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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2022

Sanierung und Erweiterung Schulanlage Steinacker in Winterthur (CH)

2. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 32.000 CHF

Marcel Baumgartner GmbH

Architektur

Schmid Urbscheit Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

GMS Partner AG

Bauunternehmen

Schnetzer Puskas Ingenieure AG

Tragwerksplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt CHAPEAU ergĂ€nzt die bestehende Schulanlage Steinacker geschickt mit der Erweiterung der Trakte A und C Richtung Parzellenrand und der Turnhalle nach Nordosten. Die gewĂ€hlte Verdichtung lĂ€sst die starke Grundfigur von vier GebĂ€uden, die den zentralen Pausenplatz bilden, erhalten. Durch die zusĂ€tzliche Aufstockung der vergrösserten Turnhalle wird eine volumetrisch austarierte Gesamtanlage geschaffen. 

Mit den baulichen Eingriffen wird der Aussenraum an vielen Stellen tangiert, wobei die Grundidee der Anlage und der Freiraum ĂŒber der Armeeleitstelle mit seinem Baumbestand erhalten bleiben. Durch die VerlĂ€ngerung der Trakte A und B wird die Erschliessung ĂŒber den zentralen Pausenplatz kanalisiert. Der vorgeschlagene Zugangsweg zum Pausenplatz und zu den SportplĂ€tzen im Westen wirkt etwas beengt und wird seiner Bedeutung als Zugang und Quartierverbindung nicht gerecht. Der Parkplatz muss zwangslĂ€ufig vor dem Trakt A bestehen bleiben, was zu Konflikten mit der Adressierung des Kindergartens und des Schulzugangs fĂŒhrt. Die ErgĂ€nzung des Turnhallentrakts nach Nordosten ĂŒberrascht zunĂ€chst, fĂŒhrt aber zu einer ausgewogenen Zentrierung der Baumasse gegenĂŒber dem Pausenplatz. Zudem wird der sĂŒdliche Freiraum durch die Abwinklung des Pausendachs und einem Zwischengeschoss gut in die Gesamtanlage eingebunden. Die vorgeschlagene Veloeinstellhalle fĂŒhrt im Betrieb, wie die Erfahrungen mit der bestehenden im Osten zeigen, eher zu Problemen. 

Die Freude am Bestand und der Versuch, das Vorgefundene weiterzudenken, widerspiegeln sich auch in den Grundrissen, insbesondere bei der Turnhalle. Die dezentralen EingĂ€nge mit den dazwischenliegenden, natĂŒrlich belichteten Garderoben und dem vorgelagerten GrĂŒnstreifen zum Pausenplatz werden beibehalten und durch eine zweite einlĂ€ufige Treppe ergĂ€nzt. Der attraktive Bezug des Korridors ĂŒber Schaufenster zur Turnhalle bleibt erhalten und auch die bereits heute bestehende UnabhĂ€ngigkeit der Sportnutzung bleibt bestehen. Hofseitig fĂŒhrt die Nutzungsanordnung leider zu einer relativ langen, blinden Fassade. 

Die gute Verteilung der SchĂŒlerinnen und SchĂŒler auf die verschiedenen Erschliessungen wird begrĂŒsst. Die architektonische QualitĂ€t dieser TreppentĂŒrme wird kontrovers diskutiert, wirken sie doch nicht ebenso selbstverstĂ€ndlich wie die Vorbauten der Schultrakte. Insbesondere beim Kindergartenhaus wirkt der Treppenturm additiv und entspricht nicht dem bestehenden Erschliessungskonzept. 

Der Ort fĂŒr den Kindergarten an sich wird begrĂŒsst, die Stapelung in einem Haus ĂŒber drei Geschosse entkoppelt die Innen- von den AussenrĂ€umen betrieblich und visuell aber zu stark. Die durchgehende Anordnung der Betreuung auf dem Erdgeschossniveau ist fĂŒr den Alltag gut gesetzt und fĂŒhrt zu Synergien im Zyklus 1. 

Der Trakt C wird um eine Achse ergĂ€nzt, was stĂ€dtebaulich gut verstĂ€ndlich ist. Im Erdgeschoss wird zum Pausenplatz hin die Bibliothek angeordnet, was den Pausenplatz aufwertet und einer attraktiven Lage entspricht. Der bauliche Aufwand, insbesondere im Untergeschoss mit dem Absetzen des Bodens, ist aber beachtlich. 

FĂŒr die Ă€ltesten Kinder entsteht in der Aufstockung der Dreifachhalle ein ganz anderer Schultrakt. Ein flĂ€chiges RaumgefĂ€ss, ĂŒber ein Sheddach regelmĂ€ssig von oben belichtet, könnte eine willkommene ErgĂ€nzung sowohl in architektonischer als auch in pĂ€dagogischer Hinsicht sein. Leider funktioniert das Geschoss nur bedingt, da die mittig gesetzten RĂ€ume ohne betriebliche EinschrĂ€nkungen nicht vollumfĂ€nglich als UnterrichtsrĂ€ume zulĂ€ssig sind und vom RaumgefĂŒhl her doch eher ein konventionelles Layout vorgeschlagen wird. Die lateralen Erschliessungen sind fĂŒr einen innovativen Grundriss eher hinderlich. 

Konstruktiv und im Ausdruck bleibt das Projekt sehr nahe am Bestand, was aus denkmalpflegerischer Sicht positiv beurteilt wird, aber teilweise zu unverstĂ€ndlichen Konstruktionsdetails fĂŒhrt und auch in seiner Ausstrahlung etwas Frische vermissen lĂ€sst. Das Verdecken des Sheddachs mit der profilierten SchĂŒrze schafft eine ausgewogene Proportion des aufgestockten Turnhallentrakts. 

BezĂŒglich Nachhaltigkeit schneidet das Projekt in der GrundstĂŒckseffizienz und bei der ErgĂ€nzung der Turnhalle sehr gut ab. Bei der FlĂ€cheneffizienz, den erstellten Neubauteilen und der Eingriffstiefe des Bestands bewegt es sich im unteren Mittelfeld. Wegen der Anpassungen und ErgĂ€nzungen an vielen Stellen ist das Projekt aus wirtschaftlicher Sicht jedoch unterhalb des Durchschnitts. 

Das Projekt CHAPEAU ist ein sehr interessanter Beitrag zum Thema Weiterbauen eines Zeitzeugen. Die QualitĂ€ten der Anlage werden grösstmöglich beibehalten und durch die gezielten ErgĂ€nzungen wird versucht, die AussenrĂ€ume stĂ€rker mit der Anlage zu verknĂŒpfen, was die erhöhte Menge Kinder auch verlangt. Die architektonische Umsetzung, insbesondere der neuen TreppenhĂ€user, und die doch massiven Eingriffe im Trakt C sind jedoch weniger gelungen.