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Offener Wettbewerb | 06/2021

Ein innovativ nachhaltiges Schulhaus - Neubau Primarschule Walkeweg in Basel (CH)

ein 5. Preis

LYRA / Lara Yves Reinacher Architekten AG / ETH SIA

Architektur

WaltGalmarini AG

Bauingenieurwesen

Amstein + Walthert AG

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Verfasserteam entwickelt sein Projekt bewusst aus den unterschiedlichen Strategien der Nachhaltigkeit und dem lokalen Kontext. Dadurch entsteht ein anregender und eigenwilliger Gebäudetypus, der sich den spezifischen Bedingungen des Orts anpasst. Es ist klar erkennbar, dass bei diesem Gebäude andere gestaltgebende Themen bestimmend waren, als bei einem «normalen» Schulhaus. Damit besitzt das Gebäude ein Potential für die Vermittlung von Nachhaltigkeits-Themen, ein «Lernen im und am Gebäude». Der kompakte Baukörper schliesst stirnseitig an den Quartierplatz an und richtet sich längs der Friedhofsmauer aus. Zur Friedhofsmauer hin liegt der schmalere Aussenraum des Kindergartens, auf der Rückseite entsteht eine grüne Spielwiese und auf der Längsseite zum Quartier wird ein neuer Platz aufgespannt, von dem aus das Schulhaus erschlossen wird. Dieser Hauptzugang liegt zwischen zwei markanten, aussenliegenden Erschliessungstürmen, welche auch der Kanalisierung und Umwandlung der Luftströme um und im Gebäude dienen. Die Tagesstrukturen sind zum Quartierplatz hin orientiert und können grosszügig geöffnet werden. Die Setzung eines sechsgeschossigen Gebäudes als markanter Punkt im Quartier ist gut vorstellbar. Die genaue Höhe, der Abstand zum Friedhof und der Umgang mit dem gegen Nordosten abfallenden Terrain muss jedoch bei der weiteren Überarbeitung im Modell genauer geprüft werden. Die Nutzungen werden vertikal geschichtet. Der Kindergarten sowie die gemeinschaftlichen und vom Quartier mitbenutzten Räume sind im EG und 1. OG angeordnet. Sie 36 Rangierte Projekte werden über eine zweigeschossige, unbeheizte Halle mit dem Quartier verwoben. Darüber liegen die Unterrichtszimmer und zuoberst, als stadtbildprägende «Quartierskrone», die Turnhalle. Innerhalb dieser vertikalen Schichtungen ist die Anordnung der Nutzungen klar strukturiert. Am Kopf zum Platz sind Tagesstruktur, Spezialräume und Lehrerbereiche angeordnet. Im Längskörper liegen die Klassenzimmer und die Gruppenräume, die mit einem vorgelagerten «Jahreszeitenzimmer » erweitert werden können. Auf der Ebene der «Quartierskrone» werden zwei Balkone als zusätzliche Pausenflächen angeboten. Für eine allfällige Erweiterung auf einen 18-Klassenstandort wird ein Anbau Richtung Norden vorgeschlagen, wodurch jedoch die Spielwiese stark verkleinert würde. Innovationskraft und Konzepte zur Nachhaltigkeit Luftwerk basiert auf einem innovativen, integrativen Konzept für ein ganzjährig angemessenes Raumklima. Dabei werden passive (bauliche) und aktive (technische) Massnahmen konzeptionell sinnvoll zusammengeführt. Themen wie Gebäudelüftung, Energieversorgung und -gewinnung sowie Speichermassen werden anhand einer Geschichte erzählt und finden ihren richtigen Platz im Baukörper. Kreisläufe sind konzeptionell dargestellt. Konstruktion und Materialisierung beruhen auf einer modularen Holzbauweise mit Lehmelementen. Jedes Klassenzimmer grenzt an eine massive Wand eines Treppenhauskerns. Gepaart mit den Lehmböden besitzen die Räume somit genügend Speichermasse für die Umsetzung einer manuellen Nachtauskühlung. Die angestrebte natürliche Lüftung durch