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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2023

Umbau und Erweiterung Marienschule in Telgte

Modell

Modell

Anerkennung

Preisgeld: 6.000 EUR

nyx | Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Städtebau und Entwurfskonzept
Der bestehende Schulcampus der Marienschule in Telgte wird durch zwei Gesten ergänzt - einer eingeschossigen Mensa als Neubau und um einen zweigeschossigen Erweiterungsbau, zur Unterbringung der benötigten Klassenräume. Das bestehende zweigeschossige Pavillon wird erhalten und erweitert, um zeitgemäße und flexible Lerncluster zu schaffen. Die bestehenden eingeschossigen Pavillons werden abgerissen. Zusammen mit dem denkmalgeschützten Gebäude aus den 50er Jahren und der Sporthalle soll ein harmonisches, organisches Ensemble geschaffen werden. Alle Baukörper sind durchgängig an den bestehenden Verbindungsgang angeschlossen, welcher renoviert und mit Verglasungselementen versehen wird. Diese Pufferzone bleibt weiterhin unbeheizt. Der Haupteingang bleibt erhalten. Zusätzlich wird einer neben Eingang vom Immenweg in den Altbau und ein neuer Eingang vom Mönkediek in das Mensa- Gebäude vorgesehen.
Mensa und Schulneubau werden durch eine differenzierte Dachlandschaft gegliedert, wobei die Geometrie des bestehenden Satteldaches aufgegriffen und spielerisch in die Neubauten eingewoben wird. Die neuen Gebäude erhalten eine robuste Backsteinfassade, die sich an den Bestand anlehnt. Dadurch erhält der gesamte Campus ein einheitliches und einladendes Erscheinungsbild. Der Entwurf zur Neugestaltung der Marienschule soll einfach in seiner Anordnung, aber anspruchsvoll in seiner Gestaltung und Architektur sein. Eine klare Gliederung der Innen- und Außenräume sowie ein behutsames Zusammenspiel von Alt- und Neubauten sollen dem Entwurf eine besondere Qualität verleihen.

