modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren
5. Rang 6 / 6

Offener Wettbewerb | 04/2023

Schulraumerweiterung Bützi Etappe 1 in Egg (CH)

6. Rang

Preisgeld: 10.000 CHF

Stadler Zlokapa

Architektur

Berchtold . Lenzin Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Schnetzer Puskas Ingenieure AG

Tragwerksplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das neue Bütziareal wird an der Achse «Im Oberdorf» zur Bützistrasse in Nord-Süd- richtung auf logische Weise erweitert. Die Platzabfolge im Zentrum der Anlage schafft eine neue Mitte, welche durch den Schulhof und dem Hartplatz definiert wird. An diesen Raum stossen drei unterschiedliche Baukörper und schaffen ein reizvolles Ensemble.
Ein zusammenhängender Grünraum umfasst die Anlage und verwebt die Ränder der Parzelle massstabsgerecht mit der Nachbarschaft. Der grosszügige Aussenraum wird durch die knapp und schmal gehaltene Achse in eine aktive Zone mit den Sportplätzen und eine ruhigere gartenartige Zone geteilt. Das Schulhausprovisorium steht in der ersten Etappe bereits selbstverständlich im Ensemble. Mit dem Rückbau der Turnhalle kann das Provisorium an dessen Stelle durch einen Neubau ersetzt werden. Die Etappierung ist schlüssig und hat Planungsspielraum.

Der Topografiesprung wird mit Sitzstufen und einer Treppenanlage aufgenommen. Der Höhensprung zwischen dem Niveau des Hartplatzes zum Schulhof ist im Bezug zur Massstäblichkeit der Bauten und des Platzes zu gross. Die Treppenanlage funktioniert in der vorgeschlagenen Form nicht und ist wie die Böschungen deutlich zu steil.
Zusätzliche Spielbereiche für den Kindergarten sind auf der Nordseite des heutigen Kindergartens in direkter Nähe zum Gebäudezugang platziert. In der vorgeschlagenen Anordnung der Kindergartenfreiräume würden entweder zwei umfriedete Zonen entstehen oder ein Zaun würde im Übergangsbereich zwischen der Musikschule und dem Kindergarten liegen. Für die Primarschüler:innen fehlt ein spielerisch nutzbarer Freiraum wie auch eine gedeckte Pausenfläche. Die Weitsprunganlage mit den geforderten Anlauf-bahnen wirkt in der vorgeschlagenen Anordnung zwischen dem Rasenspielfeld und dem Zugangsweg als Zäsur und schmälert dadurch die Grosszügigkeit des Freiraums vor dem Mehrzweckgebäude und den Sitzstufen.

Zwei neue Volumen ergänzen die Anlage, wobei der kleine eingeschossige Schulmusikpavillon das Zentrum bildet. Der Pavillon steht am zentralen Platz und fungiert als Bindeglied zwischen dem bestehenden Schulhaus Bützi und dem Mehrzweckgebäude. Die Kleinteiligkeit wird durch die stark in Einzelbauteile gegliederte und additive Architektursprache verstärkt. Die noch nicht ausgereifte und nur in einem Handmodell ersichtliche Fügung der Bauteile würde noch weitere Vertiefung und Entwicklung brauchen.

Die beiden Bauten werden durch eine Variation in der Skelettstruktur unter-schieden. Der Musikpavillon besteht aus einen reinem Holzskelettbau und wird durch ein Sheddach abgeschlossen, welches Westlicht in die Musikzimmer leitet. Das Mehrzweckgebäude wird durch eine Skelettstruktur aus Stahlbeton getragen, welches durch mächtige und kreuzweise laminierte Holzträger überbrückt wird. Insgesamt ist die vorgeschlagene Materialisierung nachvollziehbar und erscheint der Aufgabe entsprechend präzise und sinnvoll.

Auf dem Erdgeschossniveau wird die Schule Bützi, der Musikpavillon und das Mehrzweckgebäude zu einer Nutzungsenfilade auf einer rollstuhlgängigen Ebene angeordnet. Die Beziehungen sind überzeugend und übersichtlich. Der Musikpavillon, der als Solitär als wichtiger Dreh- und Angelpunkt der Schule fungieren soll, ist erst ab dem Nachmittag belegt und erscheint dadurch den halben Tag als eine leere Hülle. Für den Schulbetrieb ist der separate Bau kein Vorteil, die übersichtliche und Kleinteilige Anordnung schafft aber eine kindergerechte Massstäblichkeit.

Der Mehrzweckbau hat sämtliche Nutzungen auf der gleichen Ebene und überspannt die Turnhalle. Das Geschoss der Tagesstrukturen hat zur Westseite einen attraktiven Aussenraum. Zur Ostseite sind der Mittagstisch und der grosse Saal überzeugend und flexibel angeordnet. Mit den beiden Eingängen und dem Foyer entsteht eine frei bespielbare Fläche, welche durch den Erdgeschossbezug auch die Entfluchtung elegant erfüllen kann. Die raffinierte Schnittlösung ermöglicht eine separate Erschliessung der Turnhalle, die so für Vereine separat betrieben werden kann. Die Lage im Terrain ermöglicht auf die gesamte Gebäudelänge eine gute Belichtung.

Das eingegrabene Volumen bedarf einer mächtigen Stützmauer und verursacht damit hohe Kosten und Baurisiken, es ist ein erheblicher Anteil an Felsaushub zu erwarten. Im Vergleich sind die Kennzahlen insgesamt leicht unterdurchschnittlich, die erd-berührten Bauteile jedoch überdurchschnittlich. Die separat unterkellerten Garderoben und Geräteräume der Turnhalle führen doch zu einem grossen Fussabdruck. Es kann damit davon ausgegangen werden, dass die Kosten der Anlage im oberen Durchschnitt liegen würden.

Die Ziele bezüglich Nachhaltigkeit können erreicht werden. Auch die Wärmeabgabe über Radiatoren und die Massivholzwände sind nachvollziehbar. Aber die tief eingegrabene Turnhalle hat einen hohen CO2-Fussabdruck, weil die Transporte und der hohe Anteil an Beton den Hauptteil der Emissionen ausmachen. Die Überspannung der Turnhalle schafft ein grossartiges Erdgeschoss, steht aber im Widerspruch mit einer effizienten Abtragung der Lasten.

Die zwei neuen Volumen stehen an einer ordnenden Achse in einer überzeugenden Gesamtanlage. Der Musikpavillon als nicht unterkellertes Volumen wird durch den Mehrzweckbau ergänzt, welcher zu mehr als der Hälfte des Volumens eingegraben ist.

Die Abgrabung ist einerseits teuer und CO2-intensiv, ermöglicht andererseits aber ein gut nachbarverträgliches Ensemble. Architektonisch erscheint das Projekt noch nicht ausgearbeitet, aber die stark in Einzelelemente aufgegliederte Baukörper lassen ein hohes Potenzial für eine kindergerechte Architektur erahnen. Insgesamt ist es ein spannender Beitrag mit hoher Quartierverträglichkeit. Die Nachhaltigkeit und der Betrieb in zwei Volumen können leider nicht vollumfänglich überzeugen.

5. Rang 6 / 6