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Projektwettbewerb für Generalplanerteams nach SIA 142 im selektiven Verfahren | 10/2023

Neubau Oberstufenzentrum Telli in Aarau (CH)

2. Rang

Preisgeld: 45.000 CHF

Blättler Dafflon Architekten

Architektur

kunzarchitekten

Architektur

BISCHOFF Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Dr. Lüchinger + Meyer Bauingenieure AG

Tragwerksplanung

RMB Engineering AG

TGA-Fachplanung

ELTEC Ingenieurbüro für Elektroplanung

TGA-Fachplanung

RSP Bauphysik AG

Bauphysik, Akustikplanung, Nachhaltigkeitskonzept

Beurteilung durch das Preisgericht

Einer sorgfältigen und präzisen städtebaulich und landschaftsräumlichen Analyse folgend setzen die Verfassenden zwei kräftige Volumen und formen zusammen mit dem grossen Baukörper des Hallenbades ein überzeugendes städtisches Ensemble, welches sich in selbstverständlicher Weise in den ikonisch geprägten Kontext einpasst und aufgrund seiner Kompaktheit sich auch massstäblich gut einfügt. Die räumliche Durchlässigkeit im Quartier wird weitergeführt und die Nord-Süd orientierten Verbindungsräume von den Aare-Auen in die Stadträume werden gestärkt. Die volumetrische Setzung reagiert mit einem öffentlichen Platzraum zur Tellistrasse und formuliert in angemessener Weise den Auftakt des neuen Oberstufenzentrums und wird der Umgestaltung der Tellistrasse zum Boulevard gerecht.
Nach Süden zur Weihermattstrasse entsteht ein ansprechender Grünraum, der als grüne Lunge einen überzeugenden räumlichen Übergang zu den angrenzenden Wohnhäusern formuliert. Ein feinmaschiges Erschliessungssystem zieht sich konsequent durch die Anlage und die drei Bauten sind schlüssig an das innere Wegenetz angebunden. Das neue Oberstufenzentrum wird zum lebendigen und durchlässigen Lebensraum im Quartier, sei es im Bereich des Allwetterplatzes zum Boulevard Telli für die Bewegungsfreudigen oder im grünen Erholungsraum an der Weihermattstrasse. Die präzise Setzung der beiden Gebäude wird durch die klare Gliederung im Grundriss und Schnitt sowie einer konsequenten Nutzungsverteilung deutlich.
Die Schule wird in einem viergeschossigen Haus als Lernlandschaft etabliert und ist effizient organisiert. Der Grundriss baut auf einem robusten strukturellen Raster auf, dem vier Treppenhäuser und zwei grosse Höfe eingeschrieben sind. Die Höfe bilden jeweils das Zentrum der Unterrichtscluster. Sie schaffen in überzeugender Weise interessante räumliche Bezüge, gewähren eine gute natürliche Belichtung und stärken die Begegnung und Kommunikation auf den Geschossen. Durch die geschickte Rhythmisierung der Grundrisse entsteht in der Mitte des Hauses ein Bereich, wo sich die vier Cluster zusammenschliessen und erweitern lassen und abhängig der inneren Organisation in einfacher Weise ein Austausch möglich wird. Beeindrucken ist die effiziente Organisation sowie die grosse Nutzungsflexibilität der Schule, die sich vielen pädagogischen Konzepten anzupassen weiss. Die effektiven Raumgrössen der Unterrichtsräume sind knapp unter dem gewünschten Mass, doch sind die eigentlichen Clusterbereiche deutlich darüber. Im Erdgeschoss wurde der inneren Durchwegung leider zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt und es fehlte eine souveräne Anbindung der Schule an den südlich gelegenen Erholungsraum die in einfacher Weise eine Antwort auf die gesuchten räumlichen Subidentitäten gegeben hätte.
