modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 05/2021

Neubau einer Grundschule mit Sporthalle für die Gemeinde Wilnsdorf

1. Preis

Preisgeld: 20.000 EUR

BUERO BB

Architektur

Architektur Immendörfer

Architektur

Klaus Saur Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

IW Weinheimer

Tragwerksplanung

kleinoffice

Innenarchitektur

Julian Henschel Design

Design

Erläuterungstext

TOPOGRAFIE, LANDSCHAFT UND NACHBARSCHAFT

Die neue Grundschule Wilnsdorf entsteht auf einem bisher unbebauten, steilen Hanggrundstück mitten in einem Wäldchen. Wo bisher Bäume standen, wird nun ein Bauwerk für die Bildung errichtet. Im Norden schließt eine Kita und ein Sport- und Freizeitzentrum an, im Süden wird das Gelände gesäumt von einer Seniorenresidenz. Im Spannungsfeld der landschaftlichen Voraussetzungen und inhaltlichen Nachbarschaften hat der Entwurf drei übergeordnete Ziele: intelligenter und pädagogisch sinnvoller Umgang mit der Topografie, geringer Flächenverbrauch sowohl für Gebäude, als auch für Freianlagen und zuletzt die Bildung eines gemeinschaftlichen Campus der Generationen.

CAMPUS DER GENERATIONEN

Sowohl die Schule als auch die Sporthalle werden deshalb in ein kompaktes Volumen integriert, das sich durch die Positionierung mit dem Versatz von genau einem Geschoss genau in den Geländeverlauf einbettet. Die Ausrichtung des Gebäudes folgt den Höhenlinien und der bestehenden Richtung der benachbarten Bestandsbauten. Durch die Positionierung des Neubaus wird ein Campus vom Haus Höhwäldchen bis zum Freizeitpark aufgespannt.

NEUORDNUNG DER AUSSENRÄUME

Der Zugang der Grundschule befindet sich in der Verlängerung des Steges und der bestehenden Wegeverbindung durch den Wald im Norden des Hauses. Hier entsteht ein neuer Vorplatz mit öffentlichem Charakter. An dieser Stelle münden alle Wege: Die der Fußgänger, der Fahrradfahrer und für Fahrzeuge. Alle betreten das Haus über den Platz. Besucher und Nutzer von Kita und Freizeitpark passieren künftig auch diese neue Mitte. Sie stärkt die Zugänge der bestehenden Anlagen, die auch aus dem Zentrum heraus erschlossen werden. Durch diesen gezielten Eingriff wird mit einer einzigen Maßnahme die städtebauliche Situation am Ort neu geordnet. Der Ortsrand wird zu nun zu einem wichtigen Stadtbaustein von Wilnsdorf und der Umgebung: Ortsrand wird zu Ortsmitte, Peripherie wird zum Zentrum.

ERSCHLIESSUNG / KREUZUNGSFREIHEIT

Durch die vielen Nutzungen, Richtungen und Fortbewegungsmittel laufen Erschließungsstränge bereits im Status quo teilweise parallel, kreuzen sich, um dann wieder parallel zu verlaufen. Diese Stränge werden nun entflochten und neu verknüpft. Mit dem PKW wird das Gelände über die L723 und das Höhwäldchen erschlossen. Der neue Vorbereich der Grundschule hat eine gemeinsame Einfahrt für alle Arten des PKW-Verkehrs: Elterntaxis, Lehrer und Anlieferung. Die Verteilung erfolgt im privaten Straßenraum auf dem Grundstück. Die Vorfahrt ist als Einbahnstraße konzipiert, die Ausfahrt erfolgt im neutralen Bereich, damit im öffentlichen Straßenraum wenig Kreuzungen liegen und es zu Stoßzeiten keinen Rückstau gibt. Der nicht motorisierte Verkehr erfolgt zum größten Teil über die Anbindung des Steges von Osten aus. Aus dieser Richtung erfolgt vor allem die Erschließung durch die Kinder, die mit dem Bus kommen. Es sind jedoch auch Fußgänger und Fahrräder zu erwarten. Dieser Strang bleibt südlich unterhalb der Erschließung-Stranges des motorisierten Verkehrs. PKW und Fußgänger sind so kreuzungsfrei. Die Verkehrsführung nach Süden wird durch den Eingriff optimiert. Das Höhwäldchen wird so ausgebaut, dass sowohl die Wohnhäuser als auch das Haus Höhwäldchen gut erschlossen werden können. Durch einen leichten Richtungswechsel der Straße im südlichen Bereich verläuft diese nun primär auf das Seniorenhaus zu. Das Wegestück zu den Anwohnern wird zu einer Anliegerstraße, damit kein hohes Verkehrsaufkommen entstehen kann.