Denkmal und Funktionalität
Der Umgang mit dem denkmalgeschützten Gebäude ist auf die Erhaltung der gesamten Bausubstanz sowie die Stärkung ihrer historischen Bedeutung ausgerichtet. Kleinere Sanierungsmaßnahmen, die durchgeführt wurden und nicht dem ursprünglichen Entwurf entsprechen, werden korrigiert. Der offene überdachte Bereich im Erdgeschoss soll geschlossen werden, um eine bessere Erschließung zu schaffen und höhere Flexibilität in der Raumnutzung anzubieten. Die hinzugefügte Glasfassade, fügt sich harmonisch in die bestehende Struktur ein, bleibt aber als eigenständige Zeitschicht erkennbar. Zu den weiteren Maßnahmen im Erdgeschoss des Altbaus gehören ein neuer Aufzug und erweiterte Sanitärräume. Im zweiten Stock des denkmalgeschützten Gebäudeteils, sind die Verwaltung sowie die Räume zur Ganztagsbetreuung und spezielle Förderung untergebracht.
Der bestehende zweigeschossige Pavillon wird erhalten und erweitert, um alle erforderlichen Unterrichtsräume unterzubringen. Gestaltungsbestimmendes Element für den Schulneubau sind die vierzügigen Cluster, die das pädagogische Konzept widerspiegeln. Auf zwei Geschossen sind jeweils zwei Züge mit Unterrichts- und Differenzierungs- und der Teamräumen kompakt um ein Differenzierungsfläche organisiert, welche einen direkten Anschluss an einen kleinen Innenhof hat und somit über eine gute Belichtung und einen Außenraumbezug verfügt.
Die Mensa ist zum Mönkediek hin platziert und bietet ein kleines Foyer, das auch als Eingang dient. Die Küche hat einen einfachen Lieferzugang, die Essbereich bietet circa 300qm Platz zum Essen für die Schüler*innen.
Die Barrierefreiheit wird durch den Einbau von zwei Aufzügen im Bestandsgebäude und im Erweiterungsbau gewährleistet.
Nachhaltigkeit und Materialität
Der Campus soll behutsam „weitergebaut“ werden und bestehende Bausubstanz weitestgehend erhalten werden.
Die einfache und maßvolle Bauweise zielt auf die Balance von Ressourceneinsatz, Raumklima und Grundrissflexibilität ab. Kompakte Gebäudevolumen und wirtschaftliche Glasflächen tragen zu einer guten Dämmbilanz bei. Massive Außenwände zusammen mit Stahlbetondecken und -stützen vereinen dabei Komfort und Nachhaltigkeit auf eine einfache, wirtschaftliche Weise. Die Backsteinfassade mit Kerndämmung sorgt für gute Dämmwerte. Hochwertige Aluminium-Holz-Fenster bieten eine energieeffiziente, robuste und äußerst pflegeleichte Fassadenlösung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser*innen der Arbeit schlagen für den Schulcampus der Marienschule Telgte als Ergänzung zum denkmalgeschützten Gebäude (aus 1955) und der Turnhalle zwei separate Gebäudeteile vor. Ein auf dem westlichen Grundstücksteil positioniertes Mensagebäude befindet sich dabei im Anschluss an die Wende- und Parksituation der Straße Mönkedieck und beinhaltet hier eine Eingangs- und Foyersituation zur Schule von Süden kommend. Der Baukörper überschreitet dabei westlich die Grenzen des vorgesehenen Baufeldes. Dieses wird kritisiert - im funktionalen und städtebaulichen Zusammenhang jedoch als verträglich erachtet.
Zwischen diesem Mensa- und Eingangsgebäude und dem alten Schulgebäude aus 1955 schlagen die Autoren einen freistehenden, zweigeschossigen Baukörper vor, der alle in Clustern organisierten Schulkassen aufnimmt, je zwei pro Geschoss. In diesem Bauteil beinhaltet und teilweise aus seiner Organisationslogik heraus entwickelt, steckt der Erweiterungsbau aus dem Jahr 1996. Dieser wird jedoch in der vorliegenden Planung funktional und auch im äußeren Erscheinungsbild vom Neubau überformt.
Die o.g. Bauteile ergänzend, bindet ein eingeschossiger, thermisch geschlossener Gang in Ost-West-Richtung alle Gebäude des neuen Campus zusammen und erhebt dabei den Anspruch Aufenthaltsqualitäten anzubieten, gegebenenfalls sogar die Funktionen einer Aula zu übernehmen. Dieses Raumangebot mit seiner Aufweitung im Treppenbereich des Klassenraumgebäudes schafft diese erhoffte, funktionale Mehrdeutigkeit jedoch nicht zu
erfüllen, sondern erscheint doch nur wie ein breiter Flur. Dem Gang positiv zuzurechnen ist, dass er die südlichen Außenbereiche und den nördlichen Schulhof voneinander trennt und somit Ruhezonen beidseitig ermöglicht. Darüber hinaus bindet er das Mensagebäude eng an die Turnhalle an und lässt hier auf funktionales Zusammenspiel dieser beiden auch für Sonder- oder externe Nutzungen hoffen.
Der Baukörper der geclusterten Klassenräume ist zweigeschossig und – wie gesagt – aus der Logik des Gebäudes aus 1995 mit gereihten je 3 Klassenräumen entwickelt. Diese Reihe wird gespiegelt und dazwischen eine Zone als ‚Mitte‘ aufgezogen, inklusive der zugehörigen Nebenräume und Team- und Differenzierungsräume. Zwischen der ‚Mitte‘ von zwei Clustern wird ein Atrium im Zentrum des Gebäudes positioniert über das natürliche Belichtung in diese wichtige multifunktionale Zone gebracht werden soll. Das Atrium scheint für seine Zweigeschossigkeit zwar ausreichend groß, jedoch verkümmern die wichtigen ‚Clustermitten‘ dadurch zu nicht ausreichend großen und durch zu viel Bewegung belastete Flurzonen. Hier wären eindeutigere Orte der Ruhe und Konzentration wünschenswert.
An das denkmalgeschützte, alte Schulgebäude schließt der zuvor benannte Gang eingeschossig und etwas nördlich des mittleren Treppenhauses an. Dieser Anschluss erscheint aus denkmalpflegerischer Sicht verträglich. Jedoch schlagen die Autor*innen vor den gesamten erdgeschossigen offenen Pausenbereich unter dem Altgebäude mit einer Glasfassade zu schließen und ihn thermisch zu einem Innenraum - zu einer Pausenhalle -
umzuformen. Da die funktionale Notwendigkeit nicht zwingend erkennbar ist, erscheint dieser Eingriff in den Bestand übertrieben. Treppenhäuser, Flure und Raumstruktur des Baudenkmals bleiben zwar erhalten, zu einer Beeinträchtigung aus Sicht der Denkmalpflege führt das Schließen der offenen Pausenhalle.
Auch wenn im Großen und Ganzen die Belegung des Altgebäudes mit den kreativen und musischen Sonderräumen passend und angemessen erscheint, werden vereinzelte Eingriffe, wie z.B. das Öffnen der nördlichen Wand des nördlichen Treppenhauses, als denkmalpflegerisch problematisch gesehen, da sich dadurch die räumliche Struktur teilweise zu deutlich verändert.
Die Entwurfsverfasser*innen schlagen für die Neubaukörper mehrere flach geneigte Satteldächer vor: Auf dem Klassengebäude zwei Dächer mit einer mittigen Flachdachzone. Auf dem kleineren Mensagebäude drei Satteldächer. Die Adaption aus dem 1995er-Gebäudeteil und der Dialog mit der Form des Altgebäudes erscheinen jedoch nicht als hinreichender Grund für die formale Vielzahl von Dächern und Giebeln. Eine Reduktion von Anzahl und auch der Neigung der Dächer erscheint wünschenswert bzw. notwendig. Die vorgeschlagenen Materialen in den Fassaden erscheinen zu vielfältig. Überlegungen für Interimslösungen / Bauabschnitte während der Bauzeit werden nicht aufgezeigt.
Der vorliegende Entwurf überzeugt zwar durch richtige und klare Positionierung der Baukörper. Jedoch führt diese in Verbindung mit den zu wenig ein- oder mehrdeutigen Flurbereichen und dem Festhalten an der Struktur des 1995er-Bauteils zu funktionalen Schwachstellen, die schlussendlich nicht in Gänze überzeugend können.
Plan 1

Plan 1

Plan 2

Plan 2