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3. Rang 4 / 4

Nichtoffener Wettbewerb | 09/2022

Schulraumerweiterung Wabern Morillon (CH)

4. Rang / 4. Preis

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Projektsteuerung

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau
Die Projektverfassenden schlagen entlang des Sprengerwegs ein schmales Volumen vor mit vorgelagerten Lauben zum Hof und gegenüber den Wohnbauten eine tiefergesetzte, ausladende Turnhalle als Pufferzone zur Wohnnutzung. Die gewählte Disposition und die daraus resultierende Distanz zu den Wohnbauten vermag sich sehr gut in die Umgebung einzuordnen. Inwieweit der entstandene Sockelbereich des Turnhallendachs zur Nutzung geeignet ist, bleibt offen. Städtebaulich wirkt die Turnhallenplattform unklar, insbesondere die Einbettung in das Terrain, zugunsten des Blicks in die Turnhalle, vermag das Preisgericht nicht zu überzeugen.

Der Hof ist dreiseitig durch Fassaden gesäumt und öffnet sich zur Kirchstrasse. Die vorgelagerte Raumschicht zum Hof weitet sich im Bereich der Kirchgasse mit einem Treppenhaus aus und verengt somit diesen Zugang vorteilhaft.

Freiraum
Die präzise Setzung der Gebäude schafft einen zur Kirchstrasse offenen Hof und einen Freiraum zum Sprengerweg hin. Die Setzung schafft gut dimensionierte und sinnvoll zonierte Aussenräume. Der eigenständige Freiraum der Basisstufe ist aus pädagogischer Sicht positiv. Das Projekt schlägt vor, mit dem Bestand weiterzubauen. Dabei ist den Projektverfassenden wichtig, den vorhandenen Baumbestand komplett zu erhalten. Der Hof bietet als gemeinsame Mitte Zugänge zu den Schulnutzungen. In der Mitte wird eine grosszügige Rasenfläche aufgezogen. Der Nutzungswert dieser Fläche für die Schule bleibt vage. Auf dem untersten Niveau ist ein Kiesplatz mit Spielgeräten und Pingpongtischen zu finden. Entlang der Fassaden bleibt die vorhandene Aussenraumgestaltung bestehen. Ein Höhensprung, welcher mittels Sitzstufen überwunden wird, schafft eine gute Zonierung zur Kirchstrasse hoch. Auf dem oberen Niveau wird ein kleiner Platz auf den Neubau ausgerichtet. Der damit seitliche, etwas schleichende Zugang zu den bestehenden Bauten wirkt als Ankunft weniger attraktiv. Die Eingänge der Schulgebäude sind so gelegt, dass eine Entflechtung der Schülerinnen und Schüler gegeben ist. Das Projekt sucht einen Weg, die Schulanlage in die bestehende Topografie einzuweben. Dies gelingt ihm nicht immer auf gleichem Niveau. Es entstehen räumlich etwas seltsame Orte wie etwa der Steg bei der Kirchstrasse mit einem Zugang zu den Aussengeräteräumen. Auch vermag der Übergang vom Aussenraum Basisstufe/Tagesschule hinunter zum Allwetterplatz über eine grosszügige Arena nicht zu überzeugen.

Die Aussensportanlagen werden aufgeteilt. Der Allwetterplatz im nordöstlichen Bereich ist in seiner Lage und Ausdehnung zu wenig attraktiv. Das Rasenspielfeld ganz im Norden ist über die Laufbahn angebunden. Die Skateranlage kommt nahe der Kirchstrasse zu liegen. In diesem Bereich sind auch die Parkplätze angedacht. Eine räumliche Zonierung wird hier vermisst. Die Veloabstellplätze sind mehrheitlich vor der Aula angeordnet. Mit diesem Konzept werden die Verkehrsströme entflochten und die Schulwegsicherheit wird gewährleistet.

Mit seiner konsequenten Haltung bezüglich des Bestands – bei relativ vielen Freiräumen wird nicht baulich eingegriffen – leistet das Projekt einen wichtigen Denkansatz zur Frage des Weiterbauens und zu einem nachhaltigen Umgang mit Freiraum.

Gebäudekonzept und Architektur
Das Projekt bettet einen einfachen, linearen Baukörper mit darunterliegendem nach Osten herausragendem Sporthallenvolumen auf natürliche Art in den Bestand und in die bestehende Topographie ein. Der Erweiterungsbau liegt parallel zum bestehenden Hauptgebäude. Gemeinsam mit den Bestandesbauten wird ein Hof aufgespannt, der sich nach Süden zur Kirchstrasse hin öffnet. Dadurch wird eine klare und übersichtliche Eingangssituation geschaffen.

Der lineare Baukörper mit einer Ost-/Westausrichtung wird hälftig auf die westliche Kante der zu zwei Dritteln versenkten Sporthalle gesetzt. Die Neubauzeile der Schule setzt sich respektvoll von den südöstlichen Wohnbauten ab. Das Erweiterungspotential im Bereich der heutigen Turnhallen bleibt erhalten. Das Dach der Sporthallen kann von der Kirchstrasse ebenerdig betreten werden und es übernimmt geschickt den bestehenden Terrainverlauf. Der Schulhof liegt ein Geschoss tiefer. Die Sporthallen überragen den Schulhof mit einem Geschoss und ermöglichen so eine vorgelagerte Nutzschicht. Die Halle wird ostseitig mit Tageslicht versorgt.

