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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2012

Neubau Sekundarschulhaus Sandgrube mit Sporthallen

Pausenhof

Pausenhof

1. Rang / 1. Preis

Preisgeld: 28.000 CHF

StĂĽcheli Architekten

Architektur

Stokar + Partner AG

Projektsteuerung

Bryum GmbH

Landschaftsarchitektur

APT Ingenieure GmbH

Bauingenieurwesen

ahochn AG

TGA-Fachplanung

Pro Engineering AG

Energieplanung

Erläuterungstext

Pädagogik und Architektur
Kann eine Schule attraktiver sein, als der Fernseher zuhause? Gibt es endgültig richtige Lösungen? Einen wesentlichen Beitrag dazu leistet die innere Erschliessungsfläche als Begegnungs- und Kommunikationszone. Bewusst wurde auf eine Minimierung und Optimierung dieser Fläche verzichtet. Sie ist ein multifunktionaler Raum, der gerade nicht nur der Erschliessung der Schulräume dient. Die funktionale Grenzen dieser Begegnungszone erscheinen je nach Bedarf unscharf und bedürfen geradezu einer gewissen Grosszügigkeit. Ein wichtiges, räumlich Identität stiftendes Merkmal der Schule ist auch der neue mit Bäumen begrünte Innenhof. Die Bedeutung des Hofes als Ort der Begegnung ist schon seit den Griechen und Römer bekannt. Auch auf die innere Erschliessungszone übertragen bedeutet dies, das zur Verfügung stellen von Raum, der die Bildung einer strukturierten Sozialität ermöglicht, die auf der Vorstellung beruht, dass soziale Ressourcen gebildet werden können, die zu einer Verbesserung der Zufriedenheit der Schüler mit ihrer Schulsituation beitragen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Autoren des Projekts Fit & Fert ig ? schlagen vor, die
verschiedenen Anforderungen des Wettbewerbsprogramms
in drei Baukörpern zu realisieren, die einen gemeinsamen
Sockel haben.
Das Projekt versucht die Bauvolumen der bestehenden
Baukörper durch die Wiedergabe von Ausdehnung und im
Rhythmus der Aussenräume zu integrieren. Das Prinzip der
offenen Hoftypologie, das schon in der Umgebung vorhanden
ist, hat die Architekten dazu bewegt, dieses Prinzip im
Wettbewerbsvorschlag anzuwenden.
Die interessante und behutsame Suche nach städtebaulichen
Regeln findet sich sowohl im Gebäudeentwurf wie in
der Organisation des öffentlichen Raums.
Das System der offenen Höfe, das begleitet wird von Toröffnungen,
sowie die unabhängige Organisation der funktionellen
Anforderungen erlauben verschiedene Zugangsmöglichkeiten,
entweder von der Riehenstrasse her oder durch
das Vogelsangweglein und schliesslich auch durch die
Schwarzwaldallee. Diese Lösung bietet der Schulanlage und
dem Sportzentrum eine grosse städtebauliche Durchlässigkeit
und Gebrauchsflexibilität.
Die Autoren schlagen für die öffentlichen Bereiche im
Erdgeschoss wie der Aula und der Cafeteria einen unabhängigen
Eingang vor, ebenso fĂĽr das bestehende Schulhaus.
Von einer gemeinsamen Halle aus kann man zu den höher
gelegenen Lernateliers in einem separaten Gebäudetrakt
gelangen oder zu den Spezialräumen in einem zweiten,
separaten Trakt.
Von derselben zweigeschossigen Halle aus ermöglicht
eine dritte Treppe den Zugang zu den Turnhallen. Die vorgeschlagene
Lösung macht es möglich, die Turnhallen in zwei
Gruppen aufzuteilen, zwei im Obergeschoss und drei im Untergeschoss.
So können die Räume unabhängig durch die Schule wie durch Sportvereine genutzt werden. Die Turnhallen
werden grosszĂĽgig natĂĽrlich belichtet.
Von dem neuen Hof und einer zweiten Eingangshalle
aus, die mit der Schwarzwaldallee verbunden ist, gelangt
man in das bestehende Sandgrubenschulhaus. Der Kindergarten
wird als ein neues, eingeschossiges Volumen vorgeschlagen,
mit eigenem Eingang und Garten zum Park.
Durch die unterirdische Parkierung der Velos bleibt der
Park den Fussgängern vorbehalten.
Die Autoren haben eine wichtige Lösung für die Eingänge
und Vertikalerschliessungen gefunden, wodurch den Nutzern
angenehme, voneinander unabhängige Zugangsvarianten
geboten werden. Gleichzeitig wird eine Einheitlichkeit und
die Möglichkeit qualitätvoller sozialer Interaktion erreicht.
Das Prinzip der Cluster-Organisation schlägt eine Autonomie
von drei Gruppen pro Etage mit vier separaten Treppen
vor. Diese Lösung könnte zu einem zusätzlich möglichen
pädagogischen Austausch zwischen jeweils zwei Gruppen
fĂĽhren. Lernatelier, Inputraum und Gruppenraum sind klar
unterschieden und durch eine Vorzone verbunden, die auch
zur Haupttreppe führt. Die didaktischen Möglichkeiten
werden in den Plänen in drei Varianten dargestellt, die die
unterschiedlichen Gebrauchsmöglichkeiten erklären.
Der architektonische Ausdruck fĂĽr den Entwurf der
Volumen und der Programme wird durch eine gemeinsame
Sprache gestaltet, wobei gleichzeitig Varianten vorgeschlagen