ZUGANG FÜR ALLE GLEICH
Das Haus wird vom neuen Vorplatz über einen zentralen, mittig gesetzten Haupteingang
erschlossen. Für Vereine besteht die Möglichkeit das Haus außerhalb und während der
Öffnungszeiten autark und ohne Kreuzen der Räume des Schulbetriebs über einen Nebeneingang im Osten zu betreten und die Sporthalle zu nutzen. Der Haupteingang liegt nicht nur horizontal gesehen in der Mitte des Gebäudes. Durch die Einbettung des Hauses in das Gelände betritt man das Haus auch in der vertikalen Mitte, es liegt ein Geschoss darüber, eines darunter. Diese Symmetrie setzt sich in der Haupterschließung fort: Das Treppenhaus liegt in einem zentralen Luftraum in der geometrischen Mitte des Hauses, die Sporthalle ist ebenso zentral verortet. Alle drei Ebenen verbinden sich mit der Umgebung und haben direkte Ausgänge ins Freie: Vom Gartengeschoss öffnen sich die Sporthalle, die Werkräume nach außen, es gibt vom zentralen Marktplatz einen direkten Zugang zum Schulhof. Im Erdgeschoss öffnen sich die Mensa, das Ganztagesbereich und der Marktplatz direkt nach außen. Das erste Obergeschoss öffnet sich über den vorgehängten Balkon mit angegliederten Treppenhäusern zum Außenbereich.

OFFEN UND KOMMUNIKATIV

Durch die Verbindung mit den anschließenden Flächen kommuniziert das Haus mit dem
Außenraum. Durch gezielt gesetzt Öffnungen sind Ausblicke ins Tal und den Ort, in den Wald und über die Baumwipfel möglich. Sie bieten den Kindern die Möglichkeit Flora & Fauna ganzjährig zu observieren. Das Prinzip der Offenheit und Kommunikation setzt sich auch im Innenraum fort. Herz des Hauses ist der offene Luftraum, in dem das Treppenhaus liegt. Dieser verbindet alle Ebenen miteinander. Dieser Luftraum bildet eine Membranzone, innerhalb welche die Kinder das Haus erforschen. So ist beispielsweise das Treiben in der Sporthalle vom Marktplatz oder dem Treppenhaus aus einsehbar und regt die Kinder an, diesen Bereich zu erkunden und zu nutzen.Die Offenheit der Membranzone setzt sich in der Verortung der Nutzräume fort: sowohl der Ganztagesbereich als auch die Mensa lassen sich dem Marktplatz zuschalten. Es entsteht ein Raumkontinuum, das sich über das gesamte Erdgeschoss spannt und durch die Verbindungen nach oben und unten mit dem ganzen Haus verbindet. In diesem Zustand erfolgt die Zonierung über Möblierung. Wenn eine Zusammenschaltbarkeit nicht gewünscht ist, werden Wände wieder geschlossen und die Nutzungen bleiben für sich autark nutzbar. Auch alle Nebenräume gruppieren sich um den Marktplatz: Küche, Verwaltung, Lehrerbereich.

KURZE WEGE, FLEXIBILITÄT UND VERBINDUNGEN

Die Zentralität der Erschließung führt zu einer optimalen Organisation aller Raumschichten um den Kern herum. Wege werden verkürzt, Verkehrsflächen eingespart, alle Nutzer sind gleichermaßen am Ort des Geschehens und können sich durch die Raumschichten hindurch jedoch zurückziehen bis hin in fast private Rückzugsräume im Kern der Lernlandschaft. Um den Kern herum sind alle Wände im Leichtbau errichtet und können sowohl im Planungsprozess als auch im Lebenszyklus des Hauses verändert werden.