Die Grundrisse des Schulhauses sind in drei Schichten unterteilt: in eine Klassenzimmerschicht nach Osten, in eine Aussenraumschicht mit Aufenthaltscharakter und der Erschliessung im Westen zum Hof und eine dazwischenliegende Zwischenschicht. Letztere vermittelt zwischen den Erschliessungsbereichen und den Klassenzimmern. Mit der Zonierung dieser Zwischenschicht wird die Grösse der möglichen Cluster definiert. Die Garderoben sind gleichzeitig Aufenthalts- und Lernorte. Die Schulräume des Neubaus sind über Lauben erschlossen, die als Aussenraumflächen konzipiert, ebenfalls Aufenthalts- und Lernorte schaffen. Gemäss den Projektverfassenden sind die Lauben auch als Aussenklassenzimmer nutzbar. Die Lauben beleben den Hof, es entsteht eine lebendige Mitte. Die Erschliessung der Schulräume über den Aussenraum vermag das Preisgericht jedoch nicht zu überzeugen. Für die Nutzung als Aussenklassenzimmer ist die Raumschicht zu eng, sie bleibt eine Erschliessungs- und Aufenthaltsfläche, deren Nutzungsqualität im Winterhalbjahr angezweifelt wird.

Die Basisstufe nutzt die Zimmer des ersten Geschosses über dem Schulhof und erhält die direkt angrenzenden Aussenräume auf dem Sporthallendach zur Nutzung. Die materialintensiven Fachunterrichtsräume sind im Erdgeschoss auf Hofniveau angeordnet. Der Ansatz mit den drei Raumschichten im Schulgebäude ist kreativ und zeigt neue Möglichkeiten im Schulbetrieb auf. Es entstehen flexible Lernlandschaften, bestehend aus den Klassenzimmern, den Gruppenräumen und den Garderoben. Insgesamt ist das Angebot an inspirierenden Aufenthalts- und Lernorten im und um das neue Schulhaus äusserst vielfältig, auch im Aussenraum, der mit gut proportionierten Zonen den verschiedenen Altersklassen der Kinder gerecht wird. Somit entsteht eine Nutzungsflexibilität, die einen zeitgemässen Unterricht – auch klassenübergreifend - möglich macht. Die Garderobenräume zonieren pro Geschoss zwei Cluster, die einzeln auch unabhängig von Dritten genutzt werden können.

Der Neubau der Schulnutzung wird als einfache Tragstruktur in Holz konstruiert, die gleichermassen die Innenräume und die Fassaden gliedert. Die Fassadengliederung lehnt sich mit ihren Proportionen an jene des Hauptgebäudes an. Die Treppenanlagen werden als vorspringender Gebäudeteil akzentuiert. Ausgestellte Photovoltaikpaneele auf der Südostfassade verschatten die Vorzone im Erdgeschoss und sind gleichzeitig Witterungsschutz für die Nachtauskühlung. Im oberirdischen Gebäudeteil aus Holz lagern Holzbalkenlagen auf Längsunterzügen, deren vertikale Lasten über Holzpfosten direkt abgetragen werden. Der unterirdische Teil der Sporthallen wird in Massivbauweise ausgeführt. Die Südostfassade des Schulgebäudes wird im Bereich der Sporthallendecke abgefangen.

Der Erweiterungsbau wie auch die Bestandesbauten werden vom Hof aus erschlossen, gleichzeitig ist der Neubau auch direkt von der Kirchstrasse aus zugänglich. Das ermöglicht eine Entflechtung der Wege der verschiedenen Altersklassen. Weitere sekundäre Wege ermöglichen die Anbindung von der Seftigenstrasse und vom Sprengerweg (nur zu Fuss Gehende). Der Durchgang zwischen Aula und dem bestehenden Schulhaus wird vergrössert, von Nordwesten her werden zwei neue Gebäudezugänge ins Hauptgebäude geschaffen. Durch diese Massnahmen werden die Aussensportfelder an die Schulanlage angebunden. Eine Zugänglichkeit über den Sprengerweg wird in Zukunft jedoch nicht mehr gewünscht. Die Platzierung des Hartplatzes mit den grosszügigen Sitzstufen an der nordöstlichen Parzellenecke beim Sprengerweg erscheint aufgrund der zu erwartenden Lärmemissionen nicht sinnvoll.

Nachhaltigkeit und Kosten
Die Zielwerte für CO2 und Grauenergie können für das Schulgebäude eingehalten werden. Die Haustechnik verfolgt ein LowTech-Prinzip mit drei dezentralen Lüftungsanlagen auf dem Dach und manuell bedienbaren Volumenstromreglern. Um Speichermasse zu generieren, werden Brüstungen und Teile der Wände mit Lehmsteinen gemauert. Die verwendeten Baustoffe sind ökologisch unbedenklich, ein gesundes Raumklima in den Schulräumen wird gewährleistet. Im Gesamtergebnis Nachhaltigkeit zeigt das Projekt mittlere Erfüllungswerte auf, die Einhaltung der Vorgaben scheint aber möglich. Das Projekt legt grossen Wert auf das Erhalten der Bäume. Damit vermag es im Freiraum einen guten Beitrag zur Nachhaltigkeit und zu einem angenehmen Mikroklima zu leisten. Begrünte Dächer bieten die gewünschte Retention.

Die Grobkostenschätzung zeigt für dieses Projekt Kosten im Bereich von – 5% der mittleren Kosten aller eingereichten Projekte auf. Demzufolge liegt das Projekt mit seinen Erstellungskosten dank seiner Kompaktheit unterhalb des Mittelwertes.

Fazit des Preisgerichts
Alles in allem erweist sich das Projekt «arbores» als interessanter Vorschlag für den Erweiterungsbau und ist gut ausgearbeitet, es vermag jedoch das Preisgericht auf vielerlei Ebenen nicht zu überzeugen.
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