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Anonymer, einstufiger, selektiver Projektwettbewerb für Generalplanungsleistungen | 06/2023

Neubau Schulanlage Sirius / Ersatzneubau Werkhof Hohlstrasse (CH)

Visualisierung Aussenraum

Visualisierung Aussenraum

3. Rang / 3. Preis

Preisgeld: 35.000 CHF

Adrian Streich Architekten AG

Architektur

Ganz Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Schnetzer Puskas Ingenieure AG

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Die langen Strassenzüge parallel und die kurzen Strassen quer zum Hang teilen die Geländeterrasse am Zürichberg in kleine Strassengevierte ein. Diese Gevierte sind wiederum in kleine Parzellen eingeteilt. Typischerweise steht pro Grundstück ein freistehender oder mit dem Nachbarn zusammengebauter Einspänner an der Strasse. Hofseitig gibt es lauschige Gärten. Auf der Traufe liegen schwere Walmdächer. Es ist ein charmanter Städtebau, den die kleinen Kubaturen bilden. Vom Massstab und dem vielen Grün her ist er ländlich, dank der engen Stellung der Häuser wirkt er aber urban. Die Siriuswiese öffnet das engmaschige städtische Gewebe. Dank der parkartigen Wiese ist die öffentliche Bedeutung des Ortes gesetzt.
Die heute unbestimmte Südseite der Siriuswiese wird mit dem neuen Quartierschulhaus räumlich gefasst. Das Schulhaus nimmt die ganze Breite der Wiese auf. Seine Baumasse wird in drei charakteristische Teilkörper aufgeteilt, die zusammen eine spannungsvolle Silhouette bilden. Ein schmaler dreigeschossiger Baukörper liegt an der Siriusstrasse. Mit seiner geringen Höhe schafft er ein respektvolles Gegenüber zur denkmalgeschützten Häusergruppe. Hier ist der Eingang für die Sporthallen, den Tennisclub und die Musikschule (MKZ). Auf den schmalen Trakt an der Siriusstrasse folgt ein flacher zweigeschossiger Zwischenbau. Dank seinem tiefen Horizont wirft er wenig Schatten auf die Wiese. Auf seinem Dach befinden sich die beiden Tennisplätze, die von der Schule auch als Rasenspielfeld genutzt werden. Abgeschlossen wird die Figur von einem fünfgeschossigen Kopfbau. Zusammen mit dem ehemaligen Werkhof umfasst er den Schulhausplatz an der Hochstrasse. Auf seiner Platzseite ist der Haupteingang der Schule. In den oberen Geschossen sind die vier Klassenzimmercluster angeordnet. Der Schulhausplatz und die Siriuswiese sind zwei öffentliche Räume mit eigener Identität. Über die Diagonale sind sie miteinander verbunden.
Im heutigen Werkhofgebäude werden der Kindergarten und die Sozialräume des neuen Werkhofes untergebracht. Städtebaulich hat der Erhalt des Werkhofgebäudes zwei Funktionen. Da der neue Werkhof vollständig in das Terrain eingebaut wird, ist die öffentliche Funktion nicht mehr sichtbar. Mit dem Erhalt des historischen Werkhofgebäudes kann der Werkhof weiterhin wahrgenommen werden. Gleichzeitig dient das Werkhofgebäude mit Baujahr 1925 als Scharnier zwischen der inventarisierten Wohnsiedlung Gladbachstrasse von den Architekten Otto Gschwind und Anton Higi aus dem Jahr 1914 und der Schulhausanlage. Mit seiner ähnlichen Entstehungszeit kann der Werkhof als Teil des erweiterten Ensembles der Wohnsiedlung Gladbachstrasse gelesen werden und bildet den räumlichen Übergang von Schule zu Wohnen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der schwierigen Aufgabe, auf beengten räumlichen Verhältnissen ein Quartierschulhaus mit Werkhof in ein traditionelles Wohnquartier mit stark durchgrünten Freiräumen zu implementieren, begegnen die Verfassenden mit einem bemerkenswert eigenständigen Entwurf. Mit dem Entscheid, das bestehende Werkhofgebäude in ein Kindergartenhaus zu transformieren, ermöglicht das Projekt GULLIVER nicht nur den Erhalt eines lebendigen örtlichen Zeitzeugens, sondern bildet gleichzeitig auch ein willkommenes Scharnier zwischen Schulanlage und dem sensiblen Umfeld des angrenzenden Wohnquartiers. Die selbstverständlich angeordneten Aussenräume des Kindergartens im Nordosten und der Garten für die Schulkinder im westlichen Spickel des Areals erlauben ebenda einen korrelierenden, feinfühligen Übergang im Freiraum. Ein mächtiger, fünfgeschossiger Hochpunkt mit niedrigem Annexbau setzt das neue Schulhaus, das ein Gesicht zum grosszügigen befestigten Allwetter- und Pausenplatz und den Abschluss zur Siriuswiese bildet, raumwirksam in Szene. Ein grosszügiges Vordach markiert nicht nur den Hauptzugang zum Schulhaus, sondern stärkt auch die Quartierverbindung von der Hochstrasse zur Gladbachstrasse.

