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Gutachterverfahren | 08/2020

Erarbeitung einer städtebaulichen und architektonischen Konzeption für den Schulstandort Döbeln-Ost

Wettbewerbsbeitrag

Wettbewerbsbeitrag

Teilnahme

BPS architektur gmbh

Architektur

Erläuterungstext

Analyse – Verkehrslärm vs. Unterricht

Der Schulstandort befindet sich im Neubaugebiet Döbeln Ost 2, direkt nördlich, an der Bundesstraße B175. Im Norden des Baufeldes befindet sich das von großen Wohnblöcken umrahmte, von Verkehrslärm freie Innenquartier.
Entlang der stark befahrenen Dresdner Straße schließt im Osten eine Parkanlage (ehemaliger Friedhof) an, dessen noch erhaltene Mauer eine optisch und akustisch willkommene Barriere zur Straße bildet. In stadtauswärtiger Richtung, westlich des Baufeldes befinden sich mehrere ein- bis zweietagige Gewerbeimmobilien, die von der Straßenkante zurückversetzt sind.

Städtebauliche Leitidee – kompakter Campus

Diese städtebauliche Kante wird für die neuen Baukörper aufgegriffen. Dies ermöglicht die Fortsetzung des Grüns zwischen Gebäuden und Straße, was auch in Bezug auf den Verkehrslärm und natürlichen Sonnenschutz Vorteile bringt.
Ziel ist es, mit den vier Hauptbaukörpern ein kompaktes „Schulquartier“ mit klaren Raumkanten und gemeinsamen, ruhigen Pausenhof zu schaffen.
Mit den zwei- bis dreietagigen Baukörpern wird die Höhe der Nachbarbebauung entlang der Dresdner Straße aufgegriffen. Lediglich der zentrale Hauptzugang im Süden wird durch einen Aufbau auf dem Schulgebäude akzentuiert. Auch an den übrigen Quartierkanten befinden sich zwischen den Gebäuden Ein-
und Ausgänge vom Pausenhof zu den umgebenden Funktionsflächen.
Die Fassade der neuen Sporthalle öffnet sich großzügig zum Vorbereich, was insbesondere in der Dunkelheit eine wichtige Wegmarke an der Bundesstraße darstellen kann.

Freiraum – geschützter Pausenhof mit grünem Umfeld

Der zentrale Pausenhof für beide Schulformen umfasst ca. 4.000 m² und erhält seinen „Platzcharakter“ durch die vierseitige, räumliche Fassung.
Dabei dient ein geländebedingter, den Pausenhof diagonal verlaufender, mittig herausgearbeiteter Höhenversatz als Sitzmöglichkeit und optionaler, formaler Trennung zwischen Grundschule und Förderschule.
Als verbindendes, und die Kommunikation förderndes Element werden um diesen Höhenversatz Großbäume gruppiert. In das Gelände einschneidende Rampen ermöglichen die barrierefreie Überwindung der Höhen bis zu den Sportfreiflächen.
Durch die Öffnungen zwischen den Gebäuden des Campus bestehen neben dem Hauptzugang für beide Schulformen im Süden Querungsmöglichkeiten des Pausenhofes in alle Richtungen:
- zum Speiseraum im Osten
- in den Park im Westen oder
- zu den Sport- und Grünflächen im Norden

Die erforderlichen Sport- und Hortflächen werden im Norden auf altem Sportplatz angeordnet. Diese Fläche bietet genügend Platz, so dass auch das Lernen im Grünen hier möglich und weniger verkehrslärmbelastet wäre.
Auch auf den Freiflächen für den Hort bietet sich durch den kreativen Umgang mit dem Höhensprung Potential für differenzierte Freiflächengestaltung (Sitzen, Liegen etc.)

Erschließung – Vorbereich als Entlastungsfläche

Für das Schulquartier ist die Dresdner Straße der Hauptzubringer sowohl von Döbeln, als auch der Umgebung. Um Rückstau durch den Bringe- und Holverkehr auf die Bundesstraße zu vermeiden, wird dem Campus südlich vorgelagert eine zusätzliche Einbahnstraße vorgesehen. Diese bietet neben der Aufnahme des Hol- und Bringeverkehrs auch Möglichkeiten zum Kurzzeitparken für Fahrdienste, Kiss´nGo-Flächen, Anlieferung oder als Feuerwehrzufahrt.
Durch diese Querspange wird ein Vorplatz mit zentralem Hauptzugang zum Innenhof zwischen den Neubauten für Förderschule und Sporthalle geschaffen.
Geschützt im Innenhof befinden sich, den Schulgebäuden zugeordnet ca. 90 Stellplätze für Fahrräder.
Die Hauptzufahrt für PKW zum Schulquartier erfolgt über die vorhandene Zufahrt von der Dresdner Straße im Westen. Hier befinden sich 40 Stellplätze mit Wendemöglichkeit sowie einer Zufahrt in den Innenhof für schulische Zwecke.
Weitere 32 Stellplätze befinden sich im östlichen Bereich an der Zufahrt zu Sodexo / Kita, durch schattenspendende Baumstandorte gegliedert. Auch von hier ist eine Einfahrt in den Innenhof möglich.
Die übergeordneten Fuß- und Radwege im Westen und Süden verbinden und weiten sich zum kommunikativen Platz vor der Förderschule / Sporthalle auf, was auch der Nutzung der Sporthalle für öffentliche Veranstaltungen zuträglich ist.
Der südliche Fuß- und Radweg nimmt den leichten Schwung vor der Heimtierhandlung auf und meandert im Campusbereich von der Dresdner Straße hin zum Schulzentrum und setzt sich im Park des ehemaligen Friedhofs fort.

