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Offener Wettbewerb | 12/2023

Neubau Schulhaus Aussenwachten in Winterthur (CH)

3. Rang / 3. Preis

Preisgeld: 27.500 CHF

Atelier Piero Bühler GmbH

Architektur

Laboratorium KLG

Landschaftsarchitektur

WaltGalmarini AG

Tragwerksplanung

EK Energiekonzepte AG

Energieplanung, Nachhaltigkeitskonzept, Bauphysik

Erläuterungstext

Kontext
Iberg liegt etwas erhöht mitten in einem landwirtschaftlichen Gürtel, der Winterthur und das direkt angrenzende Seen umgibt. Die Landschaft ist geprägt durch grosse Agrarflächen, Obsthaine und einen fragmentierten Waldkorridor. Diese fingerartigen Waldabschnitte zonieren den Ausblick und schaffen spezifische Landschaftsräume. Mit dem Bauboom der Neunziger- und Nullerjahre hat sich das Dorfbild von Iberg als landwirtschaftlich geprägten Weiler stark gewandelt. Vor allem am Südhang Richtung Kollbrunn sind unzählige Einfamilienhäuser entstanden. Auch in direkter Nachbarschaft zum Grundstück wurden Einfamilien- und Reihenhäuser gebaut.

Ortsbauliches Konzept
Im dörflichen Kontext ein grosses Schulhaus zu bauen, ist eine Herausforderung und gleichzeitig eine grosse Chance für das Bild des Dorfes und dessen Identität. Der längliche Bau sticht, einem Schiff gleich, in die Landschaft und bildet gleichzeitig mit dem Pavillon als Ausleger den Siedlungsrand im nördlichen Dorfteil. Zur Ibergstrasse hin wird die schiefwinklige Anordnung der Bauernhöfe und Häuser weitergeführt und ein gezackter öffentlicher Strassenraum gebildet. Auch bei einer künftigen Überbauung der Nachbarparzelle bleiben diese Grundsätze erhalten und die Schule als zentrales Element des öffentlichen Lebens bewahrt.

Nutzen für Gemeinschaft und Quartier
Die neue Schulanlage bietet mit einer vielfältigen Aussenraumgestaltung und einfach zugänglichen Versammlungsräumen einen grossen Mehrwert für die Gemeinschaft und das Quartier. Zur Ibergstrasse hin befindet sich ein Platz der ausserhalb der Schulöffnungszeiten für das Dorf als Markt- oder Veranstaltungsfläche genutzt werden kann. Der direkt angrenzende Mehrzwecksaal und der seitlich liegende Betreuungsraum mit Gastroküche bieten auch die Möglichkeit für Versammlungen mit grosser Personenbelegung bei schlechter Witterung. Die Sporthalle lässt nebst der Nutzung für Sportvereine auch Veranstaltungen von bis zu 500 Personen zu und verfügt über einen direkten Ausgang auf den Hartplatz. Eine Vielzahl an Spielgeräten und Verweilmöglichkeiten runden das Angebot der Aussenspielflächen ab.

Architektonisches Konzept
Das Konzept setzt sich zum Ziel, eine möglichst kompakte, einfache und flexible Gebäudestruktur zu schaffen und sich dabei die Behaglichkeit, Identität und Kleinteiligkeit eines Dorfschulhauses zu bewahren.

Das Gebäude liegt am südwestlichen Rand der Parzelle, um möglichst eine gute Besonnung für die Klassenzimmer und eine minimale Verschattung der Nachbarparzellen zu gewährleisten.

Der schmale, lange Hauptbau mit seinem flachen Satteldach schiebt sich auf die halb im Terrain versenkte Sporthalle. Im Bereich dieser Überschneidung ergibt sich eine begehbare, begrünte und gut besonnte Terrasse und im Erdgeschoss ein Durchgang, der das Quartier mit der Schulanlage verbindet. In den beiden Obergeschossen befinden sich effizient angeordnete Schulzimmer und die dazugehörigen Gruppen- und Nebenräume. Erschlossen werden diese Räume alle über einen aussenliegenden Laubengang und vorgeschaltene Garderobenräume, die als Puffer und Schmutzschleuse dienen.