Der Hallenbau besticht mit seiner inneren Organisation durch einen selbstverständlichen Pragmatismus. Die Erschliessungsbereiche sind geschickt angeordnet und ermöglichen Nutzungs-Synergien und schaffen einen Mehrwert für das Schul- und Quartierleben. Analog zum Schulhaus bildet auch beim Hallenbau die robuste Struktur das Gerüst des Hauses. Die Mensa und Küche sowie der Mehrzweckraum sind folgerichtig im Erdgeschoss mit Bezug zum Aussenraum positioniert. Die Anlieferung entspricht nicht den Vorgaben aus dem Programm, wird jedoch betrieblich sehr begrüsst. In der zweiten Etappe wird das gesamte Volumen aufgestockt mehr als verdoppelt, was städtebaulich plausibel ist, jedoch betrieblich einige Herausforderungen stellt. Die Klarheit der Holzstruktur prägt nicht nur die innere Organisation der beiden grossen Baukörper, sondern rhythmisiert auch deren Ausdruck. Das gewählte Rastermass von 5m wird im Fassadenbild nochmals halbiert und schaffte zusammen mit den Brüstungsbändern und den vorgelagerten Photovoltaikpaneelen eine wohlproportionierte Gliederung, die jedoch hinsichtlich Öffnungsverhalten nochmals geprüft werden müsste.
Die ausgestellten Photovoltaikelemente sind als Brise-Soleil wenig wirksam und durch die Schrägstellung bilden sie mit den geschlossenen Sonnenstoren die Gefahr der Bildung von Windkorridoren und wurden sehr kritisch beurteilt. Die grossen und doch sehr kompakten Baukörper sind als hybride Holz-Beton-Skelettbauten konstruiert und sorgfältig ausgearbeitet. Der Umgang mit den Untergeschossen, die jeweils präzis die überbauten Bereiche abbilden, verweist auf den sorgfältigen und bewussten Umgang mit der Ressource Boden sowie den kompakten Fussabdruck.
Im Projekt "Pleine Lune" bilden die beiden Neubauten zusammen mit dem bestehenden Hallenbad ein Ensemble aus grossvolumigen Bauten. Die Setzung wirkt selbstverständlich, grenzt sich aber zur Nachbarschaft hin aufgrund des Massstabs klar ab. Zwischen den Bauten kommt eine grosszügig gehaltene Freiraumstruktur zu liegen, welche die drei Strassenräume Tellistrasse, Weihermattstrasse und Eggstrasse fliessend in Beziehung setzt. Durch die langen Fassadenabwicklungen zeichnen sich passagenartige Freiräume ab. Das weitreichende Vordach entlang des Schulbaus erweitert die Freiraumqualität der Hauptpassage auf adäquate Art. Dank einer systematisch gehaltenen Belagsgestaltung mit flächigen Aussparungen für Bäume und Aufenthaltsbereiche wird eine hohe Wechselwirkung zwischen Aufenthalt und Durchwegung erreicht. So können nebst dem Allwetterplatz auch die weiteren vom Programm geforderten Aussenbereiche in diese Systematik integriert werden. Der baumbestandene Grünbereich südlich des Schulbaus bietet einen willkommenen Rückzugsraum für die Schülerschaft an. Dessen Erschliessung und Zugänglichkeit sowohl von der Schulanlage wie auch von der Weihermattstrasse her bleiben jedoch unklar.
Die Bauten sind so gesetzt, dass der für das Stadtklima wichtige Kaltluftstrom gewährleistet bleibt. Der Projektvorschlag erreicht trotz der offenen Innenhöfe eine erstaunlich gute Kompaktheit. Auch das durchgängige Tragwerk und die Materialisierung mit einem Holz-Skelettbau setzt die Weichen für eine ressourcenschonende Erstellung richtig. Allerdings dürften die grossen UG-Flächen und die notwendige Tischkonstruktion die Bilanz belasten. Für einen energieeffizienten Betrieb scheint der Fensterflächenanteil hoch, trotzdem ist die Tageslichtnutzung nicht überall ausreichend gewährleistet. Die Photovoltaikmodule auf den Dachflächen und an den Fassaden decken einen guten Anteil des Eigenbedarfs. Die vorgeschlagene Lungenlüftung wird allerdings kritisch hinterfragt.
Das Projekt "Pleine Lune" überzeugt durch seine klare städtebauliche Haltung und einer klugen und stringenten sowie nachhaltige Umsetzung des Programms. Wie das Gipsmodell zeigt, sind die grossen Gebäude im Quervergleich sehr kompakt und schaffen Identität sowie ausreichend Freiraum für die Schule und das Quartier. Die Schule in einem Haus wird mit durch ihre einseitigen Adressierung dem im Programm klar geäusserten Wunsch nach der Schaffung von Subidentitäten bedauerlicher Weise nicht vollumfänglich gerecht.