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Offener Wettbewerb | 01/2022

Neubau Zentralberufsschulgebäude Seestadt Aspern in Wien (AT)

2. Anerkennung

Preisgeld: 25.000 EUR

HERTL.ARCHITEKTEN ZT GMBH

Architektur

SI landschaftsarchitektur ZT

Landschaftsarchitektur

Wernly + Wischenbart + Partner Ziviltechniker GmbH

Bauingenieurwesen

TB EIPELDAUER + PARTNER GMBH

TGA-Fachplanung

FireX Gresslehner GmbH

Brandschutzplanung

KSM Krückl-Seidel-Mayr und Partner ZT GmbH

Tragwerksplanung

Geotechnik Tauchmann GmbH

Erläuterungstext

Das neue Zentralberufsschulgebäude in Aspern setzt sich aus drei – zueinander versetzten – Hofhäusern und einem verbindenden, gemeinsam genutzten Zwischenraum – der Mall - zusammen. Die Werkstätten ‚schieben‘ sich in diese städtebauliche Skulptur und bilden einen einfachen, funktionalen Abschluss nach Süden. Im Stadtgefüge wird auf Orientierung, Gebäudefluchten und Maßstäblichkeit der Umgebung Bezug genommen, um so in eine selbstverständliche Beziehungen mit dem Bestand zu treten. Die Zugangssituation öffnet sich nun zur Nordostecke des Areals und nimmt die Ankommenden aus dieser Richtung mit einladender Geste auf. Der großzügige Campusplatz wird zum Treffpunkt und zur Schnittstelle zwischen öffentlichem Raum und schulischer Nutzung. Er ist geprägt von Sitzmöglichkeiten und Grünelementen, die für ein angenehmes Mikroklima sorgen. 


Betritt man das Gebäude, erlebt man unmittelbar das helle und lebendige „Zentrum“ des Hauses. Die Blickbeziehungen in alle Richtungen machen das Gebäude intuitiv lesbar und ermöglichen eine gute und schnelle Orientierung. Im Erdgeschoßbereich befinden sich die gemeinsamen Nutzungen (Veranstaltungssaal, Bibliothek, Speisesaal, Kommunikationszentrum, Sportflächen, etc.) aller Cluster. Der Blick durchs Gebäude und ins Freie ist jederzeit in verschiedene Richtungen gegeben. Der Blick ins Grüne ist omnipräsent, ein Charakterzug des Hauses, das in einer grünen Hülle und fein differenzierten

Außenräumen mit eigenen Aufenthaltsqualitäten eingebettet ist. Die Treppen in den Atrien laden ein, sich nach oben zu begeben und den Galerien entlang zu flanieren. Im ersten Obergeschoss offenbaren sich die an der zentralen Mall gelegenen Hofhäuser als Cluster A, B und C.


Die Cluster sind jeweils ähnlich organisiert, sie beherbergen jeweils im Norden die Homebases mit großzügigen Südloggien im Hof. Die Loggien sind über Freitreppen verbunden. Anschließend säumen sich die Lernräume und Bereiche für die Lehrenden um den Innenhof. Shops und Firmen liegen an der Mall - als Schnittstelle zur gemeinsamen Mitte - und jeweils auch am Hof.

Ganz im Süden gelangt man über ein Atrium unter dem Hof des Clusters B zum Werkstattriegel. Hier bildet die Projektwerkstatt, die auch als Ausstellungshalle dient, den Auftakt zu den eigentlichen Werkstätten. Um den Hof sind wieder Homebases, Theorieräume und Lehrer untergebracht.


Die Werkstätten durchschneiden als langgezogenes Volumen das Hofhaus des Clusters B und ermöglichen mit dieser Anordnung eine optimale Werkstattnutzung mit großen Toren zum vorgelagerten Bauhof. Zudem dienen Sie als Lärmpuffer für die Lernräume im Norden. Instruktionsräume sind auf Galerieebenen in den hohen Werkstatthallen angedacht.


Die Konstruktion ist setzt sich aus Stützen und Hauptträgern aus Stahlbeton sowie Holzträgern im Verbund mit Stahlbetondecken zusammen. Auf den bauteilaktivierten Decken liegen Fußboden- oder Dachaufbau. Aussteifend kommen Betonwände und -kerne zum Einsatz. Die Konstruktion setzt damit auf eine optimierte Antwort, welche die Fragen nach unterschiedlichen Anforderungen ans Tragwerk durch unterschiedliche Spannweiten und dem Wunsch nach einem einfachen Tragkonzept sowie nachhaltigen Baumaterialien kombiniert. Außerdem werden die spezifischen Qualitäten der Baustoffe optimal eingesetzt.

