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Offener Wettbewerb | 01/2022

Neubau Volksschule Goumoëns in Bern (CH)

PAR TERRE

2. Preis

Preisgeld: 60.000 CHF

Stadler Zlokapa

Architektur

Pracownia Architektury Krajobrazu Marta Tomasiak

Landschaftsarchitektur

Schnetzer Puskas Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

Amstein + Walthert AG

Akustikplanung, TGA-Fachplanung

Krattiger Engineering AG

Brandschutzplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

PAR TERRE 


Das Projekt wird aus einer präzisen Ortsanalyse entwickelt und verbindet drei Hauptelemente zu einem Ganzen: Ein Längsgebäude entlang der Bahngeleise nimmt die Geometrie, Volumetrie und Dichte der industriellen Bebauung um den Bahnhof auf. Der dreigeschossige Gebäuderiegel definiert dadurch das zusammenhängende und (lärm-)geschützte Feld im Süden gegen den Wald. Dem feinen Terrainverlauf folgend ergänzen drei Pavillonbauten, die sich in der Massstäblichkeit und Ausrichtung an den östlichen Wohnbauten orientieren, das Ensemble.


Die differenzierte Stellung der Bauten, die Baumgruppen und Hecken sowie leichte Böschungen schaffen auf selbstverständliche Art unterschiedliche Aussenräume. Der Pausenplatz spannt sich über die ganze Länge südlich vor dem Schulgebäude und ist zugleich Zugangsweg, Eingangs- und Übergangszone. Hauptzugang ist von Südosten von der Goumoënsstrasse, sekundärer Zugang, Anlieferung sowie Besucher- und die meisten Veloparkplätze sind im Nordwesten. Der separate Zugang für Zyklus 1 ist für den Schulbetrieb und Quartieraktivitäten attraktiv angeordnet. Der gedeckte Aussenbereich zwischen den Pavillons ist geschickt gelegt. Der Allwetterplatz liegt über der unterirdischen Turnhalle, der Hof für die Basisstufe zwischen den Pavillonbauten, das Rasenspielfeld bildet den Übergang zur Gumere-Matte mit einem in dieser Lage nicht optimal situierten Spielplatz.


Die Leichtigkeit des Entwurfs wirft bei näherer Betrachtung jedoch Fragen auf: Die Proportion des langgezogenen Pausenraums Zyklus 2 und 3 verstärkt den Eindruck einer Durchgangsstrasse anstelle eines Platzes und birgt funktional einiges Konfliktpotenzial (viele Schüler*innen, vorstehende Treppen, Veloverkehr usw.). Zudem sind notwendige und attraktive Bezüge zum Allwetterplatz nicht gelöst. Der Entwurf zieht grosse Terrainveränderungen mit sich, und wesentliche Teile des Baumbestands können nicht erhalten werden.


Das dreigeschossige Schulgebäude, ohne Sockel und nur mit einer teilweisen Unterkellerung ausgebildet, ist erdgeschossig auf Gleisniveau situiert. Auf der südseitigen Eingangsseite wird die Terraindifferenz mit den Pavillonbauten respektive dem der Basisstufe zugeordneten Aussenraum neu artikuliert. Die nordseitige direkte Lage zu den Bahngeleisen ist wenig bearbeitet und bedarf einer Klärung.


Die Platzierung der Jugendräume in einem separaten Gebäude oberhalb der Turnhalle im hinteren Teil der Schulanlage tragen dem Bedürfnis nach Abgeschirmtheit gegenüber Schule und Wohnquartier Rechnung. Die Lage der Rollsportanlage am Waldrand im Anschluss an den Allwetterplatz, verbindet attraktive Sportmöglichkeiten und ist im Hinblick auf die Lärmimmission sinnvoll. Die polyvalent nutzbaren Parterre-Räumlichkeiten sind auch für eine autonome Nutzung durch das Quartier gut angelegt. 


