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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2021

Erweiterung Realschule plus in Westerburg

Anerkennung

Preisgeld: 3.250 EUR

PLANFAKTUR ARCHITEKTEN BDA

Architektur

Thomé Architekten

Architektur

ErlÀuterungstext

Die gestalterischen Absichten in der Konzeption zur Erweiterung der Realschule Westerburg folgen zwei maßgeblichen GrundsĂ€tzen:

1. die baulichen Eingriffe in der fĂŒr Schulzwecke gut funktionierenden Typologie des GebĂ€udebestandes so gering wie möglich zu gestalten sowie
2. die bestehende GebĂ€udetypologie weiterzudenken und um variable RĂ€ume fĂŒr zeitgemĂ€ĂŸe Lern- und Lehrformen zu ergĂ€nzen, die gleichsam ein neues schwebendes EntrĂ©e und eine neue Adressbildung fĂŒr die Schule generieren.

Dazu sieht das Konzept im Inneren lediglich organisatorische und geringe bauliche VerĂ€nderungen durch die Verlegung von Unterrichts- und Verwaltungsbereichen vor. Zum einen werden hierbei die musischen Bereiche im sĂŒdwestlichen Trakt im Erdgeschoss in den bestehenden RĂ€umen zu einer organisatorischen Einheit zusammengefasst und die Einbauten fĂŒr Klassen im Mehrzweckraum zurĂŒckgebaut. Zum anderen wird die Schulverwaltung und Schulleitung (GeschĂ€ftszimmer, Schulleitung, Stellverteter und pĂ€dagogischer Leiter) aus dem Inneren des GebĂ€udes an eine sinnvolle Position im östlichen GebĂ€udebereich, an den Zugang zum SchulgelĂ€nde verlegt. Dadurch wird eine Erreichbarkeit der wichtigsten schulorganisatorischen Funktionen fĂŒr Außenstehende gewĂ€hrleistet, ohne dass die ganze Schule durchquert werden muss.

An der sĂŒdöstlichen GebĂ€udeseite verbindet ein zweigeschossiger, schwebender neuer Lern- und Clustertrakt die Schulerweiterung aus dem Jahr 2005 und den Altbestand. Dieser auf V-StĂŒtzen schwebende Baukörper bildet somit eine neue Adresse, die gleichzeitig als ĂŒberdachter Eingangs-, Pausen- und Spielhof genutzt werden kann. Im neuen GebĂ€udetrakt werden insgesamt 16 Klassen untergebracht, die in jedem Geschoss mit 8 KlassenrĂ€umen zu jeweils zwei Lernlandschaften oder Lernclustern zukunftsfĂ€hige Lern- und Lehrformen Raum bieten. Durch die Abbildung in zwei Geschossen erhĂ€lt die Schule die Möglichkeit in Zukunft auf sich verĂ€ndernde Rahmenbedingungen reagieren zu können und mit variablen Raumkonfigurationen grĂ¶ĂŸtmögliche FlexibilitĂ€t zu erreichen.

Die geplante GebÀudeerweiterung in Form des neuen Lern- und Clusterttraktes kann im laufenden Schulbetrieb ohne EinschrÀnkung der bestehenden RÀume erfolgen und erfolgt nach einem einfachen Prinzip:

1. Erstellung des neuen Lern- und Clustertraktes ganzjÀhrig,
2. Fertigstellung und Bezug der ClusterrÀume,
3. Verlegung der musischen Bereiche und Verlegung Schulverwaltung und Schulleitung in den Sommerferien sowie
4. komplette Inbetriebnahme zum neuen Schuljahr.

Der Zugang zum SchulgebĂ€ude erfolgt ĂŒber den bisherigen Zugang zur Schule und wird wĂ€hrend der Bauphase aus SicherheitsgrĂŒnden eingehaust. WĂ€hrend der Bauphase wird die PausenflĂ€che auf den hinteren Schulhof und in das Atrium verlegt. Der Zugang in den Pausen und der Zugang zur Sporthalle erfolgt ĂŒber den sĂŒdwestlichen Treppenraum. Nach Abschluss der Bauphase und Bezug des Neubaus erfolgt der Umbau der beiden KlassenrĂ€umen im Erdgeschoss des östlichen GebĂ€udetraktes zur neuen Verwaltung sowie die Neuordnung der Raumzuordnungen im Bestand zur Bildung der Jahrgangsstufen und musischen Bereiche.