Angedockt ist der Hauptbau an einem offenen Treppenturm mit Lift. Ebenfalls an diesen Turm dockt der Pavillon mit Mehrzwecksaal und Bibliothek an, auf dessen Dach sich der überdeckte Pausenbereich befindet. Somit ergibt sich eine zusammenhängende Pausenebene, welche die Aussenräume rund um die Schule ergänzen. Sekundäre, an Gangways erinnernde, Treppen verbinden alle Seiten und Geschosse des Gebäudes mit den Aussenräumen.

Topografie
Das lange, einmal abgestufte Volumen des Hauptbaus liegt quer zur abfallenden Topografie. Diese Art der Gebäudesetzung ermöglicht, dass die zweigeschossige Sporthalle ohne grosse Abgrabungen realisiert werden kann und zudem über einen ebenerdigen Ausgang auf die Sportplätze verfügt. Das Gebäude wird nur so weit unterkellert wie unbedingt nötig. Der Pavillon verzichtet ganz auf ein Untergeschoss.

Erschliessung
Der Hauptzugang zur Schule erfolgt über die Ibergstrasse. Alle öffentlichen Nutzungen werden auf dieser Ebene über überdachte Vorzonen erschlossen. Ein vorgelagerter Platz bietet Parkplätze für Besuchende. Angrenzend stehen Veloabstellplätze zur Verfügung. Die mittig angeordnete Treppe erschliesst die Lauben und dient als zentraler Identifikationspunkt der Schule.

Um das neue Schulgebäude optimal ans Dorf und das vorhandene Wegnetz anschliessen zu können, werden alle Möglichkeiten zur Erschliessung der Schule genutzt. So wird auch die Parzelle 3026 zur Strasse ausgebaut. Dies ermöglicht einen direkten Schulweg aus dem Quartier und verhindert zudem durch ein Einbahnregime das Rückwärtsfahren auf dem Schulgelände.

Ein Durchbruch im Volumen führt auf die gegenüberliegende Seite des Gebäudes und bildet zudem den Eingangsbereich zur Sporthalle und dem Teambereich. Nebst der zentralen Haupttreppe führen zwei weitere, untergeordnete Treppen hoch auf die Lauben- und Pausenebene. Diese zusätzlichen Treppen ermöglichen eine Vielzahl an Vernetzungen mit der Umgebung und erfüllen zugleich die feuerpolizeilichen Auflagen.

Nutzungsverteilung
Das Gebäude ist klar in zwei Bereiche unterteilt. Einen Oberen für die schulischen Nutzungen und einen unteren, ebenerdigen Teil mit öffentlichen und halböffentlichen Nutzungen. Dieser untere Teil gliedert sich wiederum in drei Trakte: Betreuung, Mehrzwecksaal und die Sporthalle. Alle diese Nutzungen können bei Bedarf auch der Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden und verfügen daher über eigene, direkte Zugänge von aussen. Der obere Teil besteht aus zwei Geschossen mit je zwei Klassenclustern, wobei einer davon die Räume für TTG und Therapie beinhaltet. Zwischen die beiden Teile ist im ersten Obergeschoss die Ebene mit Pausenflächen geschaltet.

Materialisierung
Das Holztragwerk und die Holzfassade verorten das Projekt im ländlichen Kontext und schaffen nebst einer hohen Nachhaltigkeit auch behagliche Innen- und Aussenräume. Das schlichte Stützen-Platten-Tragwerk löst sich bei der Laubenschicht und dem Dach des Pavillons in ein Stabwerk auf. Die Süd-West-Fassade und alle Dachflächen sind zudem mit Photovoltaik-Panelen ausgerüstet.
Im Innern prägt das Holztragwerk die Erscheinung. Ergänzt wird dieses durch Recycling-PETAkustikdecken und Linoleumböden. Die Türen, Fenster, Trennwände und Einbauten aus Holz sind entweder deckend gestrichen oder geölt. Die reduzierte, aber ehrliche Matrialisierung und Farbgebung lässt Spielraum für die Entfaltung der Benutzer:innen und soll trotzdem einladend wirken.