Kamineffekt muss präzisiert werden. Der angedachte sommerliche Wärmeschutz über horizontal angeordnete Brise Soleil müsste auf der Ost- und Westseiten ergänzt werden, um die Gefahr der Überhitzung der Pufferräume durch den hohen Glasanteil zu minimieren. Gleichzeitig ist die Tageslichtnutzung durch die sehr grossen Überhänge der Turnhalle und der Schülerarbeitsplätze in den Korridoren eingeschränkt. Die Turnhalle im Dachgeschoss sollte bezüglich ihrer CO2- Bilanz optimiert werden, Glasflächen, Materialisierung und Tragkonstruktion spielen hier eine wichtige Rolle. Soziale Nachhaltigkeit und Mehrwert fürs Quartier Das Projekt Luftwerk sucht den Austausch mit dem Quartier besonders im Parterre und auf dem Dach. Das poröse Erdgeschoss mit seinen öffentlichen Nutzungen öffnet sich an der östlichen Fassade über ein «Jahreszeitenzimmer» zum Quartier. Die über den Quartierplatz erschlossene Tagesstruktur gibt der Schule ein Gesicht zum öffentlichsten Ort des Quartiers und trägt zu dessen Belebung bei. Seinen besonderen Ausdruck erhält das Gebäude durch die Turnhalle auf dem Dach; sie bietet Ausblick und Einblick zugleich und macht den privilegierten Dachraum ausserhalb der Schulzeiten auch der Öffentlichkeit zugänglich. Zugleich schafft die Halle einen bildhaften Ausdruck für den Charakter des Quartiers, könnte gar zum Emblem werden. In die textlich und visuell sorgfältig gestaltete Innovationsstory sind eine Reihe weiterer Vorschläge eingearbeitet, welche die Verknüpfung von Schule und Quartier stärken – ganz im Sinne des informellen Lernens und der Schule als Zentrum des Quartiers. Nutzersicht Das sehr grosse Volumen definiert die Aussenräume. Gegen Norden kann bei der zweizügigen Schule eine Spielwiese geschaffen werden, bei einer Erweiterung fällt diese praktisch weg. Die Ersatzfläche wird auf dem Dach der angebauten Einheiten entstehen. Die Lage des Kindergartens mit Aussenraum nach Westen gegen den Werkhof ist eine eher unbefriedigende Lösung. Die Erschliessung der Schule erfolgt über vier aussenliegende Treppentürme und ergibt zusammen mit den eingespannten zweigeschossigen Wintergärten eine komplexe Wegführung. Die Nutzung des Wintergartens ist allerdings nur für die direkt angrenzenden Klassenräume optimal. Die vorgeschlagene Erschliessung mit den Wendeltreppen für die Räume im oberen Bereich wird als eher problematisch angesehen. Die Belichtung und die Belüftung der Klassenzimmer und Spezialräume muss geprüft werden. Qualität Freiräume Durch die präzise Gebäudesetzung entstehen auf den vier Gebäudeseiten unterschiedliche Freiräume. Der Quartierplatz stellt den Adress- und Nutzraum der Tagesstruktur, der Pausenhof im Osten den der Schule dar. Zum Werkhof hin ist der Kindergarten-Aussenraum angedacht, der jedoch aufgrund der fehlenden Besonnung am Morgen eher ungeeignet ist. Der als grosszügiger Grünraum vorgesehene Bereich im Norden schafft als Spielwiese den nötigen Abstand zum Friedhof. Leider geht dieser mit der Erweiterung verloren. Obschon das räumliche Aussenraumkonzept stimmig wirkt, vermag die Programmierung die Bedürfnisse der Schule an den Aussenraum wenig zu erfüllen. Kritisch wird insbesondere die Erweiterung mit ihrer Nähe zum Friedhof und der Verkleinerung des Aussenraumes erachtet. Résumé Mit dem Projekt «LUFTWERK» zeigt das Verfasserteam ein grosses Engagement und eine fundierte Auseinandersetzung mit wichtigen Nachhaltigkeitsthemen und entwickelt daraus einen innovativen und anregenden Vorschlag für ein neues Schulhaus.