicht.

Die Erschliessungsidee im Erdgeschoss prägt den Entwurf. So ist der ebenerdige Erschliessungs- und Begegnungsraum zusammen mit den Musik-, Werk- und Handarbeitsräumen vielseitig nutzbar. Aus dieser grosszügigen Zone werden die Cluster der oberen Geschosse erschlossen. Die Cluster funktionieren betrieblich gut, auch wenn deren Vertikalerschliessung viele Bewegungen generiert. Die hierarchisierte Erschliessungsstruktur überzeugt in der Grundidee, nicht aber in der Nutzung; So werden die in der Grundfläche äusserst knapp bemessenen Treppenhäuser nicht in der Lage sein, die zu erwartenden Bewegungsströme aufzunehmen, zumal sich diese bis ins Erdgeschoss zusätzlich kumulieren.

Der Kindergarten ist im Erdgeschoss im Triemli-Trakt ebenerdig mit direktem Aussenraumbezug angeordnet. Die Büroräume auf der Ebene 4 verfügen über eine Dachterrasse, die zusätzliches Ausbaupotential für weitere Cluster bietet.

Dem Konzept des «offenen Regals» folgend, ist der Skelettbau in Holz geplant. Die Schulzimmer sind maximal transparent, die Treppenhäuser maximal geschlossen. Die Jury diskutierte diese konzeptionelle Entscheidung intensiv. Die Fassaden sind weitgehend verglast, die opaken Fassadenteile durch eine farbige Holzschalung bekleidet. Der sommerliche Wärmeschutz wird über Beschattung durch die Treppentürme, einen äusseren Sonnenschutz und eine Fassadenbegrünung vorgeschlagen. Die Fassadenbegrünung ist wie beschrieben sicher architektonisch prägend, wirkt jedoch etwas dekorativ und vermag für die Beschattung der grossen Glasflächen und den sommerlichen Wärmeschutz nichts beizutragen. Ebenso fehlen auf der exponierten Westseite die im Begleittext beschriebenen grossen Bäume, welche die Aufheizung abmildern könnten.

Sowohl der Zugangsbereich und Pausenplatz der Schule Triemli wie auch der Ankommensbereich der Schule In der Ey sind durch Parkplätze und deren Manövrierflächen beeinträchtigt.

Die Wirtschaftlichkeit über das gesamte Projekt wurde als eher unterdurchschnittlich bewertet. So weist das Projekt eine grosse Geschossfläche und überdurchschnittliche Baugrubenkosten aus. Auch in Punkto Nachhaltigkeit schneidet das Projekt eher unterdurchschnittlich ab: vor allem im Bereich der Treibhausgas-Emissionen bei der Neuerstellung wie auch bezüglich sommerlichem Wärmeschutz. Lokalklimatisch bietet das Projekt auf verschiedenen Ebenen Vorschläge, die jedoch mehr versprechen als sie tatsächlich einlösen können.

Insgesamt zeichnet sich der Beitrag EUGEN durch eine starke Idee und eine entschiedene städtebauliche Setzung aus. Die Einordnung in die Gesamtanlage ist mehrheitlich gelungen. Das Neubauvolumen fügt sich durch die Geländestufungen und Abgrabungen des Terrains jedoch nur bedingt in die vorhandene Topografie ein. Die Grundrisse sind stark durch die Skelettstruktur geprägt. Das Preisgericht hegt Zweifel an der Funktionalität der Erschliessung. Insgesamt überzeugt der Projektvorschlag auf der Innovationsebene. Er weist jedoch bezüglich Funktionalität strukturelle Fragen auf: Die vielversprechende horizontale Organisation funktioniert in der vertikalen Dimension leider nicht optimal.