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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2012

Erweiterung und Nutzungsoptimierung Schulanlage Feldmeilen

Neuer Schluhof, Visualisierung © Mauro Caviezel

Neuer Schluhof, Visualisierung © Mauro Caviezel

1. Rang / 1. Preis

Preisgeld: 30.000 CHF

neon bureau

Architektur

Ruppeiner Deiss Architekten GmbH

Architektur

Hoffmann & Müller Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Schnetzer Puskas Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

hps energieconsulting ag

TGA-Fachplanung

Mettler+Partner AG

Energieplanung

Erläuterungstext

Situation
Das neue Gebäude umschliesst dreiseitig einen Hof, dessen vierte Seite das alte Schulhaus bildet. Dieser Innenhof bildet das neue Herz der Schulanlage Feldmeilen. Der Innenhof verbindet verschiedene Niveaus, man erreicht ihn vom Allwetterplatz über eine breite Treppe und gelangt auf der Nordseite weiter hoch bis zur Ländischstrasse. Parallel zum Hang liegt der auf der selben Höhe wie das alte Schulhaus und dem vorgelagerten oberen Pausenbereich, nach Westen verbindet eine Treppe im offenen Durchgang den Hof mit dem westlichen Teil der Anlage. Der Hauptzugang zum Hof, dessen Überdachung zwischen alt und neu gespannt ist, erfolgt vom Pausen- und Allwetterplatz und betont die Verbindung der beiden Teile der Anlage, die ja auch betrieblich (Nutzung Turnhalle, Handarbeit, Therapie, Musikräume etc) in verschiedener Hinsicht besteht. Mit der Setzung des Volumens in der Mitte des Perimeters bleibt der westliche Abschnitt der Parzelle nach dem Abbruch des Primarschulhauses frei von Neubauten, so dass ein grosser zusammenhängender Spiel- und Erholungsraum entsteht. Zudem bietet diese Strategie den Vorteil, dass eine beträchtliche Grundstücksreserve bestehen bleibt.

Aussenraum
Das gesamte Areal ist für die Öffentlichkeit durchlässig. Dies wird mit drei Fusswegen in der Fallinie des Hanges sowie mit der Verbindung über die Pausenplätze erreicht, die parallel zu den Höhenkurven verläuft. Die Pausenplätze sind klar den entsprechenden Schulstufen und Gebäuden zugeordnet. So entsteht eine Abfolge von differenzierten und thematisch unterschiedlichen Aussenräumen. Während der Allwetterplatz weit und eben ist, bieten die Spielbereiche beim Grundstufenpausenplatz sowie die Erlebnislandschaft im westlichen Teil mit ihrer abwechlsungsreichen, bewegten Topographie durch eine Terrassierung viele nutz- und bespielbare Flächen.

Der Umgang um den Innenhof bildet die informelle „Wandelhalle“ der Schule, die einem Kreuzgang ähnlich der Konzentration in der Schule, der Kontemplation, aber auch dem Austausch gewidmet ist und Übersicht über die Zugänge zu den verschiedenen Flügeln bietet. Auch das bestehende Schulhaus ist selbstverständlich mit einem neuen Zugang von Westen an den Umgang angeschlossen. Der polygonalen Natursteinplatten, die im Umgang mit geschlossenen Fugen und im Hof mit offenen Fugen verwendet werden, betonen die Idee des Hofes als Erweiterung der Schulhäuser und machen ihn zum eigentlichen Verteilraum der Schule. Der grüne Innenhof ist im Vergleich zum Umgang um zwei Stufen erhöht. Damit ist der überdachte Bereich als Zwischenbereich zwischen Haus und Hof spezifisch ausgebildet, er kann als Aussenverbindung, erweitertes Foyer der Aula oder Pausenhalle genutzt werden. Die den Niveausprung überbrückende Steinstufe dient als Sitzgelegenheit. Die flachen Glasbausteinkuppeln zur Belichtung der Turnhalle erscheinen selbstverständlich zwischen die Platte und in den Rasen- und Wiesenflächen.