Alle Bauten sind Holzskelettkonstruktionen, die eine hohe Nutzungsoffenheit und Transparenz ausstrahlen. Drei Treppenhäuser gliedern die klare und einfache Struktur und ermöglichen eine flexible und anpassbare Nutzung. Das sehr ökonomisch strukturierte Schulgebäude bleibt in der detaillierteren Ausgestaltung jedoch schemenhaft und in Teilbereichen räumlich für die Schulnutzung zu wenig inspirierend und anpassungsfähig. Der Riegelbau entlang der Bahn enthält im Erdgeschoss die wenig strukturierte Tagesschule. Die Klassenzimmer sind in 4er-Cluster mit eigenen Aufgängen zusammengeschlossen. Die eher knappen Erschliessungsflächen können neben ihrer Garderobenfunktion kaum als Lernorte genutzt werden. Zudem sind einzelne Klassenzimmer auf der Bahnseite angeordnet. Der Bereich für die Lehrpersonen ist verteilt. Der Kopierraum ist zudem im Korridor dargestellt. Die flexiblen Wände bei den Fachräumen, die zusätzlich auch über direkte Aussentreppen über die vorgelagerte Laubenschicht erreicht werden können, wirken willkürlich. So wird insbesondere das Gestalten technisch kaum ohne grosszügige Flächen für Wandschränke nutzbar sein. Die Turnhalle weist kein Tageslicht auf. Die Anordnung des Rasenspielfelds erzeugt eine grosszügige Erweiterung der Gumere-Matte.


Die Basisstufen werden in altersgerecht angemessenen, eingeschossenen Pavillons rund um einen direkt zugeordneten Aussenraum angeordnet. Sie erhalten dadurch die benötigte Abgrenzung zu den Pausenflächen der Älteren. Der dritte Pavillon, leicht schräg zum Hauptgebäude gesetzt und zum westlichen Waldrand öffnend, wirkt eher als anekdotisches Zeichen, bildet er doch vor allem den Zugang zur unterirdischen Sporthalle. Diese ist ganz unter Terrain gelegt, was einen relativ grossen Aushub erfordert. Problematischer ist auch die mangelnde Belichtung, weil das kleine Sheddach zwar einen gewissen räumlichen Bezug, aber nur sehr wenig Licht ermöglicht.


Das scheinbar einfache Tragwerkskonzept wird nicht ganz konsequent umgesetzt. Das Haupttragwerk wird in Stabschichtholz in Buche ausgeführt. Die schlanken Riegel werden als Durchlaufträger über zwei Felder mit Kragarm auf der Seite der aussenliegenden Lauben ausgebildet. Der konstruktive Holzschutz sowie die Ausführung der Platte im Bereich Laubengang sind nicht geklärt. Der dreigeschossige Holz-Skelett-Bau und die eingeschossigen Pavillons sind einfach umsetzbar, wobei auf die Ausführung der Pavillons nicht eingegangen wird. Leicht exzentrisch angeordnete Betonkerne in Ortbeton und Deckenscheiben tragen die Horizontalkräfte ab. Die Sockelbereiche und die Sporthalle sind aus (Recycling-) Beton. Die unterirdische Turnhalle wird in Stahlbeton vor Ort mit vorgespannter Rippendecke ausgeführt. Die Gebäudetechnik entspricht dem Stand der Technik (Wärmepumpe, Photovoltaik auf dem Dach, dezentrale Lüftung) und orientiert sich an den Zielvorgaben. Bauliche Elemente, wie die südliche Laubenschicht, beantworten Fragen des sommerlichen Wärmeschutzes und schaffen einen räumlichen Mehrwert. 


Das Projekt PAR TERRE überzeugt auf Konzeptebene durch eine kluge Verortung der Bauvolumen zu einem stimmigen Ensemble mit angepasster Massstäblichkeit und einer interessanten Nutzungsanordnung. Die entspannte Einfachheit des Entwurfs bleibt jedoch in der konkreten Ausgestaltung vage und zu schematisch.