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Offener Wettbewerb | 03/2022

Ersatzneubau Schulanlage Leimbach (CH)

2. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 55.000 CHF

Franziska / Sebastian Müller Architekten

Architektur

Schmidt & Kündig Ingenieure AG

Tragwerksplanung

Abicht Gruppe

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

In die sanft abgestufte Topografie des Areals werden zwei kompakt geschnittene Baukörper eingeschrieben. Anstelle des bestehenden Leimbach-Schulhauses ist dies ein grösseres fünfgeschossiges Volumen für die Schule. Weiter hangabwärts, an der Stelle des aktuellen Kindergartengebäudes, wird ein kleineres Volumen mit den Spezialnutzungen Kindergarten, Musikschule, Logopädie und Bibliothek auf drei Geschossen vorgeschlagen. Der Schulbau führt die Orthogonalität der reformierten Kirche weiter; ausgedreht dazu übernimmt der Kindergarten die Flucht der Rebenstrasse. An der Vergabelung von Rebenund Wegackerstrasse bilden die beiden Bauten so einen informellen Ankunftsort.

Eine in sich schlüssige Platzfolge wird mit dem Pausenplatz und den zwei vorhandenen Pausenplätzen Falletsche I & II angelegt und eine Durchwegung dieser Plätze von der Reben- zur Wegackerstrasse ermöglicht. Der Pausenplatz wirkt jedoch zu eng und dessen Ausstattung ist für Primarschüler ungeeignet. Die Sitzstufen mit Blickrichtung Kickboard-Abstellplätze oder Ballfanggitter liegen an wenig attraktiven Orten. Der Aussenraum des Kindergartens hat das Potenzial, ein gut nutzbarer Ort zu werden. Der Pflanzgarten ist gut situiert. Die Jury kann die Wahl der Gehölzarten nicht nachvollziehen, und vereinzelte Arten sind aufgrund der zu erwartenden Klimaerwärmung ungeeignet. Der Allwetterplatz südlich des Rasenspielfelds liegt in der Waldabstandslinie und wäre in dieser Form nur mit einer Ausnahmebewilligung realisierbar. Die vorgesehene Begrünung kann einen guten Beitrag zur Hitzeminderung und zur Biodiversität leisten.

Der Baukörper der Schule sitzt auf einem mächtigen, ins Gelände eingelassenen Volumen. Dieser nach unten auswuchernde viergeschossige Sockelbau mit Parkierung, Anlieferung und dreiseitig belichteter Sporthalle führt den Geländesprung entlang der Wegackerstrasse nach Norden weiter. Von der Ostseite erfolgt ein separater Zugang, der Abends und am Wochenende eine unabhängige Benutzung der Sportanlage gewährt. Eine innere Vertikalerschliessung verbindet diese mit der Schule darüber, wo sich Haupteingang mit gedecktem Aussenbereich, Aula, Mensa und Küche dreiseitig um eine zentrale Treppenhalle legen. Prägendes Element bildet da eine Schar kräftiger raumhoher Fachwerksträger aus Beton. Diese leiten die Lasten der vier Klassengeschosse auf die Längswände der Sporthalle ab. Inwiefern eine solche Tragstruktur die offene Raumdisposition auf dem Geschoss unterstützt oder eher stört, müsste geprüft werden.

Auch der kleinere Baukörper verfügt über zwei Eingangsniveaus. Das untere dient dem Kindergarten als Zugangsgeschoss mit direkt vorgelagerten Aussenbereichen, das obere der Pestalozzi-Bibliothek. Musikräume und Logopädie liegen darüber und erweitern das Angebot, das bis in die Abendstunden genutzt wird und die Strasse belebt.

Beide Neubauten entwickeln sich um eine mittige Halle. Im Schulhaus befindet sich hier eine zentrale Treppe, die über vier Schulgeschosse je zwei Cluster zu drei Klassen erschliesst. Jeder Cluster verfügt über eine kleine, multifunktionale Verteilhalle mit Garderoben, die zu den Klassen und den Gruppenräumen führt und interessante Bespielungen zulässt. Der kleinere Bau ist übersichtlich organisiert. Die Treppe ist Teil der kranzfömigen Raumschicht. Die Halle ist dadurch freigespielt und dient entweder als Verteilraum im Kindergarten oder als attraktive doppelgeschossige Eingangshalle mit Oberlicht in der Bibliothek.

Für die erdberührten Geschosse ist eine Konstruktion in Recyclingbeton vorgesehen, darüber – im Hauptbau – ein eher behäbiges Tragwerk in Beton bzw. Holz und Fassaden aus Holzelementen. Den äusseren Ausdruck prägen bei beiden Bauten festinstallierte, schräg ausgestellte Aluminiumvordächer, welche die Holzfassaden pro Geschoss kragenartig umlaufen und die darunterliegenden Holzfassaden schützen. Die Dachflächen sind mit Photovoltaik-Modulen bedeckt.

Insgesamt überzeugt das Projekt KASIMIR durch die einfache städtebauliche Setzung seiner zwei Bauten.
Geschickt vermitteln die Volumina zwischen den langgestreckten Falletsche-Schulhäusern und der Skulpturalität der beiden Kirchenbauten. Allerdings erscheint die zwillingsartige Ausformulierung der beiden quadratischen Baukörper nicht zwingend. Erkauft wird die städtebauliche Klarheit mit dem Abriss beider Bestandsbauten und mit einem massiven unterirdischen Hallenvolumen – ein Eisberg im Terrain. Weniger schlüssig sind überdies die um den Schulbau gelegten Aussenräume und damit der aufwändige Zugang über zwei Geländestufen von der Seite der Wegackerstrasse. In der konstruktiven Umsetzung erscheinen die Massnahmen zur Nachhaltigkeit plausibel. Alle obergeschossigen Bauteile sind modulartig und in Holzbauweise vorgesehen. Eine Bestückung der umlaufenden Vordächer mit Photovoltaik-Modulen hätte deren Glaubwürdigkeit stark erhöht.