Organisation
Der Hof als neues Herz der Anlage dient als Identifikations- und Orientierungort sowie als Verteilraum, der alle Nutzungen erschliesst. Der südliche Zugang zum Hof bildet den Hauptzugang zum Hof. Von Westen her ist der Hof durch einen offenen Durchgang neben der Aula erschlossen. Von der Ländischstrasse führt ein Weg direkt in den Hof, und durch das alte Schulhaus ist der Hof von Osten her erschlossen. Zudem kann das neue Schulhaus von der Pausenplatzebene her direkt betreten werden – dieser Eingang lässt sich auch als Abendeingang für die Nutzung der Turnhalle und die Musikschule nutzen.
Das überhohe Hofgeschoss beherbergt die für den Schulbetrieb allgemeinen Räume: Auf der Nordseite den Lehrerbereich, auf der Westseite die Aula und südlich das Lernzentrum, die Therapieräume und die Schuladministration. Die Aula spannt von Fassade zu Fassade und kann beidseitig geöffnet werden, sie bietet damit auch einen Durchblick zum grünen Spielbereich.

Obergeschosse – Klassentrakt
Das beiden Obergeschosse sind analog zum Erdgeschoss stark auf den Innenhof konzentriert. Alle Räume werden von der Hofseite betreten, sind aber nach Aussen orientiert. Die Lage der Fluchttreppen erlaubt es, im um den Hof laufenden Gang zwei grosszügige offene Lernzonen auszuscheiden, die sowohl Teil des Gangkontinuums sind aber auch als geschlossene Räume genutzt werden können. Die Befensterung zum Innenhof hin ist so vorgesehen, dass die Klappflügel im Sommer ganz geöffnet werden. Die horizontale Verteilung der Lüftung erfolgt in der Gangzone, wodurch in den Klassenzimmern die Decken nicht abgehängt sind und die Fenster bis zur Decke reichen. Die bergseitigen Klassenzimmer im 2.OG sind mit Oberlichtern ausgestattet, die zusätzliche Südbelichtung ermöglichen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt Claus ergänzt die Schulanlage geschickt mit einem U-förmigen zwei- bis drei-geschossigen Gebäude. Der Ergänzungsbau bildet zusammen mit der be- stehenden Eingangsstufe einen ebenerdigen Hof, der das neue, identitätsstiftende Herzstück der ganzen Anlage ist. Die präzise Setzung des Volumens dicht an der Hangkante gibt der Schule auch zur Strasse hin eine adäquate Adressbildung. Die Geschossigkeit ist stimmig auf die Gesamtanlage angepasst und geht mit der Hanglage behutsam und überzeugend um. Der Entscheid, die heutige Primarschule (Gebäude C) abzureissen und sämtliche Funktionen im Neubau zu integrieren, bringt neben betrieblichen auch viele weitere Vorteile. Einerseits entsteht ein grosszügiger zusätzlicher Aussenraum, der von der neuen Primarschule als auch von der Tagesbetreuung genutzt werden kann. Andererseits ist der kleine Fussab- druck ein Beitrag für die Zukunft. Die Einbindung der Anlage mit den unterschiedlichen Öffentlichkeitsgraden der Erschliessungsachsen ist gut gelöst. Die mittige Setzung des Hofbaus ermöglicht eine Hangterrassierung über den Schnitt des Baukörpers, wodurch die Abfolge von Hof, Hartplatz und Spielwiese entsteht. Peripher dazu behält die Anlage beidseitig die natürliche Topographie und verschmilzt elegant mit der Nachbarschaft. Es gelingt dem Projekt deshalb, sehr unterschiedliche Aussenräume anzubieten, was zu einer hohen Nutzungsqualität beiträgt. Eine innere Welt im Schulhof, die von den Nutzungen im Erdgeschoss belebt wird, und eine äussere, parkartige Situation mit den aktiven Aussenprogrammen.
