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Offener Wettbewerb | 01/2022

Neubau Volksschule Goumoëns in Bern (CH)

ALPENSEGLER

6. Preis

Preisgeld: 15.000 CHF

Itten+BrechbĂŒhl AG

Architektur

ASP Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

IndermĂŒhle Bauingenieure

Bauingenieurwesen

Kissling + Zbinden AG

Bauingenieurwesen

Epro Engineering

TGA-Fachplanung

Grolimund & Partner AG

Bauphysik

ErlÀuterungstext

Dieses Schulneubau-Projekt beabsichtigt, die Schul­kinder mit der ortsnahen Natur, mit einem GefĂŒhl fĂŒr die Jahreszeiten sowie mit der Vielfalt des Lebens vertraut zu machen. Unser Entwurf soll den Kindern ein VerstĂ€nd­nis fĂŒr Flora und Fauna vermitteln. Besonders die heute im GelĂ€nde lebenden Alpen- und Mauersegler sollen den Kindern die Problematik dieser seltenen und geschĂŒtzten Vogelarten nĂ€herbringen. Wir schaffen NistplĂ€tze unter dem Dach und bieten den Seglern dadurch einen neuen Lebensraum.


 

StÀdtebaulicher Einbettung

Das Baufeld hebt sich besonders durch seine Lage zwi­schen dem Steinhölzliwald und dem Stadtteil Matten­hof-WeissenbĂŒhl hervor. Nach Norden wird das Areal klar durch die Bahnlinie begrenzt, welche als quartiersĂŒber­greifender, linearer Raum sichtbar wird. SĂŒdöstlich der Gumere-Matte befindet sich das Wohnquartier Steinhölzli in Punkt- und Zeilenbauweise und in unmittelbarer Nach­barschaft reihen sich entlang der GoumoĂ«nsstrasse grös­sere MehrfamilienhĂ€user. Diese HĂ€usergruppen beziehen sich mit ihren ZwischenrĂ€umen auf den GrĂŒnraum der Gu­mere-Matte.  Der angrenzende Steinhölzliwald im SĂŒden und Westen wirkt als grĂŒner Saum mit einem starken rĂ€umlichen Ef­fekt. Durch die topografische Lage wird dies zusĂ€tzlich verstĂ€rkt. Das GelĂ€nde auf dem Areal entwickelt sich pla­teauartig von der Bahnstrecke bis zum beginnenden Wald in Richtung SĂŒden hoch. Der hochwertige Parkcharakter der Gumere-Matte wird durch unser Projekt weitergeschrieben. Der Entwurf ori­entiert sich an den bestehenden QualitĂ€ten: dem Baumbe­stand und der Vegetation, den heterogenen SichtbezĂŒgen zum Wald, dem Wohnquartier und der Bahn, den feinma­schigen Wegen und der DurchlĂ€ssigkeit. Die Bebauung bettet sich in diese Topografie ein. Das Projekt entwickelt sich auf drei Ebenen, welche ver­schiedene RaumqualitĂ€ten anbieten: Auf dem nördlichen, unteren Plateau an der Bahnlinie finden Spiel- und Sport­aktivitĂ€ten statt, auf dem mittleren Plateau entsteht die neue Schulanlage und auf dem oberen, sĂŒdlichen Plateau befindet sich die allmendartige Wiese in WaldesnĂ€he, die Gumere-Matte fĂŒr Spiel und Naherholung fĂŒr das Quar­tier. Das Projektkonzept verstĂ€rkt die Stadt-Wald-Bezie­hung und schafft mit der GebĂ€udeanordnung verschiede­ne SichtbezĂŒge sowie FreiraumqualitĂ€ten, die sich fĂŒr das Quartier gleichzeitig zu neuen Begegnungsorten öffnen und RĂŒckzugsmöglichkeiten anbieten.


Bebauungskonzept

Die neue Schulanlage nimmt in ihrer Dimension und ihrer Proportion Bezug auf die umliegenden GebĂ€ude und tas­tet sich subtil an die Parkanlage Gumere-Matte an. Das Ensemble besteht aus drei Baukörpern, die sich um seinen zentralen Pausenplatz prĂ€zise anordnen. Die Bebauung konzentriert sich bewusst auf den mittleren Bereich und schafft bahnseitig die nötige Distanz fĂŒr die lebhaften Spiel- und SportaktivitĂ€ten sowie einen geregelten Unter­richt. Durch die rĂ€umliche Disposition und die Positionie­rung entstehen unterschiedliche AtmosphĂ€ren und Nut­zungen im Aussenraum. Die verschiedenen und offenen AktivitĂ€ten auf dem Schulplatzplateau tragen zur Leben­digkeit der Gesamtanlage bei und nehmen das Neubau­programm auf. Die drei Baukörper unterscheiden sich in ihren Funktionen: Im östlichen GebĂ€ude befindet sich die dreigeschossige Ganztagesschule, daneben die viergeschossige Regel­schule und als drittes das Gemeinschafts- und Fachraum­schulgebĂ€ude.

