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4. Rang 5 / 5

Offener Wettbewerb | 09/2022

Erweiterung Kantonsschule Reussbühl (CH)

5. Rang / 5. Preis

Preisgeld: 20.000 CHF

toblergmür Architekten

Architektur

Laboratorium KLG

Landschaftsarchitektur

Lauber Ingenieure AG

Tragwerksplanung

anex Ingenieure AG, Zürich

Nachhaltigkeitskonzept

Beurteilung durch das Preisgericht

Die bestehende Schulanlage wird am westlichen Rand des Perimeters durch ein leicht zurückversetztes, längliches Volumen ergänzt. Durch die klare Setzung des dreigeschossigen Schultrakts wird die schützenswerte Anlage respektvoll behandelt. Der Hauptankunftsort führt wie bisher von der Ruopigenstrasse auf den bestehenden zentralen Schulhof und gibt den Blick über die Diagonale hangabwärts frei. Mit dieser Projektidee bleibt die große Landreserve «unberührt».

Das lange, schlanke Volumen wird stirnseitig mit dem Bestandesbau aus dem Jahr 1970 durch ein witterungsgeschütztes Vordach verbunden. Zudem verbindet ein breiter Weg entlang der Fassade die neue Pausenfläche mit dem bestehenden Pausenhof.

Auf der gesamten Länge des Eingangsgeschosses ist eine Erschließungs-, Begegnungs- und Ausstellungszone angeordnet. Diese Raumschicht lässt sich zwar mit weiteren Räumen und der vorgelagerten Außenräume flexibel verbinden und schafft einen guten Bezug vom Innen- zum Außenraum wird jedoch aus betrieblicher Sicht als zu schmal und lang und für große Schulanlässe als eher ungeeignet definiert.

Eine breite Treppe führt am Ende der Erschließungs- und Begegnungszone hinunter zu den Turnhallen. Auf dem Weg dazu werden die Vorbereitungsräume der Sportlehrer, die Außensportanlagen und die Garderoben erreicht. Die Anordnung der Geräteräume und die Eingänge zu den Turnhallen sind betrieblich nicht ideal gelöst. Die Distanz der Turnhallen zum bestehenden Fachbereich Sport wird als eher kritisch empfunden.

Die Anordnung der Unterrichtsräume im Obergeschoss wurde zweibündig konzipiert. Der Korridor dient einerseits als Verkehrsfläche und anderseits als Begegnungszone. Für diese Doppelnutzung – wie sie auch im Programm beschrieben wurde – wird die Breite und Belichtung dieser Zone bemängelt. Der gedeckte Balkon mit verschiedenen Tiefen kann zusätzlich teilweise für den Schulbetrieb oder Pausen genutzt werden, wobei dieser gedeckte Bereich aus Gründen der Nachhaltigkeit eher westseitig liegen sollte.

Die Verfasser setzen im Freiraum die Strategie der freien Sicht in die Landschaft fort und halten die diagonale Sichtachse nach Norden frei. Der Bestand wird bewahrt und rücksichtsvoll ergänzt. Die Identität der Schule bleibt intakt, die bestehenden Qualitäten werden mit landschaftsarchitektonischen Mitteln gestärkt. Ein zweiter Pausenplatz in Sichtdistanz zum Bestehenden ergänzt das Freiraumangebot mit beschattenden Schulungsorten und Aufenthaltsmöglichkeiten. Die eingezogenen Freiräume auf den Ebenen der Klassenzimmer bieten einen erheblichen Mehrwert im Schulalltag. Die Parkierung ist im Westen in einem angenehmen Abstand zu den Bauten kompakt und axial organisiert, diese Anordnung nimmt Rücksicht auf die Nachbarschaft.

Das statische Konzept aus Holz basiert auf einer Skelettbauweise und weist dadurch eine hohe Flexibilität aus. Mit nur wenigen tragenden Wänden und Infrastrukturkernen können laterale Einwirkungen an das Fundament weitergeleitet werden. Für die Turnhalle im Terrain müssen rund 10 Meter abgegraben werden, was sich eher nachteilig auf die Nachhaltigkeit auswirkt. Der Umgang mit dem gewachsenen Terrain ist jedoch über den ganzen Betrachtungsperimeter gesehen sehr ressourcenschonend.

Das Projekt erzielt eine hohe Nutzungsdichte von 72%. Die Treibhausgasemissionen für die Erstellung liegen 10% über dem Grenzwert, der Betrieb kompensiert die Überschreitung nicht. Das Gebäudekonzept basiert auf einer Holzkonstruktion mit Innenwänden mit Lehm. Der Fensteranteil ist mit 57% gesamthaft hoch, jedoch nach Ausrichtung optimiert. Auskragungen und Markisen helfen, den sommerlichen Wärmeeinfall zu reduzieren. Die PV-Anlagen befinden sich auf dem Dach, erreicht die geforderte Eigenproduktion aber noch nicht. Die Wärmeversorgung erfolgt über Fernwärme, die Kühlung über Fensterflügel. Das Lüftungskonzept ist nicht ausreichend ausgearbeitet.

Aufgrund der Nutzungsüberlagerung von Begegnungszone und Verkehrszone ist die HNF im Vergleich zu anderen Projekten höher. Die zu erwarteten Erstellungskosten befinden sich leicht über den Vorgaben. Die städtebauliche Setzung geht respektvoll mit dem Bestand und der Umgebung um. Durch die Länge des Gebäudes werden die Wege innerhalb der Schulanlage lang und das Wechseln der Unterrichtsräume wird während den Pausen für die Schüler*Innen eher erschwert. Das Projekt HARUKI ist gesamthaft ein ansprechender Wettbewerbsbeitrag, mit einer adäquaten Setzung gegenüber dem denkmalgeschützten Bestand. Es vermag aber als «Gesamtwerk» nicht vollends zu überzeugen.
4. Rang 5 / 5