Obwohl sich das Neubauvolumen scheinbar sensibel zwischen die limitierenden Baumkronen zu schmiegen scheint, kann es nicht über einschneidende Zwänge hinwegtäuschen. Insbesondere die für die Tennisplatzdimensionen nötigen Flächenverhältnisse können nur über eine architektonisch nicht zweifelsfreie Auskragung generiert werden, die sich im geschützten Abstandsbereich der Baumkronen befindet.

Der Freiraum ist charakterisiert durch ein Vielfalt versprechendes «Patchwork» unterschiedlichster Orte: Bestand und Neu, Grün und Grau werden präzise zu einem neuen Ganzen verwoben. Sowohl der neue Pausenplatz zur Hochstrasse hin, die hohle Gasse von der Gladbachstrasse her, als auch der Garten für die Schulkinder versprechen interessante Freiräume für die Schule zu werden. Problematisch jedoch sind die Auswirkungen des Projekts auf die Siriuswiese. Die massive Prägnanz des Neubaus verändert den Charakter und die Atmosphäre dieses äusserst wichtigen Quartierfreiraums, zudem sind die Risiken für Verluste im Baumbestand gross.

Die Konzeption des Neubaus ist kongruent mit der volumetrischen Erscheinung entwickelt. So werden im Kopfbau die Klassenzimmercluster geschossweise gestapelt, der Zwischentrakt beinhaltet die Spezialnutzungen. Eine kleine Aufwölbung zur Siriusstrasse beherbergt im Wesentlichen die Sport- und Musiknutzungen und dient gleichzeitig als separate Erschliessung für die Tennisnutzung und den ausserschulischen Betrieb. Das abfallende Terrain wird hierbei für eine interessante Schnittfigur genutzt, die einerseits ein überhohes Erdgeschoss für die Verpflegung und den Mehrzweckraum etabliert und gleichzeitig ein Zwischengeschoss als Garderobentrakt entstehen lässt. Um die Sporthallen zu erreichen, müssen allerdings vier Geschosse überwunden werden. Das eingangs beschriebene enge Korsett, in das sich der Schulhausneubau aufgrund der Bestandesbäume zu zwängen hat, ist auch im Innern spürbar, sodass insbesondere im Zwischentrakt enge Korridorsituationen entstehen und auch die eigentlichen Cluster nur in den obersten beiden Geschossen einwandfrei funktionieren. In den unteren Geschossen sind die grundsätzlich attraktiven Vorzonen zu den Klassenzimmern immer auch Erschliessungszonen zu den Spezialnutzungen oder auch zu den grundsätzlich als gut nutzbare Pausenfläche dienenden Rasenspielfeldern der Tennisanlage, was deren Nutzbarkeit bei unterschiedlchem Pausenbetrieb einschränkt. Der Einbau der Kindergärten in die bestehenden Strukturen des ehemaligen Werkhofgebäudes ist grundsätzlich gut vorstellbar, die strukturellen Gegebenheiten des Bestandes müssten dabei allerdings besser berücksichtigt werden. Zudem ist die hohe Eingriffstiefe in Bezug auf die Bestandesgarantie kritisch, da das bestehende Gebäude die aktuell geltenden Grenzabstände unterschreitet.

Die laterale gemeinsame Erschliessung der Einstellhalle und des Werkhofs ist gut positioniert und erlaubt einen sinnfälligen Betrieb des letzteren. Der Wartebereich hingegen funktioniert nicht und müsste massiv vergrössert werden. Zudem ist die zweigeschossige Unterbauung des bestehenden Werkhofs aufwändig.

Wegen der grossen Eingriffstiefe im Baugrund und der geringen Kompaktheit befindet sich das Projekt bezüglich Wirtschaftlichkeit leicht über dem Durchschnitt.

Die städtebauliche Faszination des Projekts liegt in der doppelten Dualität der Komposition, von Siriuswiese und Allwetterplatz einerseits und Schulhausneubau und ehemaligem Werkhofgebäude andererseits. Der charmante Zeitzeuge in der Scharnierposition zwischen Schulanlage und geschütztem Wohnensemble kann den thematischen und athmosphärischen Spagat vom Neubau ins schützenswerte Ortsbild gut lösen. Der für den Neubau gewählte Quadrant ist allerdings infolge des zu erhaltenden Baumbestands stark limitierend und bringt für den Schulbetrieb gewisse Einschränkungen mit sich.
Visualisierung Aussenraum

Visualisierung Aussenraum

Visualisierung Aussenraum

Visualisierung Aussenraum

Abschluss Ensemble historischer Bauten

Abschluss Ensemble historischer Bauten

Situationsplan

Situationsplan

Ansicht Hochstrasse

Ansicht Hochstrasse

Ansicht Siriusstrasse

Ansicht Siriusstrasse

Längsschnitt

Längsschnitt

Querschnitt Pausenplatz

Querschnitt Pausenplatz

Erdgeschoss

Erdgeschoss

1. und 2. Obergeschoss

1. und 2. Obergeschoss

1. Untergeschoss

1. Untergeschoss

2. und 3. Untergeschoss

2. und 3. Untergeschoss

Gipsmodell

Gipsmodell