Umwelt
Treu dem Motto „Reduce, Reuse, Recycle“ werden wo immer möglich ökologische Baustoffe oder Re-Use-Bauteile verwendet. So sind zum Beispiel die Deckenpanele aus wiederverwendeten Beton-Fertigelementen (Prelam) oder der Gehbelag der Laubenschicht aus wiederverwendeten, zugeschnittenen und aufgerauhten Granitplatten. Wo Ortbeton aus Gründen der Statik, der Dichtigkeit oder des Brandschutzes sinnvoll ist, wird Recycling-Beton verwendet. Dies betrifft vor allem das Untergeschoss mit integrierter Zivilschutzanlage, die Turnhalle mit den grossen Spannweiten und der Hauptreppenturm.
Auch die Umgebungsgestaltung leistet ihren Beitrag und setzt auf den Erhalt der vorgefundenen Vegetation und ergänzt diese mit ortstypischen Pflanzen.

Ökonomie
Die flächeneffiziente und kompakte Gebäudeform, die hohe Flexibilität und das kompakte Untergeschoss sorgen für ein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis. Die direkte und einfache Materialisierung, sowie ein simples Low-Tech Haustechnikkonzept sorgen weiter für eine gute Langlebigkeit und eine niedrige Eingriffstiefe bei künftigen Erneuerungen. Die Konstruktionsdetails werden so entwickelt, dass eine hohe Langlebigkeit der Fassade gewährleistet werden kann. Wo nicht anders möglich, werden ersetzbare Teile in Form einer «Nutzschicht» entwickelt.
Das rationelle Gebäudekonzept mit einer hohen Wiederholungsrate eignet sich sehr gut für einen hohen Vorfabrikationsanteil. Dies kann so weit gehen, dass ganze Raumeinheiten vorfabriziert und vor Ort gefügt werden.

Nutzungsflexibilität
Das auf den Raumeinheiten von 18, 36, 72, etc. aufbauende Gebäudekonzept, das Stützen-Platten- Tragsystem, die Erschliessung mittels Laubengang und die Raum-an-Raum-Anordnung lassen Änderungen des Raumprogramms während den Schulferien und ohne grossen Aufwand zu. Zum Beispiel können Klassenzimmer und Gruppenräume zusammengelegt oder neue Wände eingezogen werden. Somit bietet sich eine nachhaltige Lösung für künftige Lehrpläne und Unterrichtsformen.
Auch im Alltag wird eine hohe Flexibilität geboten. Die Faltschiebewände und die Verbindungstüren zwischen den Räumen ermöglichen eine grosse Vielzahl an Nutzungsszenarien, welche während einer Pause angepasst werden können. So lassen sich zum Beispiel die, den Klassenzimmern vorgelagerten Garderobe mit dem angrenzenden Gruppenraum verbinden und für Gruppenarbeiten nutzen.

Landschaftskonzept
Die Landschaftsgestaltung des Projekts pflegt den direkten Bezug zu den bestehenden Landwirtschaftsflächen und hat als Ziel, diese bis an der Gebäudefassade heranzuführen, sowie die Schaffung von Sichtbezügen aus verschiedenen Bodenebenen zu der offenen Landschaft. Dabei werden die bestehende Baumstruktur und die von ihr geschaffenen Waldkorridore als Grundlage für die landschaftsarchitektonische Gestaltung genutzt.

In einer micro-Ebene werden neue Landschaftskorridore geschaffen, die durch die Ergänzung der bestehenden Pflanzenvielfalt hervorgehoben werden. Das lineare Gebäude dient dabei als räumliche Trennung zwischen dem östlichen und dem westlichen Teil der Parzelle. Die Verbindung zwischen diesen beiden Teilen erfolgt auf der Erdgeschoss- wie auch auf der Obergeschossebene über die Baumstrukturen. Die Baumkronen und eine Auswahl standortgerechter Wildsträucher bilden eine Kulisse nicht nur für den Pausen- und Sportplatzbereich, sondern auch entlang der Strassenführung. Obwohl die Räume getrennt sind, wird durch die Anordnung der Vegetation eine geschützte und dennoch miteinander verwobene Umgebung geschaffen.

