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Selektives Verfahren ohne Anonymität | 07/2022

Neubau Primarschulhaus Allmend in Horw (CH)

2. Rundgang

Niklaus Graber & Christoph Steiger Architekten

Architektur

mavo Landschaften

Landschaftsarchitektur

Christian Müller Baumanagement AG

Bauingenieurwesen

PB Ingenieure für Energie- und Gebäudetechnik

TGA-Fachplanung

SCHERLER AG

TGA-Fachplanung

Wälli AG Ingenieure

Bauingenieurwesen

Lauber Ingenieure AG

Bauingenieurwesen, Brandschutzplanung

RSP Bauphysik AG

Bauphysik

Beurteilung durch das Preisgericht

Situation und Freiraum
Das übergeordnete Freiraumkonzept überzeugt konzeptionell. Es werden unterschiedliche Raumsequenzen geschaffen. Das dichte Baumfeld hat die räumliche Kraft, den gleichförmigen schlauchartigen Freiraum neu zu gliedern. Die Absicht, möglichst alle bestehenden Bäume als Schattenspender und Stimmungsbildner in die neue Freiraumgestaltung mit einzubinden, wird sehr begrüsst.
Der Gestaltungsvorschlag fokussiert sich vor allem auf den baumbestandenen Schulausplatz mit chaussierten Spiel- und Gartenzimmerinseln. Der rückwärtige Raum zur Heizzentrale wird als durchwegbarer begrünter Pufferraum ohne nennenswerte Aufenthaltsqualität gestaltet. Die Stirnseiten werden sinngemäss als Ankunftsräume ausgebildet. Durch die Aufnahme der Gebäudeflucht der Horwer Halle mit dem Neubau wird der gassenartige Zwischenraum mit beinahe identischem Querschnitt weiter geführt. Der nahtlose Übergang zwischen Freiraum Oberstufe und Freiraum Primarstufe ist daher ein Schwachpunkt der auch mit unterschiedlicher Baumdichte nicht zu beheben ist. Da sich das Freiraumangebot auf den Baumhof beschränkt, bleibt die Befürchtung, dass einerseits der Platzraum die unterschiedlichen Nutzungsbedürfnisse – Durchwegung, Ankunftsort, Spielraum, Aufenthaltsraum, Gartenzimmer – nicht überzeugend aufnehmen kann und andererseits bleibt der Wunsch nach einer stärker abgeschlossenen eigenen Welt für die Primarschüler unerfüllt.
In der weiteren Bauentwicklung erfährt die Gesamtsituation mit Turnhallenneubau und Ersatzneubau Allmendschulhaus eine Schwächung des Freiraumkonzepts. Der Baumhof knickt in ähnlicher Raumdimension ab und verliert sich undefiniert in der Schulhausstrasse. Das Freiraumkonzept überzeugt stärker in der Situation mit bestehendem Allmendschulhaus.

Architektur
Die Verfasser schlagen ein 3-geschossiges, längsrechteckiges Gebäude vor mit zwei Schulzimmergeschossen und dem Lehrerbereich, Aula, Verwaltung und zwei weiteren Schulzimmern im Erdgeschoss. Das Grundmodul des Entwurfs ist das Schulgeschoss mit 8 Zimmern. Jeweils 4 Zimmer zusammen mit den dazwischen liegenden Gruppenräumen, mit Garderobe und Materialraum bilden einen Cluster und sind an einem eigenen Treppenhauskern mit WC angeordnet. Zwischen diesen Viererclustern liegt eine gemeinsame und durchgehende Lernzone für das ganze Geschoss mit Oblicht und Balkonen auf beide Seiten. Die stimmungsvolle Innenvisualisierung zeigt den Garderobenraum als Zentrum eines solchen Viererclusters mit Durchblicken, geschlossenen Teilen und mit dem verbindenden und durchgehenden Raster der Holzkonstruktion. Das Schulgeschoss ist sehr klar strukturiert in einem schönen Rhythmus von Schulzimmern und verglasten Zwischenzonen mit Balkonen. Das ganze Geschoss ist über eine interessante innere Verbindungsachse verbunden, die von der Nordfassade bis zur Südfassade führt und auf dem Weg immer wieder Blicke ins Freie ermöglicht und im Zentrum ein grosses Oblicht/Lichthof quert. So entsteht im kompakten Grundriss das Gefühl von Licht und Luft, es gibt intimere Bereiche und offenere. Über den Ganzen Grundriss werden so für den Unterricht viele Möglichkeiten und Konstellationen des Unterrichts ermöglicht.
Betreten wird das Schulhaus vom neugeschaffenen, baumbestandenen Pausenplatz über das schöne Element einer leicht erhöhten, gedeckten Vorzone zum zentralen Eingang. Zum attraktiven Pausenplatz hin liegen auch Aula und Bibliothek. Der Lehrerbereich liegt auf der Rückseite zur Heizzentrale, ebenerdig zu einem schmalen Garten mit Hecken: Zwar privat, aber deutlich weniger attraktiv. Die Eingangshalle mündet in eine durchgehende und breite Mittelachse, die gleichzeitig die Funktionen Erschliessung, Foyer für die Aula und Lernzone für die zwei Klassenzimmer an der Südseite zu den Veloparkplätzen zu erfüllen hat. Die beiden innenliegenden Treppenhäuser können auch direkt gegen den westlichen Garten entfluchtet werden, müssen aber in jedem Fall noch mit aufwändigen Brandschutztoren abgetrennt werden können. Die gelungene Aussenvisualisierung zeigt das angenehme, gut ortsverträgliche 3-geschossige Volumen vom Pausenplatz her, mit den grossen, schattenspendenden Bäumen, mit der auf Sitzhöhe erhöhten und überdachten Vorzone und der Balkonschicht entlang der vor- und zurückspringenden Schulzimmerfassade in den Obergeschossen. Die minimalen Balkone vor den Schulzimmern bringen für die Schüler wenig Nutzen und sind auf die gesamte Fassadenlänge aufwändig und kaum notwendig. Sie könnten hier auf einen nicht begehbaren Brise Soleil reduziert werden.
Konstruktiv überzeugt das Projekt in grossen Teilen, - auch im Bezug auf die Nachhaltigkeit. Der Passive Sonnenschutz wird durch die auskragenden Teile geleistet und schützt auch die Holzfassade. Der geschliffene Unterlagsboden bringt aktivierbare Masse, aber wohl nicht genug um ein funktionierendes Innenklima zu garantieren. Die Masse der Schüttung ist nur für den Schallschutz wirksam. Der Technikraum liegt zentral im Untergeschoss in Längsrichtung und verteilt die Lüftung horizontal, um dann im Gebäude selber nur vertikal erschliessen zu müssen. Dadurch kann auf aufwändige Brandabschottungen in den Geschosssen verzichtet werden.
Der Entwurf überzeugt durch eine wohlproportionierte Volumetrie, durch eine ansprechende Materialisierung innen wie aussen, durch ein durchgestaltetes Schulgeschoss mit grossen Qualitäten. Die Situierung des Baukörpers führt zu einer schlechten Balance zwischen den beiden Seiten: Die eine liegt innerhalb der Schule zum baumbestandenen Pausenplatz, die andere wird zur Rückseite ausserhalb des Schulareals, hin zu einer grünen Restfläche und zur Wohnbebauung.