Nichtoffener Wettbewerb | 10/2023
Umbau und Erweiterung Johann-Peter-Hebel-Schule in Tuttlingen
©MÖST.NIESS Architekten PartGmbB
Perspektive vom Schulhof
Anerkennung
Preisgeld: 9.000 EUR
MĂ–ST.NIESS Architekten PartGmbB
Architektur
Beurteilung durch das Preisgericht
Der Entwurf für den Umbau und die Erweiterung der Johann-Peter-Hebel Schule in Tuttlingen formuliert einen selbstbewussten, städtebaulichen Baukörper, der den nordwestlichen Abschluss zum Gebäudebestand ergänzt. Den Verfassern gelingt es dadurch ein überzeugendes und gut differenziertes Gebäudeensemble zu entwickeln, dass trotz der komplexen Grundrisszuschnitte eine gute Übersicht und Orientierung ermöglicht. Der Erweiterungsbau / Neubau wird geschickt auf dem zur Verfügung stehenden Gelände situiert, so dass das gewünschte Raumprogramm auf drei Ebenen verteilt werden kann. Hierbei hilft der vorhandene Geländeverlauf. Anstatt der Ausbildung eines massiven Sockels zur Überwindung des Höhenunterschiedes im Vorfahrtsbereich, wird dieser Bereich zur Unterbringung der Werkstätten verwendet und kann natürlich belichtet und belüftet werden.
Auch die Unterbringung der Mensa im nördlichen Bestandsbau weiß zu überzeugen. Sowohl deren zentrale Lage im Ensemble, als auch deren Erschließung erscheint stimmig und funktional. Weniger überzeugend findet das Preisgericht den erdgeschossigen Flur zum Neubau. Seine, zur Belichtung der Flurzone im Sockelgeschoss, mit seinen brückenartigen Zugängen erscheinen zu kleinteilig und im Zusammenspiel mit den notwendigen Geländern eher räumlich unglücklich. Schränken sie doch den Bereich der Haupterschließung erheblich ein! Der Übergang zwischen dem Bestand (Aula) und dem Um- / Neubau wirkt ohnehin sehr knapp und trennt eher als zu verbinden.
Die Lernbereiche, sowie die Fachräume für die Werkstätten, die Unterrichtsräume und die Schulverwaltung werden über die drei Etagen, gemäß ihrer Bestimmung sinnfällig verteil. Sie sind über ein zentrales Treppenhaus miteinander verknüpft. Das Treppenhaus gliedern die Etagen in je drei Funktionsbereiche. Diese Anordnung der verschiedenen Funktionsbereiche ist schlüssig organisiert und die Zuordnung zur Erschließung wird, aufgrund der kurzen Wege, positiv bewertet. Was allerdings kritisch hinterfragt wird, sind die fehlenden Aufenthaltsqualitäten in den ansonsten sehr steril wirkenden Flurbereichen.
Die konstruktive Lösung und die Materialität der Innenräume erscheinen angemessen. Die klare, ruhige Fassadengliederung weiß in ihrer Konsequenz nicht zu überzeugen und wird im Preisgericht kontrovers diskutiert. Besonders die sehr starke, dreigeschossige Eckbetonung im Nordwesten wirkt maßstäblich unangemessen.
Der Ansatz einer Holzhybridkonstruktion im Verbund mit den Bestandsbauten kann nachvollzogen werden, wenngleich die zeichnerische Vertiefung im Detail viele Fragen offen lässt. Das geforderte Raumprogramm ist vollständig und das pädagogische Konzept wurde in großen Teilen sinnvoll umgesetzt. Flucht- und Rettungsweg werden konzeptionell weitestgehend erfüllt. Der Entwurf bewegt sich im eher unwirtschaftlichen Bereich, wenn man seine Kenndaten betrachtet. Sowohl BGF, BRI und Verkehrsflächenanteil, als auch die Hüllfläche fallen eher ungünstig aus und lassen hohe Baukosten erwarten.
Eine detaillierte Aussage zum energetischen Konzept liegt leider nicht vor und kann daher nicht bewertet werden.
Insgesamt stellt der vorliegende Entwurf einen interessanten Beitrag für die gestellte Aufgabe dar. Die gewählte, Typologie (Gebäudeform) erscheint im Hinblick auf die örtliche Situation und einer gewünschten Ensemblewirkung angemessen.
Das räumlich-pädagogische Konzept weiß leider nur in Teilen zu überzeugen, da die Klassenräume im 1.Obergeschoß etwas isoliert verortet wurden. Gelungen hingegen erscheint die „Werkstattebene“ als Bereich für eine gemeinsame, zukünftige, Arbeitsebene für ein lebendiges,
gemeinschaftliches Lernerlebnis.
©MÖST.NIESS Architekten PartGmbB
Lageplan
©MÖST.NIESS Architekten PartGmbB
Erdgeschoss
©MÖST.NIESS Architekten PartGmbB
Obergeschoss
©MÖST.NIESS Architekten PartGmbB
Untergeschoss
©MÖST.NIESS Architekten PartGmbB
Schnittansicht
©MÖST.NIESS Architekten PartGmbB
Ansicht Norden
©MÖST.NIESS Architekten PartGmbB
Ansicht Westen
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Detailschnitt