Typologisch ist die östliche Pausenseite ein Obsthain, der über formelle und informellere Wege erschlossen ist und bietet entlang des langen Spielwegs vielfältige Spielgelegenheiten für Kinder jeden Alters. Der westliche Teil ist dem Sport gewidmet, wobei die tribünenartige Umgebung der Sportplätze auch Rückzugsorte bereithält. An der westlichen Parzellengrenze sind terrassierte Pflanzbereiche für die Schüler:innen vorgesehen. Das Vegetationskonzept orientiert sich an den bestehenden landschaftlichen Qualitäten, insbesondere an der Begegnung zweier unterschiedlicher Baumqualitäten: Wald- und Obstbäume. Auf der östlichen Parzellenseite dominieren Bäume mit Früchten, insbesondere mehrstämmige Kirschbäume. Größere Waldbäume wie Eichen, Ahorne und Ulmen ergänzen den vorhandenen Böschungsgürtel, der sich von Osten nach Westen erstreckt. Die Terrasse der Mehrzweckhalle ist mit kleinen Topfkonstellationen ausgestattet und bildet den Kräutergarten des Schulhauses. Die Sporthallen-Terrasse wirkt als Brücke der Baumkulisse auf Erdgeschossebene und ist mit abstrakten, organischen Pflanzbeeten ausgestattet, die ebenfalls mit standortgerechten Waldsträuchern begrünt sind. Vier kleine Bäume bestehend aus Traubenkirschen und Himalayabirken verstärken diese Geste.

Die naturnahe Gestaltung fördert die Biodiversität und bewahrt die ortstypische Identität. Wenn immer möglich werden die vorhandenen Bäume bestehen lassen und wo nötig ergänzt.

Die Gestaltungsidee basiert auf der Respektierung und Weiterentwicklung der bestehenden landschaftlichen Charakteristiken, wodurch ein harmonisches und ästhetisches Umfeld für die Schüler:innen, das Lehrerpersonal und die gesamte Gemeinschaft geschaffen wird.

Tragwerkskonzept
Das Projekt besteht statisch gesehen aus dem dreigeschossigen Hauptbau, einer integrierten Sporthalle und einem Nebenbau. Beim Hauptbau ist das Gebäude konsequent in Abschnitte geplant. Holzunterzüge aus GL24h (h = 108 cm) bilden zwischen jedem Abschnitt das Tragwerk und sichern den Kraftfluss in die Stützen. Zwischen den Unterzügen spannen Beton-Re-Use-Platten (Prelam-Elemente) über 3.6 m.
Bei der Sporthalle wird die Spannweite mit ca. 18 m deutlich länger. Im Sinne vom «richtigen Material, mit richtigen Dimensionen am richtigen Ort» wird das Dach der Halle durch Stahlbetonträger und scheibenartigen Stützen abgefangen. Zwischen den Trägern spannt eine dünne, vorfabrizierte Betonplatte mit Überbeton.
Die Fundation hängt von der Lage der Bodenplatte ab. Entweder flach oder mittels Pfählen fundiert. Gegen Erdbeben werden die Gebäude durch gezielte Windverbände stabilisiert. Die Sporthalle wird als Rahmentragwerk horizontal stabilisiert.

Energiekonzept
Der Grundstein für ein einfaches, effizientes Energiekonzept wird durch die Ausrichtung des Gebäudes, den kompakten Gebäudekörper und die hochgedämmte Gebäudehülle gelegt. Auch die folgenden Elemente haben einen positiven Einfluss auf das Raumklima und erlauben den reduzierten Bedarf an Gebäudetechnik:
• Moderater Fensteranteil
• Bodenaufbau mit Beton-Re-Use-Platten (Prelam-Elemente) für eine ausgewogene Speichermasse
• Laubengang als effiziente Fixverschattung
• Beweglicher Sonnenstoren zur flexiblen, individuellen Fensterverschattung
• Aufgesetztes, frei hinterlüftetes Satteldach