Der Hof wird von einem relativ niedrigen Vordach gesäumt, wodurch die dahinter- liegenden, überhohen Räume von einem zusätzlichen Fensterband profitieren. Diese gedeckte Vorzone ist vielseitig nutzbar: sie dient als verbindendes Element der ganzen Schule, ist Erschliessung aber auch Aufenthaltsraum. Auf dem Hofniveau sind sämtliche Lehrerräume und das Lernzentrum untergebracht. Der Mehrzweckraum lässt durch die beidseitige Verglasung den westlichen Grünraum erbli- cken und sorgt für eine angenehme Transparenz. Der Durchgang im Westen un- terstützt diesen Bezug.
Von der gedeckten, umgehenden Laube führen drei Eingangshallen zu sämtlichen Funktionen der Primarschule. Im ersten Obergeschoss sind die Klassenzimmer mit den zugehörigen Gruppenräumen sinnvoll angeordnet. Die einbündige, ringförmige Anlage ermöglicht eine sehr attraktive Erschliessung mit Bezug zum Hof. Die Lernräume sind mit Verglasungen abgetrennte Bereiche der Korridore, wodurch sie sehr lärmgeschützt sind und trotzdem räumlich dem Klassengeschoss als grosszügige Vorzone dienen. Die nach Norden ausgerichteten Zimmer sind der Handarbeit zugeordnet. Im zweiten Obergeschoss werden die Nordzimmer geschickt mit Ob- lichtern ergänzt.
Die Eingangsstufe ist neu mit zwei Eingängen an den Hof angebunden und profitiert von der Stimmung des Binnenraums in seiner Erschliessungszone. Der behutsame Umgang mit dem Altbau wird gewürdigt. Die Grenzen der Machbarkeit werden in den knappen Erschliessungsräumen und den Klassenzimmern mit inte- grierten Gruppenräumen im Dach sichtbar. Das Potential von Klassenzimmern mit direktem Bezug zum Aussenraum wird leider nicht ausgeschöpft.
Die Turnhalle wird vom Niveau des Allwetterplatzes erschlossen. Das Eingangs- und Tribünengeschoss beherbergt auch sämtliche Musikräume. Die räumliche Idee der Turnhalle mit der offenen Galerie, die zusätzlich als Erschliessung der Musikräume dient, ist interessant. Leider ist die Lage der Turnhalle mit der entsprechenden Baugrube doch ein sehr tiefer Eingriff ins Gelände. Die daraus folgende Hö-
herlegung des Hofes wird nachteilig beurteilt, da zwischen „Kreuzgang“ und Hof eine Abstufung entsteht.
Der Umbau des Kirchzentrums ist geschickt und einfach gelöst, die Wohnung verspricht eine gute Qualität.
Die Tagesbetreuung wird mit einem eingeschossigen Körper um die Küche ergänzt, was dem Gebäude eine positiv mehrdeutige Ausrichtung verleiht. Ansonsten kann das Gebäude in seiner Struktur belassen werden. Das Haus profitiert von der neuen Situation im parkartigen Gelände und wird in seiner Präsenz in der Gesamtanlage gestärkt.
Die äussere Fassadengestaltung verspricht mit seiner Gliederung und Hierarchisierung eine zeitgemässe Antwort und führt zu einem respektvollen Nebeneinander mit den Altbauten. Die offenere, stark verglaste Hoffassade mit der rhythmischen, kleinteiligen Befensterung bringt die gewünschte Massstäblichkeit und eine char- mante Stimmung. Die gute Belichtung und die Offenheit der Innenräume versprechen eine sehr angenehme Atmosphäre.
Die Etappierbarkeit ist gut, da das Haus C bis zuletzt genutzt werden kann. Die Kosten liegen im mittleren Segment.
Das Projekt überzeugt mit seiner präzisen städtebaulichen Setzung der Primarschu- le und den daraus resultierenden wertvollen Aussenräumen. Die neue Präsenz der Schule mit dem identitätsstiftenden Hof und der behutsame Umgang mit dem Bestand ergeben ein neues, in sich sehr stimmiges Ensemble von hoher architektonischer Dichte.
Lernzone im 1. Obergeschoss

Lernzone im 1. Obergeschoss

Hofgeschoss

Hofgeschoss

1. Obergeschoss

1. Obergeschoss

2. Obergeschoss

2. Obergeschoss

Platzgeschoss

Platzgeschoss

1. Untergeschoss

1. Untergeschoss

Schnitt A

Schnitt A

Schnitt B

Schnitt B

Südostfassade

Südostfassade

Südwestfassade

Südwestfassade