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Offener Wettbewerb | 09/2022

Erweiterung Kantonsschule Reussbühl (CH)

1. Rang / 1. Preis

Preisgeld: 70.000 CHF

Gigon / Guyer Architekten

Architektur, Projektsteuerung

antón landschaft GmbH

Landschaftsarchitektur

WaltGalmarini AG

Tragwerksplanung

3-Plan Haustechnik AG

Nachhaltigkeitskonzept, TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Erweiterung wird in einem großen, aber niedrig gehaltenen Volumen vorgeschlagen, das die Anlage gegen Nordosten zwar abschließt, ohne jedoch den Blick aus der Diagonalen der bestehenden Anlage ganz zu verstellen. Auch der breite Durchblick in der transparent gestalteten Mitte des Erdgeschosses stellt einen wichtigen Sichtbezug zum hinteren Landschaftsbereich mit den weitläufigen Sportanlagen her. Damit der Allwetterplatz und das Biotop unangetastet im Zentrum bleiben können, rückt das neue Gebäude von der denkmalgeschützten Anlage ab und zeichnet sich durch eine ruhige, auf seine Mitte ausgerichtete Präsenz aus, die dem ganzen Ensemble ein neues Gleichgewicht zu geben scheint.

Die Freiraumgestaltung lebt vom Kontrast der dicht genutzten und geschickt organisierten Mitte und den landschaftlichen Randzonen. Den Verfassern gelingt im Freiraum, den Bestand zu wahren und ihn selbstverständlich in eine erweitere Gesamtanlage zu integrieren. Über die breit angelegte Hauptachse sind alle wichtigen Freiflächen wie Hartplatz, Rückzugsort im Schatten und Begegnung im bestehenden Hof miteinander verbunden. Die einzelnen Teilräume sind adäquat beschattet und bieten unterschiedliche Atmosphären der Aufenthaltsqualität, insgesamt entsteht dadurch eine hohe Vielfalt, trotz ruhiger und einfach verständlicher Gesamtorganisation. Mit drei axial angeordneten Haupteingängen ist die Anlage allseitig orientiert. Es gibt keine Rückseite, Übersicht und Orientierung sind stets gewährleistet. Didaktisch unaufdringlich werden die Landschaftstypologien ‚Wald‘, ‚Biotop‘ und ‚Obstwiesen‘ thematisiert und als Elemente des Siedlungsrandes überzeugend angewendet. Die grossflächigen Sportanlagen mit separater Parkierungsanlage liegen abgesenkt im Osten.

Eine filigrane Fensterteilung und die ringsum verlaufenden Balkone geben dem Gebäude einen eigenständigen Ausdruck und verleihen ihm etwas Leichtes und Schwebendes, unterstützt wird dies zusätzlich durch die helle Holzkonstruktion. Die vorgehängte Balkonschicht im ersten und teilweise auch im Erdgeschoss ist nicht nur als Fluchtweg gedacht, sie stellt mit den integrierten Sitzbänken und beschattet mit einem Vordach auch eine gut nutzbare Aufenthaltszone dar mit einem starken Bezug zur Landschaft.