Zur Wärmeerzeugung werden 6 Erdsonden im Abstand von 10 Metern in einer Linie gebohrt. Die Sonden sind knapp 300 Meter tief. Durch diese Anordnung ist keine technische Regeneration notwendig. Mit Wärmepumpen kann die Raumwärme und das Brauchwarmwasser für die Duschen erzeugt werden. Auf ein Verteilnetz für Brauchwarmwasser wird verzichtet. Dort wo nebst den Duschen BWW benötigt wird, werden Durchlauferhitzer eingesetzt. Die Wärmeabgabe erfolgt über zwei Radiatoren je Klassenmodul.
Von der Technikzentrale aus ist jedes Klassenmodul an einen vertikalen Steigschacht angeschlossen, in dem alle Medien geführt werden. Vom Schacht aus werden die Leitungen aufputz geführt.
Das Lüftungskonzept sieht eine mechanische Belüftung je Klassenmodul mit einer Zu- und Abluft, sowie Überströmung innerhalb der Module vor. Dies ermöglicht eine hygienische Grundlüftung ohne Kanäle innerhalb der Module. Die Lüftungsanlage kann bei Bedarf die freie Nachtauskühlung unterstützen.
Es wird hohen Wert auf eine strikte Systemtrennung, direkte Zugänglichkeit und reduzierten Materialbedarf gelegt. Dadurch werden Kosten in Erstellung und Betrieb gespart. Die grosse PV-Anlage auf dem Dach und die zusätzlichen Module an der Fassade sorgen für einen grossen Stromgewinn.

Raumklima
Der Beton der Geschossdecken wird als Speicher und Puffermedium genutzt. Die Fenster können mit einem aussenliegenden Sonnenschutz beschattet werden. Dadurch kann ein angenehmes Raumklima im Sommer gewährleistet werden. Im Winter verhilft die Flexibilität der Radiatoren mit ihrer angenehmen Strahlungswärme zu einer hohen Behaglichkeit bei allen unterschiedlichen Raumnutzungen. Auf eine aktive Kühlung kann verzichtet werden.
Die ökologisch wertvollen, schadstoffarmen Materialien tragen ihren Teil zu einem guten Raumklima bei. Es wird auf einen hohen Eintrag an Tageslicht und eine angenehme Raumakustik geachtet. Somit können hohe Ansprüche bei allen relevanten Faktoren des Raumklimas erfüllt werden.
Der Grundstein für das Minergie-ECO-Label ist damit gelegt.

