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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2021

Umbau Mehrzweckraum und Turnhalle mit Erweiterung des Schulraumangebotes in Flühli (CH)

Fichte

Teilnahme

Auf der Maur & Böschenstein

Architektur

Emmenegger Architektur & Baumanagement AG

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Das aus den sechziger Jahren stammende Schulensemble erfuhr während seiner Betriebsdauer unterschiedliche Nutzungsanpassungen und wurde mehrfach umgebaut. Form, Materialisierung und Ausdruck des heutigen Zustands zeigen die Veränderungen deutlich. Die südliche Stirnfassade des Turnhallengebäudes bilden den Auftakt und die Adressierung der Schulanlage. Die Verfasser schlagen unter Beibehaltung der Schnittform die Erweiterung des Raumangebots in südlicher Ausdehnung vor. Diese Konzeption generiert einen relativ grossen Fussabdruck. Die Übernahme des asymmetrischen Satteldachs und die zusätzliche Tieferlegung der ostseitigen Traufe führen zu einer neuen Dachform, welche ortsfremd und aufgesetzt wirkt. Der Entwurf sucht in Formgebung und Materialisierung Analogien zu ortstypischen Scheunen und Sägereien. 
Die neue Volumetrie des Turnhallengebäudes mitsamt der Akzentuierung des Bühnenturms schwächt die Gesamtanlage und verursacht eine Zäsur zwischen Mehrzweckhalle und Schulhaus. Der neue Haupteingang mit dem vorgelagerten asphaltierten Parkplatz verstärkt die Trennung zwischen Schulhaus und Turnhalle. Die Erschliessung des Schulhauses führt via Chilemoos über die Laufbahn, entlang der neuen Westfassade. Gestalt und Dimension des neuen Volumens vermögen den jetzigen, eher bescheidenen Zugangsbereich atmosphärisch nicht aufzuwerten und zu aktivieren. Das Erdgeschoss zeichnet sich durch einen allseitigen Rücksprung zum Obergeschoss aus. Daraus entstehen unterschiedliche Vorzonen, welche auf der Südfassade und Ostfassade einen Mehrwert in Form von gedeckten Aussenbereichen schaffen und die Zugänge kennzeichnen. 
Der Wille, eine repräsentative Eingangsfassade zu schaffen, ist gut verständlich. Ein grosses Fenster an der Südfassade verweist auf die Mehrzwecknutzung und schafft einen Bezug zum Dorf hin. Die Turnhalle soll in ihrer Abmessung belassen werden. Mit dem Einfügen des Geräteraumes im nordöstlichen Bereich wird die gesamte Turnhalle um zwei Achsen in Richtung Süden verschoben. Diese Strategie ist nicht nachvollziehbar, da ohne einen Mehrwert zu generieren hohe Kosten verursacht werden. Die Kostenvorgaben und die Kosteneinhaltung ist für das Gelingen des Bauvorhabens von zentraler Bedeutung. Das eigentliche Foyer der Mehrzweckhalle liegt etwas isoliert auf dem Niveau der Turnhalle zwischen den beiden Haupteingängen, welche auf unterschiedlichen Geschossen angerordnet sind. Eine direkte Anbindung des Foyers an einen Aussenraum fehlt, die bestehende gedeckte Pausenhalle dient als Ersatz dafür. Die Erschliessung und Anlieferung der Mehrzweckhalle ist aus betrieblicher Sicht gut gelöst. 
Die Verteilung der Tagesstrukturen auf zwei unterschiedliche Geschosse ist – mit nur einer Betreuungsperson – problematisch. Die Lage der Bibliothek ermöglicht einen hohen Öffentlichkeitsgrad und ist somit auch als Dorfbibliothek gut zugänglich und nutzbar. Analog des bestehenden Baus liegt im Dachraum über dem Obergeschoss ein sich über die gesamte Länge erstreckender überdimensionierter Technik‐ und Lagerraum. Aufgrund der Dachgeometrie ist dieser Raum jedoch nur begrenzt nutzbar. Die Gebäudehülle wird mit einer neuen vertikalen grau‐braunen Fichtenschalung gesamtheitlich saniert und den heutigen energetischen Anforderungen angepasst. 
Die Fassadengestaltung entwickelt sich aus den vorgegebenen Strukturen des Bestandesbaus. Inwiefern die Schnittstelle zwischen dem bestehenden Gebäude und dem Neubau auf der Westfassade in Form einer Stützenverbreiterung ablesbar sein muss, bleibt fraglich. Der vorgeschlagene Putzbalkon verleiht dem Gebäude einen spezifischen Ausdruck, scheint jedoch konstruktiv mit einem gewissen Aufwand verbunden zu sein. Die Absenkung des Terrains im Bereich der Ostfassade ist im Zusammenhang mit den direkt angrenzenden Nutzungen verständlich und schafft dazu einen Mehrwert in Form von gut nutzbaren Aussenräumen. Die Möglichkeit, einen nordseitig direkten Zugang von den Garderoben zu den Sportfeldern zu ermöglichen, wird grundsätzlich begrüsst. 
Die daraus resultierende Absenkung des Terrains, respektive die Ausbildung dieser Fuge zum bestehenden Pausenplatz wirkt bedrückend. Die Bauaufgabe bietet die einmalige Chance, die Turnhalle zu erweitern und mit einer spezifisch gewählten Architektursprache den Zeitzeugen in die Zukunft zu überführen und somit wegweisend für die zukünftigen Sanierungsarbeiten des Schulhauses zu sein, im Sinne der Wahrung des Schulensembles. Die gewählte Konzeption vermag den gestellten Anforderungen nicht gerecht zu werden.