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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2023

Erweiterung der Schulanlage Riedhof in Zürich (CH)

Visualisierung

Visualisierung

1. Rang / 1. Preis

Preisgeld: 45.000 CHF

Jonas Wüest Architekt ETH SIA

Architektur

Johannes von Pechmann Stadtlandschaft GmbH

Landschaftsarchitektur

GMS Partner AG

Projektsteuerung

Beurteilung durch das Preisgericht

Der vorgeschlagene kompakte Neubau tritt aufgrund seiner Positionierung und seiner Grösse sehr eigenständig in Erscheinung und setzt sich bewusst ab von der Kleinteiligkeit der bestehenden, denkmalgeschützten Anlage. Volumetrisch nimmt das Gebäude vielmehr Bezug auf die Wohnbauten entlang der Reinhold-Frei-Strasse und schafft dadurch interessante neue Bezüge im städtebaulichen Kontext. Ein ausgreifender, eingeschossiger Sockelbau bildet gegen Osten eine gebaute Hangkante und führt die Terrassierung und Durchlässigkeit des Bestandes selbstverständlich weiter. Über eine grosszügige Freitreppe sind der Vorplatz des Hauptgebäudes und das obere Platzniveau direkt und schlüssig miteinander verbunden. Im Gegensatz dazu kann die Anbindung an die bestehende terrassierte Wegachse im Zentrum der Anlage nicht überzeugen. Die baurechtlich begründete Staffelung des Hauptgebäudes gegen Norden wurde in der Jury kontrovers diskutiert.

Der Freiraumentwurf versucht einerseits topografisch und räumlich an die prägnanten Strukturen der geschützten Schulanlage anzuknüpfen und formuliert anderseits eine dezidierte Eigenständigkeit gegenüber dem Bestand. Durch die städtebauliche Setzung gelingt es, auf der oberen Geländeterrasse eine wohltuende Grosszügigkeit zu schaffen und den Naturraum am Bachtobel einzubeziehen. Die gewählte organische Formensprache und die etwas zufällig wirkenden Baumsetzungen nehmen jedoch zu wenig Bezug auf die prägenden Gestaltungsprinzipien der bestehenden Gartenanlage und wirken dadurch etwas ortsfremd und beliebig.

Der offene Zugangsplatz an der Reinhold-Frei-Strasse formuliert zusammen mit dem grossen Treppenaufgang einen angemessenen Auftakt. Der anschliessende Erschliessungsraum zwischen Bestand und Erweiterung vermag als neuer Aufenthaltsort jedoch nicht zu überzeugen. Der erhöhte Pflanzbereich vor dem Sockelbau besetzt die Raumfuge sehr stark und macht die Gasse zu einem funktionalen Durchgangsraum ohne Aufenthaltsqualität.

Mit einer neuen Ausbildung der Arealränder gelingt es, neue Bezüge zum Quartier und zum Naturraum zu knüpfen. Ein situativ ausgebildeter Baumrahmen umschliesst das Schulareal. Der Waldsaum entlang dem Bombachtobel wird im Schulareal weitergeführt, umspielt als naturnaher Spielwald den Kindergarten, greift als Naturzitat in den Gassenraum zwischen Bestand und Erweiterung und begleitet als landschaftlicher Baumsaum die Riedhofstrasse. Auch die vorgeschlagene Position des Schülergartens erscheint schlüssig und aktiviert diese Raumkammer in sinnvoller Weise.

Die Terrassierung der Anlage schafft zwei Zugangsebenen. Über den prominenten Haupteingang an der Reinhold-Frei-Strasse gelangt man zu den beiden Verpflegungsbereichen mit den jeweils angrenzenden Mehrzweckräumen. Auf der oberen Platzebene sind die Bibliothek und die Therapieräume sowie, vom Eingang abgewandt, der erste Unterrichts-Cluster angeordnet. Zwei durchgehende Treppenhäuser führen in die Obergeschosse mit jeweils zwei weiteren Schuleinheiten. Diese sind punktsymmetrisch organisiert und verfügen über grosszügige Vorzonen mit Tageslicht. Die Handarbeits- und Werkräume befinden sich im Attikageschoss mit vorgelagerter Terrasse. Das Sockelgeschoss verfügt im Bereich der bestehenden Haupterschliessungsachse über einen zusätzlichen sekundären Eingang. Dieser führt zu den Musik- und Schulleitungsräumen, die über die Galerie der unterirdisch angeordneten Sporthalle erschlossen sind. Zugleich besteht eine direkte Verbindung zum Mensabereich und über zwei Treppenanlagen in die beiden Untergeschosse zu den Garderoben und den einzeln erschlossenen Sporthallen. Die verschiedenen Nutzungseinheiten sind klar organisiert und entsprechend ihrem unterschiedlichen Grad an Öffentlichkeit in der Gesamtanlage richtig positioniert.

Für den Neubau wird eine Mischbauweise vorgeschlagen; die Untergeschosse sowie das Sockelgeschoss sind in Massivbauweise geplant, im Gegensatz dazu ist für den Hochbau eine Holzkonstruktion mit Holz-Beton-Verbunddecken und massiven Kernen vorgesehen. Die Holzkonstruktion tritt auch aussen mit den Holzschalungen im Bereich der Brüstungen und den Holzlamellen vor den Lüftungsflügeln in Erscheinung. Die grosszügigen Fensterformate, die helle Farbgebung und die klare, einheitliche Gliederung verleihen dem stattlichen Gebäude eine zurückhaltende Eleganz und Leichtigkeit, wenn auch der Glasanteil noch leicht zu hoch ist.

Das vorgeschlagene Energiekonzept basiert auf einer Wärmepumpe, Heiz-Kühlkonvektoren mit einer Überströmlüftung sowie einer Photovoltaik-Anlage zur Deckung des Strombedarfs. Ein auf einer Erdsondenwärmepumpe basierendes Konzept würde zusätzlich zur Beheizung auch eine Temperierung der Unterrichtsräume im Sommer ermöglichen, während gemäss Wettbewerbsprogramm ein Fernwärmeanschluss vorgesehen ist.

Das Volumen unter Terrain ist zwar gross, aber die Untergeschosse sind effizient genutzt. Die Kombination mit dem geschickt gesetzten, kompakten Gebäudekörper trägt entscheidend zur städtebaulichen Qualität und zu einem angemessenen Umgang mit dem Bestand bei. Von den Projekten in der engeren Wahl handelt es sich um dasjenige mit den geringsten Treibhausgasemissionen.

KUCKUCK überzeugt mit seinem überraschend einfachen Ansatz im stimmigen Zusammenspiel der gestalterischen, funktionalen und technischen Aspekte und schafft mit seiner klaren Haltung insgesamt eine selbstbewusst erweiterte, hochwertige Schulanlage.
Visualisierung Innenraum

Visualisierung Innenraum

Lageplan

Lageplan

Grundriss

Grundriss

Schnitt

Schnitt

Modellfoto

Modellfoto