Schallschutz und Akustik
Die Schul- und Unterrichtsräume werden raumakustisch gemäss den Vorgaben der SIA 181:2006 ausgelegt. Mit partiell abgehängten Akustikelemente können die Anforderungen eingehalten werden.
Der Schallschutz zwischen den Klassenzimmern entspricht den Anforderungen nach Stufe 2 gem. SIA 181:2006 innerhalb einer Nutzungseinheit. Damit werden zwischen den Klassenzimmern die erhöhten Anforderungen nach Minergie ECO erfüllt und sowohl innerhalb eines Geschosses als auch zwischen den Geschossen ein optimaler Standard erreicht.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das neue Schulhaus schiebt sich in die Landschaft und ist umgeben von Wiesen und Bäumen. Die Verfassenden thematisieren ein fragmentiertes Landschaftsbild und versuchen dieses zu stärken. Den Massstabssprung, den das drei- bis viergeschossige Schulhaus zum bestehenden Quartier schafft, kompensiert der Bau durch seine feingliedrige Leichtigkeit und den schmalen eleganten Baukörper, der an die Bebauungsstruktur längsseitig anlegt – mehr um sie zu begleiten als um sie abzuschliessen und um mit der Schmalseite an der Ibergstrasse anzudocken. Entlang der Ibergstrasse öffnet sich in gezackter Sequenz der Strassenraum. Mit dem seitlich gesetzten Pavillon mit Mehrzwecksaal und Bibliothek entsteht dort, trotz der Objekthaftigkeit der angeschlagenen Schiffsmetapher, eine präzise räumliche Verankerung des Hauptzugangs. Ein Aussenbereich unter Bäumen liegt frontal an der Strasse und es stellt sich an dieser Stelle die Frage der Aufenthaltsqualität. Ein Parkplatz für Besucherinnen und Besucher vor dem Pavillon flankiert zusammen mit dem Neubau den Hauptzugang mit Treppenaufgang zu den Lauben. Der grosse Platz für Autos, der auch als Markt- oder Veranstaltungsfläche genutzt werden kann, wirkt etwas hart und nicht besonders einladend. Zusätzliche Baumpflanzungen könnten an dieser Stelle helfen. Mit der eingeschobenen gedeckten Halle im Erdgeschoss wird eine zweite Zugangsseite aus dem Quartier von Südwesten etabliert und gleichzeitig werden in klarer betrieblicher Logik die drei öffentlichen Bereiche Betreuung und Lehrpersonal, Mehrzwecksaal und Bibliothek sowie die Sporthalle als je eigenständige Bereiche mit eigenen Zugängen formuliert. Dabei wird die Sporthalle geschickt in das abfallende Terrain vorgeschoben, um auf dem tieferen Sportplatzniveau einen direkten Zugang zu schaffen. Der Pausenbereich im Osten bezieht sich auf den Obsthain mit Wiesenflächen und ist als Spiellandschaft entlang einer mäandrierenden Durchwegung ausgestaltet. An der westlichen Parzellengrenze liegen terrassierte Pflanzgärten, die zu weiteren Spielmöglichkeiten zwischen neugepflanzten Fruchtbäumen übergehen. Der Sportplatz liegt leicht erhöht in der Topografie und ist bühnenartig mit Sitzstufen umgeben, welche auch als Rückzugsorte genutzt werden sollen. Insgesamt ist die Jury über den konzeptionellen Ansatz der Thematisierung der Landschaftswahrnehmung erfreut, jedoch vermag dieser noch nicht vollumfänglich zu überzeugen. Die Obergeschosse samt den offenen Pausendecks auf der Turnhalle und über dem Mehrzwecksaal und der Bibliothek, erschlossen über offene Laubengänge, sind konsequent den Unterrichtsräumen vorbehalten. Interessant daran ist vielleicht weniger die von den Verfassenden proklamierte, etwas zu urban gedachte strikte Trennung von öffentlich und schulisch, sondern die vielfältige Bespielbarkeit durch das Verweben mittels der geschickt gesetzten Treppen untereinander und mit der Umgebung. Die Aufreihung von gleichwertigen, gut belichteten Raumeinheiten, gebildet aus nichttragenden Wänden, welche sich in die rationelle Struktur einnisten, verspricht eine grosse Nutzungsflexibilität beziehungsweise -adaptibilität für spätere Nutzungsverschiebungen oder sich ändernde schulische Vorgaben. Die vorgeschlagenen Zimmereinheiten, welche sowohl untereinander wie auch mit den vorgelagerten Garderoben und Gruppenräumen direkt verbunden sind, lassen in ihrer einfachen Grundkonstellation vielfältige schulische Nutzungsmodelle zu, nicht aber die zwingende Vorgabe zur Bildung von Viererclustern. AHOI verfolgt nach eigenen Angaben den Ansatz «reduce, reuse, recycle». Alle drei Ebenen werden adressiert, die volle Konsequenz wird jedoch vermisst. Am deutlichsten wird dies beim Thema Re-Use. Die Verfassenden haben erkannt, dass mit dieser Massnahme die Treibhausgasemissionen auf Ebene Erstellung effizient und drastisch gesenkt werden können. Somit setzen sie wiederverwendete Beton-Fertigelemente als Deckenplatten ein. Es fehlt jedoch der Nachweis, wo diese Platten herkommen sollen. Gleiches gilt für die Re-Use-Granitplatten, welche im Laubengang zum Einsatz kommen sollen. Realistisch erscheint wiederum der Einsatz von Recycling-PET-Akustikdecken. Beim Thema Reduce sind zufriedenstellende Lösungen ersichtlich. Hervorzuheben ist, dass die Verfassenden den Anteil unterbauter Fläche minimieren konnten. Die Eigenstromerzeugung funktioniert in diesem Entwurf effizient. Das Giebeldach hat eine einfache Geometrie und ist grossformatig. Die Indachlösung integriert sich gut ins Projekt. In der strengen Rationalität der räumlichen Struktur und der Baustruktur entsteht ein aneigenbares Grundgerüst mit einem Raumgeflecht aus Plätzen, Terrassen, offenen Laubengängen und Treppen. Dieses verfügt über den Charme eines Siedlungskollektivs mit überaus hoher architektonischer Qualität übertragen auf ein Schulhaus, welches wie eine Pavillonschule funktioniert. Dass in diesem überzeugenden Beitrag das Vierercluster-Prinzip nicht umgesetzt werden kann, wiegt leider schwer. Damit fehlt ein wichtiger Pfeiler des schulischen Betriebs- und Lehrkonzeptes, der nicht kompensiert werden kann.
Axonometrie Klassencluster

Axonometrie Klassencluster

Situation

Situation

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss 1. OG

Grundriss 1. OG

Detailschnitt

Detailschnitt

Detailgrundriss

Detailgrundriss