EINE LERNLANDSCHAFT FÜR ALLE KINDER

Im Obergeschoss befinden sich alle Lernräume des Hauses. Es gibt in den Lernhäusern keine bauliche Unterscheidung nach Jahrgangsstufen. Alle Lernhäuser sind modular aufgebaut und können die verschiedenen Entwicklungsstufen der Kinder abbilden. Grundsätzlich folgt die Organisation der Lernhäuser auch dem Prinzip der Raumabfolgen, die um die zentrale Membranzone geschichtet sind. Der Kern ist öffentlich, hier liegt das Treppenhaus, in der zweiten Raumschicht liegen die Toiletteneinheiten, und die Garderoben, die bereits im räumlichen Bezug zu den Lernhäusern stehen. Die dritte Schicht bilden die Zentren der Lernhäuser, von denen die einzelnen Räume des Lernhauses erschlossen werden. Die Klassenräume liegen an den Gebäudeaußenseiten und sind vorwiegend nach Osten und Westen ausgerichtet. Zwischen den
Klassenräumen liegt der Differenzierungsraum. Die Coaching Zone liegt am Zugangsbereich zum Lernhaus mit Blick sowohl in den Flur, als auch in das Lernhaus selbst. Alle Räume erhalten an verglasten Wänden die Möglichkeit über Vorhänge Intimität zu erzeugen, so ist die maximale Flexibilität gewährleistet. Dennoch sind spezifische Rückzugsangebote für Kleingruppen oder Einzelkinder sinnvoll. Der Inklusionsraum liegt introvertiert im Inneren des Gebäudes an einem Lichthof und kann dadurch das bunte und teilweise hektische Treiben ausblenden. Alle Räume sind natürlich belichtet und belüftet, es gibt von allen Bereichen Ausgänge die Möglichkeit direkt den umlaufenden Balkon zu betreten.

ÖFFNUNG UND RÜCKZUG

Das Lernen findet zu einem großen Teil im Lernhaus statt, die Kinder bleiben dabei in der
bekannten Umgebung und im vertrauten Umfeld der Jahrgangsstufen. Das Lernhaus bietet neben Unterricht auch die Möglichkeit der Freizeitgestaltung, des Rückzuges und damit vielfältigen Nutzungsszenarien, die es zu entdecken gibt. Durch die Membranzone können die Kinder sich jedoch in andere Bereiche wagen und das Haus erkunden. Der Kurzschluss um das Treppenhaus herum bietet die Möglichkeit des Rundlaufes und erster Expeditionen. Die Kinder laufen an anderen Lernhäusern vorbei und können durch die Verglasung in den Vorbereich blicken. Sind die Türen geöffnet könnten sie sogar einen weiteren Blick hineinwerfen - sind sie geschlossen geht es weiter im Kreis. Dabei passieren Sie den Luftraum und sehen bereits ob auf dem Markplatz etwas geboten ist. Hier liegen auch die gemeinsam genutzten Räume, hier wird gegessen und die Zeit
vertrieben, und zwar jeden Tag. Manchmal steht etwas Besonderes auf dem Stundenplan:
Werken, Sport oder Musik. Diese Räume liegen deshalb an besonderer Position: Sie liegen am Garten. Die Schüler erkunden so Stück für Stück ihr Schulhaus und machen es sich zu eigen. Der gleiche Rundlauf, der im Innenraum kann auf dem vorgelagerten Balkon beginnen und über die Treppen nach unten bis in den Freibereich gegangen werden.

EINFACH NACHHALTIG / LESS IS MORE

Der erste Schritt zum ressourcenschonenden und nachhaltigen Bauen ist der Verzicht auf
Ressourcen. Das bedeutet: less is more. Das Haus wird dementsprechend mit geringen
Verkehrsflächen und einer kompakten Kubatur geplant. Die Integration aller Raumnutzungen unter einem Dach führt zu einem guten A/V Verhältnis und einem geringen Anteil an teurer Fassadenfläche. Dieses Komprimieren bringt jedoch nicht nur einen wirtschaftlichen Vorteil, sondern auch interessanten Raumkonstellationen: Alle Raumspangen greifen ineinander, es gibt Verschneidungen, Blickbezüge und spannende Raumabfolgen, die einen pädagogischen Mehrwert liefern. Das eingesparte Budget fließt in die Qualität der Baustoffe. Die Materialität ist einfach und robust, jedoch wertig und dauerhaft: Dauerhafte Oberflächen aus nachwachsenden Rohstoffen, die nicht ausgetauscht, sondern instandgesetzt werden. Ein angemessener Öffnungsanteil mit geschlossenem Brüstungs- und Sturzbereich und möglichst vorgefertigte Elemente tragen zur Wirtschaftlichkeit bei.

[...]