Unterhalb des Pausenplatzes befindet sich die Doppel­turnhalle, die von dem nach SĂŒden hin ansteigenden Terrain profitiert und als Sockelgeschoss mit Tageslicht in Richtung Sport- und Spielplateau ausgestaltet ist und eine separate, direkte Erschliessung auch fĂŒr ausserschu­lische Nutzung ermöglicht. Dank der kurzen Wege bilden die drei Baukörper die nötigen Synergien zwischen den Funktionsbereichen und ermöglichen innen und aussen praktische AblĂ€ufe. Die Klassenzimmer der JĂŒngsten sind ebenerdig angeord­net und jeweils auf geschĂŒtzte AussenrĂ€ume hin ausge­richtet. Schulleitung und Lehrerzimmer befinden sich auf dem zweiten Geschoss der Ganztagesschule. Die Unter­richtsrĂ€ume im Erdgeschoss und in den Obergeschossen blicken auf die Gumere-Matte sowie auf den Pausenplatz. Im Sockelgeschoss profitieren die FachrĂ€ume Gestalten Textil und die RegenerationskĂŒche vom blendfreien Nord­licht. Dank den kompakten GebĂ€udeproportionen der drei Bau­körper, den kurzen Distanzen sowie den unterschiedlichen Perspektiven entsteht eine spielerische und kinderfreund­liche Lernanlage, welche durch die Natur umsĂ€umt wird. Das natĂŒrliche Licht im Zusammenhang mit den warmen Materialien und den fliessenden Blicken in den Aussen­raum erzeugen angenehme AtmosphĂ€re im Innenraum.

Beurteilung durch das Preisgericht

ALPENSEGLER


Drei Schultrakte mit gleichem Fussabdruck sind prĂ€zise zwischen den Gleisen der BLS und dem Steinhölzliwald platziert. Von der Bahn ist die Anlage zurĂŒckgesetzt. Die drei GebĂ€udevolumen trennen das Areal klar in einen schulischen und einen Quartierbereich. Zwischen Schule und Bahn liegen die AussenrĂ€ume fĂŒr den Sport, welche diesen Zwischenraum selbstverstĂ€ndlich besetzen und eine angemessene Distanz zur rauen Infrastrukturanlage schaffen. Die drei quaderförmigen Baukörper sind parallel zueinander ausgerichtet und fassen zusammen einen zentralen Pausenplatz. Zwei der Trakte sind viergeschossig, und einer ist dreigeschossig. Mit der reduzierten Geschosszahl des einen Traktes passt sich das Projekt an den Massstab der sĂŒdlich liegenden kleinen MehrfamilienhĂ€user und an das vorgegebene Raumprogramm an. Gleichzeitig wirkt der dritte Trakt durch die tiefere GebĂ€udehöhe als NebengebĂ€ude in der Dreiergruppe. Es fehlt die Bildung einer Silhouette. Am Platz liegen folgerichtig die gedeckten EingĂ€nge der Schultrakte. Die Eingangshallen sind gerĂ€umig ausgebildet und weisen zweigeschossige Bereiche auf. Unter dem Pausenplatz ist die Sporthalle angeordnet. Die JugendrĂ€ume tragen dem BedĂŒrfnis nach Abgeschirmtheit gegenĂŒber Schule und Wohnquartier Rechnung, was eine autonome Nutzung und Aneignung unterstĂŒtzt. Die Anlage der MehrzweckrĂ€ume ermöglicht eine vielseitige Nutzung durch das Quartier und lĂ€sst sich vom weiteren Schulbetrieb abgrenzen. Zu den bahnseitigen Sportfeldern bildet die aus dem Terrain ragende Halle eine GelĂ€ndekante, in die ein Oberlichtband eingesetzt ist. Der Eingang zur Turnhalle fĂŒhrt in einen Korridor mit Blick in die Zweifachhalle. Zwei grosszĂŒgige Freitreppen verbinden den gleisseitigen Bereich mit dem Pausenplatz. Vom Pausenplatz fĂŒhren zwei Gassen weiter zum Steinhölzliwald. Das «Schulareal» weist eine hohe Diversifikation gut proportionierter FreirĂ€ume auf. Insbesondere die Lage des Aussenraumes der Basisstufe am Waldrand ist attraktiv. Aufgrund der parallelen Stellung der drei Baukörper zeigt die Schulanlage zur Gumere-Matte hingegen einen geschlossenen RĂŒcken. Eine angemessene rĂ€umliche Anbindung an den wichtigen öffentlichen Freiraum wird vermisst.