Das Gebäude ist klar und logisch aufgeteilt: Neben dem mittigen Eingangsbereich befindet sich der Mehrzweckraum mit dem vorgelagerten Foyer, das sich prominent zur gedeckten Vorzone hin öffnen lässt. In der südwestlichen Hälfte liegt der Sportbereich mit den Turnhallen, die vom Unter- ins Erdgeschoss greifen und mit einer attraktiven Zuschauergalerie in der Nähe des Haupteingangs punkten können. Ein Nebeneingang zur Ruopigenstrasse 19 Situationsplan ermöglicht auch eine externe Nutzung der Sporthallen. Die Fachzimmer sind gut erreichbar im Erd- und im Untergeschoss angeordnet, wo terrainbedingt auch Nutzräume möglich sind. Und ganz dem Klassenzimmerbereich vorbehalten ist die oberste Etage. In der Mitte des Gebäudes verweist ein Dachaufbau auf den Lichthof, welcher eine räumliche Verbindung über alle Geschosse schafft, zur Orientierung beiträgt und den mittleren Bereich zenital belichtet. Hier liegen auch die beiden, vielleicht etwas schmalen Treppenläufe mit den gemeinsamen Mittelpodesten. In den flexibel nutzbaren, inneren Raumschichten und Erschliessungszonen des Klassengeschosses sorgen zwei großzügige Dacheinschnitte für zusätzliches Tageslicht. Diese Patios können auch für Freiluftunterricht genutzt werden. Erschlossen werden die gut proportionierten Unterrichtsräume und Cluster mit großzügigen Korridorzonen. Dank der Fluchtbalkone dürfen diese Erschließungsbereiche auch möbliert werden und widerspiegeln somit den hohen Stellenwert der Begegnung und des gegenseitigen Austausches in Form von Sitznischen und vielfältigen Lernlandschaften. Die leichte Zugänglichkeit über die äußere Loggia Schicht und der direkte Bezug zum Außenraum sowie der hohe Grad an Transparenz und die damit verbundenen Einsichten in ein offenes Unterrichtsgeschehen werden ausdrücklich geschätzt. Dank der immer noch beträchtlichen Landreserven im Gebiet, kann die große Ausdehnung des Erweiterungsbaus gerechtfertigt werden, zumal langfristig eine Verdichtung auch im Zentrum der Anlage möglich wäre.

Die maximale erlaubte Fluchtlänge der Balkone ist teilweise überschritten, kann jedoch durch das Versetzen der Außentreppen leicht korrigiert werden. Das Tragwerk basiert auf einem gleichmäßigen Holzraster und Decken aus einem Holzbetonverbund, mit Ausnahme der Turnhallen, welche mit Stahl-Beton-Verbundträgern überspannt sind. Aus Gründen eines klaren materialtechnischen Flusses, wird dieser Materialwechsel hinterfragt.

r Charakter der Häuser wird geprägt durch die Gebäudestruktur in Holz und die Ausfachung mittels Lehmsteinen. Diese natürlichen und nachhaltigen Materialien erzeugen ein atmosphärisch reizvolles Bauwerk. Die eingesetzten Naturmaterialien versprechen einen hohen thermischen Komfort und einen guten Feuchtigkeitshaushalt. Die statische Struktur ist bezüglich der gewählten Spannweiten sowie den konsequent vertikalen Lastabtragungen einem Holzbau entsprechend gewählt. Die Verfasser weisen darauf hin, dass die Absicht, die Holzrahmen mit den Lehmziegeln kraftschlüssig zu verbinden, noch eine gewisse Forschungsarbeit voraussetzt. Die Durchbildung der Fassade wird konsequent aus der inneren Struktur des Gebäudes weiterentwickelt und im Bereich der Fenster mit Brüstungsbändern aus Aluminiumblech und auskragenden Photovoltaikelementen als Brise Soleil ansprechend kombiniert. Die vorgeschlagene Konstruktionsweise der Gebäude zeigt auf, dass die Verfasser der architektonischen Recherche zur Lösung heute drängender Probleme einen hohen Stellenwert zuweisen. Das Projekt erzielt eine Nutzungsdichte von 62%. Die Treibhausgasemissionen für die Erstellung liegen 12% über dem Grenzwert, der Betrieb kompensiert die Überschreitung. Das Gebäudekonzept basiert auf Holz- und Lehmbau. Die Gebäudehüllzahl liegt bei 1.2. Der Fensteranteil von 45% ist hoch. Eine Reduktion zur Verbesserung der Energiebilanz im Sommer und Winter müsste geprüft werden. Brise Soleil mit PV und Markisen kontrollieren den sommerlichen Wärmeeinfall. Das Dach ist ebenfalls mit einer PV-Anlage ausgerüstet