Beurteilung durch das Preisgericht

Einfügung und Erschließung

Das Gebäude orientiert sich an der Umgebungsbebauung und fügt sich ruhig und selbstverständlich in die Landschaft ein. Dabei dient die Idee eines „Campus der Generationen“ als städtebauliche Leitidee. Der Eingangsbereich ist klar strukturiert und ermöglicht eine qualitativ gleichwertige Zugangssituation für die unterschiedlichen Zuwegungen, die kreuzungsfrei umgesetzt werden. Die Adresse der Schule ist eindeutig. Der Vorfahrtsbereich mit Wendemöglichkeit gegenüber der KiTa ermöglicht einen ungehinderten Verkehrsfluss. Das Gebäude ist zur Straße hin zweigeschossig und überzeugt hier mit einer angemessenen und einladenden Geste. Dabei nimmt es die Topografie gut auf und fügt sich in den Hang ein. Das sehr kompakte Gebädue realisiert sowohl die Grundschule als auch die Sporthalle in einem Baukörper.

Außenraum

Durch die Setzung des Baukörpers auf dem Grundstück entsteht im Westen ein Pausenhof, der sich in angemessener Größe neben das Gebäude setzt. Die Bezüge zwischen Innen- und
Außenraum sind klar und bieten eine sehr gute Orientierung. Dabei geht der Pausenhof unkompliziert mit dem Gefälle um und schafft es gleichzeitig qualitätsvolle Zonen zu etablieren. So wird zum Beispiel die Freitreppe genutzt und dient gleichzeitig als Tribüne für das Sportfeld. Die Abgrenzungen des Außenbereichs sind klar und eindeutig in ihrer Formensprache und bieten den Kindern gute Orientierung. Dabei kann trotzdem der Charakter einer Lichtung und die Vorteile eines Waldrundstücks aufrecht gehalten werden. Die PKW-Stellplätze werden im Nord-Osten des Grundstücks innerhalb des bestehenden Baumbestands umgesetzt. Das Preisgericht betont hier die dadurch entsthenden Vorteile in Bezug auf Erschließung und Lage des Baukörpers.

Gestaltung des Baukörpers

Die Idee der flexiblen Grundrissgestaltung durch Skelettbauweise bietet die Möglichkeit einfacher Änderungen durch geringe Eingriffe. Der bauliche Brandschutz in Bezug auf die vorgeschlagene Konstruktion muss im Weiteren nachgewiesen werden.
Der/m Entwurfsverfassenden gelingt es, durch eine einfache Bauweise mit ressourcenschonenden Materialien eine sehr gute architektonische Qualität zu schaffen, die sich gut in die Umgebung einfügt. Es gelingt darüber hinaus durch Raumgestaltung mit tragenden Strukturen und Materialität, eine Atmosphäre und architektonische Handschrift zu transportieren, die es einer Grundschule ermöglicht, sich das Gebäude zu eigen zu machen. Diese identitätsstiftende Architektur wird sehr positiv bewertet.

Raumprogramm und Raumfunktionen

Bei Betreten des Gebäudes gelingt es dem Entwurfsverfasser durch eine klare räumliche
Strukturierung eine hohe gestalterische Qualität zu erzeugen. Dies wird umgesetzt, indem zum einen den Sichtbezug in die Landschaft durch das Gebäude in Richtung Süden ermöglicht wird und auf der anderen Seite die drei Gebäude-Bausteine Foyer, OGS und Mensa eine offene undflexible Kommunikationszone bilden. Im Foyer werden weitere Sichtachsen geöffnet (nach Westen in Richtung Pausenhof und nach Osten in den Wald), was durch das Preisgericht positiv bewertet wird. Desweiteren wird positiv hervorgehoben, dass die Anordnung von OGS und Verwaltung sinnvoll erscheint.
Das Obergeschoss ist klar strukturiert und bietet gute Orientierung. Dabei werden für jedes Lerncluster separate, in sich gut funktionierende Lernräume geschaffen, die den Anforderungen zeitgemäßer Didaktik gerecht werden. Die erweiterten Lernbereiche könnten etwas vergrößert werden. Zwei Lichthöfe und ein Luftraum erzeugen eine hohe räumliche Qualität, an der jedes Cluster gleichermaßen partizipiert. Die Treppe, welche die beiden Geschosse verbindet,ermöglicht eine gute Erschließung des Obergeschosses, kann jedoch noch etwas breiter dimensioniert werden, da sie als Verkehrsweg für alle Kinder dient. Die Flurbreiten und die Größe des Aufzugs sind generell zu prüfen und sollten ggf. überarbeitet werden.