Nutzung

Der Schulcampus wird im Norden von Grundschule und deren bestehender Sporthalle begrenzt. Der Neubau der Förderschule mit dazugehöriger, „öffentlicher“ Sporthalle wird im Süden eingeordnet.
Die turmartige Erhöhung auf der Förderschule am Haupteingang zum Innenhof der Förderschule könnte als Hausmeisterwohnung, Sternwarte, Schülerclub oder eine andere besondere Nutzung herangezogen werden.

Bauabschnitte

Durch die kompakte Ausformung des Campus kann der Schulbetrieb der bestehenden Grundschule bis zur Fertigstellung des Neubaus weiter genutzt werden. Hierfür sind folgende Bauabschnitte angedacht:
1. Neubau der Grundschule in Nord/Ost Ecke
2. Neubau der Sporthalle
3. Abriss der bestehenden Schule und Neubau Grundschule (kann ggf. auch parallel mit 2. BA umgesetzt werden)

Sporthalle – Dynamisch in der Außenwirkung

Aufgrund der angedachten Nutzung, welche auch außerschulischen Vereinssport oder öffentliche Veranstaltungen ermöglichen kann, ist die Einordnung an der Südostecke des Areals angedacht. Hier können die östlichen Stellplätze mitgenutzt werden. Mit einer transparenten Straßenfassade kann auch eine wahrnehmbare Außenwirkung erreicht werden.
Die Spiegelung des Grundrisses ist möglich, falls der Zugang vom Innenhof bevorzugt wird. Durch eine leichte Erhöhung der vorderen Dachkante in Verbindung mit einer schrägen Fassade wird die Dynamik der Funktion auch in der Kubatur erlebbar. Gleichzeitig werden Spiegelungen und Sonneneinstrahlung minimiert.

Förderschule – Orientierung und kurze Wege

Die Förderschule begrenzt den Pausenhof in südlicher und westlicher Richtung als zwei-/dreigeschossiger Baukörper. Während außen die Geradlinigkeit der Umgebung aufgegriffen wird, ist die Innenfassade aufgelockerter und dem Raumprogramm folgend.
Der Zugang zum Gebäude erfolgt vom Pausenhof. Unmittelbar am Eingang ist das zentrale, offene Treppenhaus angeordnet, von denen auf allen Ebenen die Garderobe, Pausenbereiche und WC’s erschlossen werden.
Am Ende der Schenkel befinden sich geschlossene Treppenhäuser zur internen Erschließung und als notwendiger, zweiter Rettungsweg.
Zur Dresdner Straße hin befinden sich lärmbedingt keine Unterrichtsräume. Hort und Fachbereichsräume, welche teilweise auch durch den Hort genutzt werden sind zum Pausenhof orientiert im Erdgeschoss angeordnet.
Die Klassenräume und verbindenden Gruppenräume sind nach Westen, zum Park hin orientiert. Dabei sind die 3 Ebenen nahezu identisch gestaltet.
Das dritte Obergeschoss überdeckt die darunterliegenden Flächen nicht vollständig, so dass die Einordnung einer Dachterrasse denkbar wäre.