Die inhaltliche Ausarbeitung der schulischen FreirĂ€ume vermag nicht vollumfĂ€nglich zu ĂŒberzeugen hinsichtlich gestellter Anforderungen an die Umgebung fĂŒr die Zyklen 1, 2 und 3. Seitens Quartierpark wird die Gumere-Matte nicht mit dem Schulrasenfeld ĂŒberlagert. Dies bringt Vorteile fĂŒr das Quartier, vermag den Wegfall des öffentlichen Drachenspielplatzes jedoch nicht aufzuwiegen. Ohne direkten Bezug zum Schulareal oder den öffentlichen Park wird die Rollsportanlage dem Quartier abgewandt an den nördlichen Waldrand platziert. Das Rasenspielfeld und der Allwetterplatz sind nicht hindernisfrei erschlossen. Die Veloabstellanlage funktioniert mit der abgebildeten Dimensionierung nicht.


Eine Holzbaustruktur schafft einen einfachen zweibĂŒndigen Grundrisstyp. Die Holz-/Skelettbauweise ist in GebĂ€udelĂ€ngsrichtung angeordnet und weist moderate AchsabstĂ€nde auf. Der StĂŒtzenabstand betrĂ€gt 4,2 Meter, es gilt das gleiche Rastermass fĂŒr alle GebĂ€ude. Die Abmessungen und Materialisierung der Pfosten und Riegel sowie deren Verbindung sind nicht ersichtlich. Das SekundĂ€rtragsystem wird als Holz-Beton-Verbunddecke mit Spannweiten von seitlich 8 Meter und 4 Meter im Innenfeld aus vorgefertigten Betonelementen mit Rippen aus Holz ausgefĂŒhrt. Es ist unklar, ob diese als Einfeld- oder DurchlauftrĂ€ger geplant sind. Die Aussteifung erfolgt fĂŒr jedes GebĂ€ude ĂŒber einen exzentrisch angeordneten Betonkern plus Wandscheiben in einer Stirnfassade. Die Turnhalle ist in Massivbauweise, die Decken mit vorgespannten, vorgefertigten StahlbetontrĂ€gern und dazwischenliegender Holzrippendecke ausgefĂŒhrt. Die einfache und konsequent umgesetzte Tragstruktur der EinzelgebĂ€ude wird etwas gar spartanisch dokumentiert. Zwei mittlere StĂŒtzenreihen stecken einen schmalen Korridor ab. Der Gang kann aufgrund seiner knappen Masse nicht pĂ€dagogisch genutzt werden. Beidseitig vom Korridor liegen gut belichtete UnterrichtsrĂ€ume und eine knappe Treppenanlage mit den dienenden RĂ€umen. Die Verteilung der einzelnen Nutzungen ist noch wenig geordnet. Da alle Trakte die identische flexible Struktur aufweisen, könnte das Raumprogramm aber einfach nach den BedĂŒrfnissen der Schule verteilt werden. Gut proportionierte lineare und flĂ€chige Holzbauelemente sind zu einer unprĂ€tentiösen Fassade zusammengesetzt. Ein umlaufendes Vordach ĂŒber dem Erdgeschoss und das auskragende Dach setzen horizontale Akzente und schĂŒtzen die Holzkonstruktion vor der Witterung. Die bescheidene und sorgfĂ€ltige Gestaltung passt gut zu einer nahbaren Primarschulanlage und erinnert an die heutige alltĂ€gliche Nutzung des Ortes.


Ein gemeinsamer Eingangsbereich der drei Schultrakte ist nicht vorgesehen. Die Nutzungsverteilung in den GebĂ€uden sieht die aus Nutzersicht wichtigen RĂ€ume mit direktem Zugang zum Aussenraum direkt im Erdgeschoss vor. Die grosszĂŒgigen AussenrĂ€ume der Basisstufen können von den UnterrichtsrĂ€umen gut eingesehen werden. Die Clusterstruktur mit fĂŒnf Klassenzimmern ist ungĂŒnstig. Pro Cluster stehen nur zwei GruppenrĂ€ume zur VerfĂŒgung. Die Clusterstruktur der Regelgeschosse ermöglicht einerseits die Zusammenarbeit in öffentlicheren wie auch in ruhigeren Bereichen. Mit der Möglichkeit, die GruppenrĂ€ume mobil abzutrennen, könnte noch zusĂ€tzliche FlexibilitĂ€t in der Nutzung entstehen. Die Verteilung der FachrĂ€ume und die Lage der RĂ€ume fĂŒr die Lehrpersonen sind noch nicht ideal.


Der Entwurf ist auf einer rĂ€umlichen und gestalterischen Ebene bescheiden gehalten. Diese dem Alltag verpflichtete Haltung ist grundsĂ€tzlich sympathisch. Bei den Treppen und Korridoren wĂ€re eine gerĂ€umigere Anlage fĂŒr die grosse Anzahl Kinder und zeitgemĂ€sse Unterrichtsformen notwendig. Die stĂ€dtebauliche Setzung um den gemeinsamen Pausenplatz ist gut verstĂ€ndlich. Zur Gumere-Matte zeigt die Schulanlage aber ihren RĂŒcken und teilt das Areal in zwei separate Teile.