In den Werkstätten kommen Stahlbetonstützen und TT-Träger zum Einsatz. Der Turnsaal wird als besondere Lösung mit einem Stahlfachwerk überspannt, das die stützenfreie Fläche im Sockel erlaubt. Die Bauteilaktivierung in den Betondecken unterstützt eine einfache Temperierung. 


Der Wunsch nach Nachhaltigkeit und Bepflanzung wird bereits außen spürbar. Die vorgelagerten Balkone und das Fassadenraster sind in Holz geplant. Die drei Cluster manifestieren sich auch nach außen in unterschiedlicher Ausgestaltung des Holzgerüstes. Die Rankpflanzen dienen einem angenehmen Mikroklima und werden in Kombination mit den vorstehenden Balkonplatten zur Beschattung herangezogen. Raumbegrenzend zum Inneren ist ein Wechsel aus großzügigen Glasflächen und gedämmten Holzpaneelen. 


Die die Atmosphäre prägenden Materialien sind also Holz, Beton - und Begrünung. Sie sorgen gemeinsam für eine unaufgeregt gestimmte Lernwelt, die das Beleben der neuen Zentralberufsschulgebäude anregt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebauliche Einbindung in die örtlichen Gegebenheiten 

Das Projekt reagiert auf die Überarbeitungsempfehlungen mit einer Verschiebung der Cluster-Trakte und Verlagerung des Haupteingangs an den zur Edith-Piaf-Straße orientierten Vorplatz. Auch die Konfiguration des Werkstättentrakts wird grundlegend geändert. Aus der Überarbeitung wird jedoch in städtebaulicher Hinsicht keine nennenswerte Steigerung der Qualität generiert. Das Projekt ist insgesamt sehr voluminös, es verbleiben keine größeren Freiräume auf gewachsenem Grund; die Höfe werden aufgrund ihres Zuschnitts und der entsprechenden Verschattung als qualitativ mangelhaft angesehen. 


Äußeres Erscheinungsbild und innere räumliche Qualität 

Die Volumetrie der Baukörper wird in Bezug auf die umgebenden Bestandsbauten in Frage gestellt. Die Ausformulierung der Kubatur erscheint unmaßstäblich. Die Fassaden werden hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit kritisch hinterfragt.

Die Entwicklung entlang der Edith-Piaf-Straße wird weiterhin als problematisch eingeschätzt, insbesondere die Position und der Zuschnitt des Lieferhofs. Auch die Formulierung des südöstlichen Abschlusses des Werkstättentrakts wird als nicht adäqat empfunden. Die Proportionen der Freiflächen werden funktionell in Frage gestellt. Es werden diverse Restflächen erzeugt, deren Nutzung im Detail nicht nachvollziehbar erscheint.

Die Qualität der inneren Erschließung wird verbessert. Allerdings bleibt die Gesamtstruktur der Grundrisse wenig übersichtlich, es mangelt an Atmosphäre, und die Anordnung bleibt weitläufig und lässt in Bezug auf die Orientierung Probleme erwarten. 


Umsetzung des räumlich-pädagogischen Konzeptes im Innen- und Außenraum 

Das räumlich-pädagogische Konzept ist nicht durchgängig umgesetzt. Vor allem sind im Werkstättentrakt diverse Mängel in Bezug auf Raumgrößen, Anordnung und Erschließung von Funktionen festzustellen. In den Clustern sind die Anordnung und Zonierung der Homebases in Frage zu stellen. Das räumliche Konzept und die Anordnung der Mall kommen den pädagogischen Anforderungen nicht entgegen. Der auf mehrere Stockwerke aufgeteilte Lehrerbereich würde eine interne Verbindung erfordern. 


Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit in Bau und Betrieb 

Das Projekt liegt im Rahmen der wirtschaftlichen Kennwerte. Das Energiekonzept wird grundsätzlich positiv beurteilt. Es wäre jedoch die Energieversorgung im Detail zu konkretisieren bzw. die Maßnahmen zur Minimierung der sommerlichen Erwärmung zu optimieren.


Umsetzung der funktionellen, logistischen und verkehrstechnischen Vorgaben 

Die funktionellen Vorgaben sind pauschal erfüllt, im Detail jedoch heterogen umgesetzt. Die Erschließung weist diverse funktionelle Mängel auf, insbesondere die Logistik des Werkstättentrakts bleibt unklar.