Grundschule – Lernen mit Blick in den Park

Als zweigeschossiger Baukörper begrenzt die Grundschule den Pausenhof im Norden und Osten und wird zentral vom Pausenhof erschlossen.
Analog der Förderschule befinden sich im Eingangsbereich die Garderobe (Hausschuhschule) sowie ein zentrales, offenes Treppenhaus.
Für die angestrebten kurzen Wege ist ein direkter Übergang im Osten zum Speiseraum / Sodexo angedacht.
Auf beiden Etagen weiten sich die Flure zu Kommunikationsräumen auf. An deren Enden sind jeweils notwendige Treppenhäuser für die interne Verbindung und den zweiten Rettungsweg eingeordnet.
Die Hort- und Fachbereichsräume, welche teilweise durch den Hort genutzt werden, befinden sich im Erdgeschoss entlang der Außenfassaden. Diese ermöglichen den direkten Zugang aus den Horträumen zum nördlichen Freibereich.
Die Klassenräume und verbindende Gruppenräume werden an den Flurenden des Obergeschosses angeordnet, was eine klare Orientierung und Gliederung in Klassenstufen ermöglicht.
Über dem zentralen Eingangsbereich befindet sich eine Dachterrasse, die zur individuellen Gestaltung oder Pausenaufsicht genutzt werden kann.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Idee konzentriert sich auf eine nahezu quadratische Grundfläche auf der Süd-West-Seite des Schulgrundstückes. Dabei bilden die diametral gegenüberliegenden Schulgebäude und Sporthallen die jeweiligen Eckpunkte des Entwurfes und greifen die städtebaulichen Raumkanten des Wohngebietes auf. Ein zentraler Pausenhof erschließt die Gebäude mit Ausnahme der neuen Sporthalle. Die Kompaktheit des Entwurfes wird positiv gewürdigt, allerdings sind die angebotenen Pausenhofflächen deutlich zu klein. Die ungewöhnliche und durch die Nutzung nicht untersetzte Staffelung des Schulgebäudes für die Schule mit dem Förderschwerpunkt Lernen ist nicht schlüssig. Die Markierung des Eingangsbereiches zum Innenhof durch einen viergeschossigen „Turm“ ist nur bedingt nachvollziehbar. Das Bestandsgebäude der Mensa rückt durch den Neubau der Grundschule hinter das Schulgebäude in die zweite Reihe und wird damit von der zentralen Mitte - dem gemeinsamen Schulhof abgekoppelt. Dieser Umgang erscheint wenig respektabel. Die Zugänglichkeit insbesondere für die Schule mit dem Förderschwerpunkt Lernen wird dadurch weitläufig und wenig übersichtlich.
Die Kubatur der Schulgebäude mit vor- und rückspringenden Gebäudekanten zum Innenhof wird im Gremium kontrovers diskutiert, Bedenken bestehen hinsichtlich der Detailausbildung und möglicher Mehrkosten für Sonderlösungen in der Fassade.
Die Zonierung des Pausenhofes und Zuordnung von Flächen zu den Schularten ist durch die Führung des Höhensprungs im Gelände schlüssig. Aufgrund der geringen Größe der zentralen Pausenhoffläche werden die Flächenvorgaben für das Verhältnis von Freispielfläche pro Schüler nicht eingehalten. Positiv wird die Anordnung der Haupteingänge in die Schulgebäude vom Schulhof aus bewertet. Die Anordnung des Gebäudezuganges für die neue Sporthalle von der Parkplatzfläche im Osten erscheint ungünstig, da die Schüler den geschützten Innenhof verlassen müssen.
Die Grundstruktur der Schulgebäude mit der jeweils im Eingangsbereich befindlichen Haupttreppe wird auf-grund der freien Gebäudeform kontrovers diskutiert. Die Orientierung für die Schüler ist einfach und gut gelöst. Die großzügigen Verkehrsflächen um die vertikale Haupterschließung herum bieten Möglichkeiten, diese Flächen für die Pausenaufenthalt oder differenzierten Unterricht zu nutzen. Die Umsetzung der notwendigen Rettungswege für das 3. Geschoss und den viergeschossigen Turm der Schule mit dem Förderschwerpunkt Lernen bleiben ungeklärt und nur mit einem erhöhten Aufwand realisierbar.
Das Freianlagenkonzept sieht wenig Eingriffe in die Flächen des ehemaligen Friedhofes vor, mögliche Nutzungen sind jedoch benannt. Die Sportfreiflächen sind im Norden des Grundstückes kompakt angeordnet. Die Freibereiche für die Horte beider Schulen befinden sich ebenfalls im Norden des Grundstücks und sind derzeit nicht voneinander getrennt. Durch die Lage ergeben sich für die Schüler der Schule mit dem Förderschwer-punkt Lernen weite Wege. Eine mangelnde Übersichtlichkeit für die Erzieher wird kritisiert.
Die angedachte „Anlieferzone“ für die Schüler mit separater Einbahnstraße im Süden des Grundstückes wird grundsätzlich positiv einschätzt, lässt jedoch insbesondere hinsichtlich der Zufahrten von der Dresdner Straße und der Überschneidung mit dem Hauptzugang für Fußgänger Fragen offen.
Das Baustufenkonzept erscheint umsetzbar, ist aber hinsichtlich der Wegeführung für Baustelle und Nutzer des Bestandes zu wenig durchgearbeitet. Aufgrund der beschriebenen Defizite bietet diese Arbeit keine tragfähige Grundlage für die nachfolgenden Planungsschritte.
Wettbewerbsbeitrag

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Wettbewerbsmodell

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