Der neue Lern- und Clustertrakt ermöglicht auf zwei Geschossen grĂ¶ĂŸtmögliche VariablitĂ€t hinsichtlich zukĂŒnftiger methodischer und didaktischer Entwicklungen. So können jeweils vier KlassenrĂ€ume als einzelne Klassen im Zusammenschluss von zwei RĂ€umen als Lernverbund und im Zusammenschluss mit zwei weiteren Klassen sowie dem Clusterfoyer (als flexible LernflĂ€che) als Lernverband in Form einer Lernlandschaft frei kombiniert werden. Diese VariabilitĂ€t ist mit vier LernverbĂ€nden, d.h. mit insgesamt 16 Klassen möglich. Dadurch erhĂ€lt die Schule nicht nur die Möglichkeit in vier Jahrgangsstufen klassenĂŒbergreifende Lehrkonzepte zu implementieren sondern bei grĂ¶ĂŸtmöglicher VariabilitĂ€t auch jahrgangsĂŒbergreifende Konzepte zu evaluieren.

Das Konzept sieht keine ZwischenzustĂ€nde in der Bauphase vor. Lediglich die bauliche Verbindung zwischen dem neuen GebĂ€udetrakt und den Bestandsfluren sowie die Umbaumaßnahmen in den beiden KlassenrĂ€umen des Erdgeschosses im östlichen GebĂ€udebereich sollte in den Ferien erfolgen.

Die Erschliessung des neuen Lern- und Clustertraktes erfolgt ĂŒber die beiden neuen, als erster baulicher Rettungsweg notwendigen TreppenrĂ€ume sowie die vorhandenen angrenzenden notwendigen Flure im BestandsgebĂ€ude. Über diese sind die bestehenden TreppenrĂ€ume als zweiter baulicher Rettungsweg erreichbar.
Der neue Lern- und Clustertrakt ist als Hybridkonstruktion in Stahlbetonskelettbauweise mit Holzverbundbau vorgesehen. Der Einsatz nachwachsender Rohstoffe wie Holz in den SekundĂ€rkonstruktionen und FlachsfaserdĂ€mmstoffen zur WĂ€rme- und SchalldĂ€mmung in WĂ€nden und DĂ€chern werden durch HolzwerkstoffoberflĂ€chen und LinoleumbodenbelĂ€ge in den Ausbaukonstruktionen ergĂ€nzt. Die ideale Exposition der sĂŒdöstlichen Erweiterung lĂ€sst sowohl eine Photovoltaikanlage auf der DachflĂ€che als auch als vollintegrierte Photovoltaikfassadenelemente zu.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Neubau positioniert sich vor dem bestehenden GebĂ€ude. Die den zentralen Eingang flankierenden Werk- und VerwaltungsrĂ€ume sind sinnvoll angeordnet. Die darĂŒberliegenden ClusterrĂ€ume werden positiv beurteilt. Die gewĂ€hlte Kubatur und Erschließung sind gut strukturiert und organisiert, das Fassadenbild ist stimmig. Der ĂŒberdachte Eingangsbereich bzw. Pausenhof scheint etwas beengt und lĂ€sst eine Verbindung in Richtung Sportfeld vermissen. Der Baukörper schiebt sich weit in den zentralen Bereich des Pausenhofs hinein; so entsteht davor ein eher schmaler, offener Pausenhof. Die bereits modernisierte SĂŒdfassade des BestandsgebĂ€udes wird durch den Vorschlag ĂŒberformt, was durch den Auslober kritisch gesehen wird. Die konstruktive Umsetzung sowie der Brandschutz erscheinen im Wesentlichen gut gelöst. Die PrimĂ€rkonstruktion wird als Hybridkonstruktion Stahlbeton mit Holzverbundbau vorgeschlagen. Photovoltaikelemente können sowohl auf dem Dach aufgestellt werden wie auch in die Fassade integriert werden. Eine DurchfĂŒhrung der Baumaßnahme wĂ€hrend des laufenden Schulbetriebs wird allerdings kritisch gesehen. In Bezug auf die FlĂ€chenkennwerte liegt die Arbeit in einem mittleren Bereich. Insgesamt stellt die Arbeit einen grundsĂ€tzlich stringenten und nachvollziehbaren Ansatz, der aber in Bezug auf die stĂ€dtebauliche Setzung und die Realisierung im Betrieb nicht vollstĂ€ndig ĂŒberzeugt.