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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2022

Erweiterung Primarschule St. Martin in Sursee (CH)

3. Rang

Preisgeld: 25.000 CHF

MURER ANDRÉ ARCHITEKTUR

Architektur

ANTHONY FRANK ARCHITEKTUR

Architektur

Appert Zwahlen Partner AG

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Zwei sehr kompakte Baukörper ergänzen den Bestand. Das neue viergeschossige Schulhaus mit insgesamt 18 Klassenzimmern wird als Auftakt der Anlage an die Stelle des bestehenden Pavillonbaus gesetzt. Leider reicht es zu weit in das bestehende „Wäldli“ zur Ringstrasse hinein, so dass etliche Bäume gefällt werden müssten, hingegen würde es die viergeschossige Höhe am Anfang des St. Martinsweg zu den gegenüberliegenden Nachbargebäuden vertragen. Im Osten wird die Anlage durch die zweite zweigeschossige Einfachturnhalle ergänzt. Beide positionieren sich auf bereits verbauten Flächen, was zwar einen optimierten haushälterischen Umgang verspricht, aber im Kontext zur freien Landschaft schwierig ist. Während das neue Schulhaus in seiner vollen Mächtigkeit den Auftakt unterstreicht, vermag das neue Turnhallengebäude mit dem exakt gleichen Volumen wie das bestehende, am Rande des Ensembles gesetzt, nicht zu überzeugen. Die Anlage erhält dadurch keinen richtigen Abschluss und fliesst in den Landschaftraum aus.

Die Adressierung erfolgt über den St. Martinsweg, hier befinden sich auch die Parkplätze und die Anlieferung. Auffallend ist, dass das neue Haus an der Strasse keinen Eingang aufweist. Es markiert zwar in seiner Mächtigkeit, wendet sich aber komplett von der Strasse ab. Ein sekundärer Eingang wäre für die Wichtigkeit des Gebäudes an diesem Ort angebracht gewesen. Die Parkplätze reichen zu weit zu den Spielfeldern und sind damit wegen der Wegverschmälerung schwierig zu erschliessen. Die Anlage ist gut überschaubar und weist eine einfache Orientierbarkeit auf. Die Aussenräume sind vielfältig, aber eher beengend für die grosse Anzahl Schulkinder. Insbesondere der Schulhof deckt diesen Bedarf nicht genügend ab, gerade weil er mit den überdachten Eingangsbereichen zum zentralen Ort der Anlage wird.

Die neuen Gebäude sind wie der Bestand in Holz geplant, heben sich aber durch die rot behandelte Holzfassade klar ab. Es entsteht ein interessanter und respektvoller Dialog zwischen neu und nicht mehr ganz so neu. Ein zurückgezogenes transparentes Erdgeschoss lässt den viergeschossigen Schultrakt angenehm schwebend wirken. Aber auch das Fassadenspiel mit unterschiedlichem Wechsel von stehender und liegender Schalung für die gern gesehenen Brüstungen in den Klassenzimmern gibt dem Gebäudeausdruck eine kindgerechte Leichtigkeit. Das grosszügige Vordach bildet nicht nur den Abschluss des Gebäudes, sondern übernimmt den wichtigen konstruktiven Holzschutz. Die neue Turnhalle, obwohl in gleicher Volumetrie wie die bestehende, erhält zum Glück ein differenziertes Kleid. Dabei fällt die geschickt eingesetzte horizontale Dreiteiligkeit auf, die das Gebäude massstäblicher wirken lässt und sich klar unterscheidet.

Im durchlässigen Sockelgeschoss des viergeschossigen Schulhauses sind die öffentlichen Nutzungen und die Tagesstruktur angeordnet. Die Erschliessung erfolgt über eine zentrale und viel zu knapp dimensionierte Eingangshalle und einer einzigen (abgesehen von dem abgeschlossenen, minimalen Fluchttreppenhaus) offenen Treppenanlage, die am Morgen bei Schulbeginn an ihre Kapazitätsgrenzen kommt. Gut auffindbar und klar voneinander getrennt liegen die Räume für die Tagesstruktur, den Mittagstisch und eine unterteilbare Aula, sowie mittig angeordnet eine mehrfach nutzbare Küche. Die darüberliegenden Lerngeschosse weisen jeweils die gleiche Struktur mit je sechs flexibel gestaltbaren Klassen- und Gruppenräumen auf und erlauben über zwei Erschliessungsbereiche, die gemeinsam genutzt als Lerninsel je drei Klasseneinheiten zu einem Lerncluster verbinden. Die Halbklassenzimmer sind sowohl von aussen, als auch von den Klassenzimmern gut zugänglich. Über grossflächig öffenbare und transparente Trennelemente ist eine sehr grosse Flexibilität möglich. Ein zentraler Lichthof entlang der Treppenanlage bringt zusätzlich noch etwas Tageslicht ins Innere des Gebäudes.

Im bestehenden Schulhaus sind die Räume des Kindergartens mit geschütztem Aussenraum im Erdgeschoss, die Werk- und Musikräume sowie die Räume für die Lehrerschaft angeordnet. Weiterhin befinden sich im Erdgeschoss Bibliothek und Musikräume, welche einen separaten Zugang erhalten. Im Obergeschoss sind die Lehrer- und Fachräume inklusive Nebenräume angeordnet. Damit gelingt es optimal mit minimalen Anpassungen am Bestandsbau, eine klare Trennung der verschiedenen Nutzungen zu organisieren.

Das neue Turnhallengebäude erhält im Untergeschoss die Räumlichkeiten für Vereine und andere Drittnutzer, womit sie über einen separaten Zugang bestens und unabhängig von aussen zugänglich sind. Die Turnhalle selbst ist ebenerdig organisiert, der Schulbetrieb erhält seine Garderobenräume mit Tageslicht im Obergeschoss.

Eine zukünftige Erweiterung wird als Aufstockung der neuen Einzelturnhalle vorgeschlagen. Mit der Platzierung der Treppen- und Liftanlage ist auch nach einer Aufstockung eine sichere Fluchtwegsituation gewährleistet, womit relativ unabhängig vom Betrieb die Erweiterung zu bewerkstelligen wäre.

Mit einem, allerdings neu zu erstellendem Provisorium kann die Schulanlage in zwei Etappen reibungslos ergänzt werden.

Die minimalen Anpassungen am Bestandsbau und die sehr kompakten Neubauten versprechen einen wirtschaftlich interessanten und nachhaltigen Projektvorschlag, wobei sich Nachhaltigkeit dabei nicht nur auf die Materialwahl und Konstruktion beschränkt, sondern auch für eine hohe Funktionalität und Flexibilität des Schulhauses steht. Es überzeugt zudem mit einer vertieften Auseinandersetzung bezüglich nachhaltiger Materialisierung und der Eigenstromerzeugung. Das Projekt gehört zu den kostengünstigeren Vorschlägen.

Fazit
Das Projekt löste eine intensive Diskussion zur Verträglichkeit eines viergeschossigen Schulhauses an diesem speziellen Ort, inmitten der Siedlungsstruktur, aber auch am Rande zum Landschaftsraum, aus. Das Urteil fiel schlussendlich mit der Besichtigung vor Ort klar aus, zu mächtig und zu nahe zur Ringstrasse und zum St. Martinsweg gesetzt. Aus schulischer Sicht entspricht der Vorschlag sehr stark den Vorstellungen, abgesehen von den viel zu engen Eingangsverhältnissen.