werden. Die Lösung erlaubt die Erkennbarkeit der
unterschiedlichen Nutzungen bei gleichzeitiger Einheitlichkeit.
Die elegante Arbeit im Schnitt und in der Fassade
integriert die Bewegungen der bestehenden Topografie
miteinander und verbindet sie mit anderen Gebäuden im
Gelände. Die einheitliche Ausgestaltung der Fassadende tails, eingefärbter rezyklierter Beton, und Schlosserarbeiten
aus Metall geben eine ruhige, elegante Erscheinung.
Das Konstruktionsprinzip ist klar und kohärent mit dem
architektonischen Ausdruck. Die vorgeschlagene Lösung
erscheint ökonomisch und nachhaltig bei gleichzeitiger
Flexibilität der Nutzung.
Pädagogik
Der zentrale Begegnungsraum erscheint grosszĂĽgig und
sehr gut gelöst. Die Aula kann zum Beispiel mit der Mensa
erweitert werden. Die Bibliothek könnte noch näher an diesen
Bereich rücken. Ebenfalls gefällt die flexible Gestaltung
des Foyers, welches auch fĂĽr kleine AuffĂĽhrungen und Ausstellungen
dienen kann. Zudem sind die Sporthallen leicht
erreichbar und doch deutlich getrennt vom Schulbereich.
Dass sie ĂĽber Tageslicht verfĂĽgen, ist ebenfalls positiv. Ein
Fragezeichen setzen wir beim Lehrerarbeitsbereich. Dieser
wird im Untergeschoss unterhalb der Aula angeordnet. Sind
die Lehrpersonen hier zu weit weg von der Schule? Ist der
sehr grosse Raum genĂĽgend mit Tageslicht versorgt? Die
Fachräume in einem eigenen Haus anzuordnen, ist ein toller
Ansatz. Dieses Gebäude ist ebenfalls optimal gegen den ruhigen
Hof hin orientiert. Die Spezialräume sind von den Lernateliers
aus nur via Erdgeschoss zu erreichen. Die Distanzen
scheinen zumutbar. Die Anordnung und Einteilung der
Lernateliers ist gut gelöst. Sie sind sehr kompakt und doch
offen. Ihr Platzangebot ist leicht ĂĽberdurchschnittlich, es
gibt aber keine direkten Ausweichmöglichkeiten aus diesen
Bereichen, wie zum Beispiel Arbeitsplätze im Freien. Ein
Atelier verfügt jeweils über Zugänge zu zwei Treppenhäusern.
Sehr schön ist der Einbezug und die Verlegung des
Kindergartens. Durch seine Lage entsteht ein neuer Innenhof
als Zentrum der Schulanlage.
Bauökologie und Gesundheit
Die konzeptionellen Überlegungen zu Bauökologie und Gesundheit
sind ansatzweise vorhanden. Die Anlage weist eine
Serie von verschiedenen relativ kompakten Baukörpern aus,
weist jedoch im Vergleich mit anderen Anlagen eine geringere
Flächeneffizienz auf. Durch die Aufteilung der verschiedenen
Nutzungen auf unterschiedliche Gebäude wird
die Statik insgesamt vereinfacht, was sich positiv auf die
Bilanz der grauen Energie auswirkt. Die Bilanz der grauen
Energie kann durch geringeres Absenken der Turnhallen bis
ĂĽber das Grundwasser und Anpassungen im Materialisierungskonzept
optimiert werden.
Positiv wird indessen die Tageslicht-Situation fĂĽr Schulzimmer,
Spezialtrakt und Turnhallen gewertet sowie die
Schallsituation der Schulzimmer. Zudem leistet die schadstoffarme
Materialisierung und gute Belüftung der Räume
einen positiven Beitrag zum Innenraumklima.
Energie
Die Anlage ist nicht sehr kompakt, was zu einem erhöhten
absoluten Wärmebedarf führen wird. Die Aussenwände sind
sehr gut wärmegedämmt, weisen jedoch noch Wärmebrücken
im Fassadenbereich auf. Der Glasanteil der Fassade
liegt betreffend Behaglichkeit im unkritischen Bereich.
Das Heizungskonzept ist mit dem Anschluss an die Fernwärme,
den Heizkörpern im Schulbereich und der Bodenheizung
in den Turnhallen klassisch. Die LĂĽftungszentrale ist
gut platziert, jedoch ist die Anbindung an die Steigzonen und
weiteren Gebäude unklar. Insgesamt kann Minergie-P-Eco
bei diesem Objekt mit einigen Verbesserungen und Präzisierungen
erreicht werden.Folgende Bereiche mĂĽssen aus Sicht
Nachhaltigkeit und Energie vertieft und verbessert werden:
/ Räumliches Ko nzept
Das räumliche Konzept muss stark überarbeitet und vertieft
werden.
–– Es ist zu prüfen, ob nicht eine Lüftungszentrale für
jedes der drei Gebäude optimaler wäre als eine einzige
Zentrale mit sehr langen Lüftungskanälen und dementsprechend
hohem Druckabfall und Stromverbrauch.
–– Das Steigzonenkonzept ist noch sehr rudimentär und
muss stark verbessert werden. Im Spezialtrakt fehlen
die Steigzonen.
/ Wärmeerzeugung
–– Dem Anschluss an die Fernwärme ist alternativ die
Nutzung von Grundwasser als Wärmequelle gegenüberzustellen.
/ Nachhaltigkeit
–– Reduktion der grauen Energie durch Optimierung
der Materialwahl prĂĽfen
–– Absenkung ins Grundwasser noch einmal kritisch
hinterfragen.
Freiräume
Die Architektur formt einen klar gefassten, wohlproportionierten
Pausenhof. Sitzgelegenheiten und vielfältige Baumpflanzungen
schaffen eine subtil gestaltete innere Welt. Auf
zwei Seiten stehen den SchĂĽlern gedeckte Pausenhallen zur
VerfĂĽgung. Der Ăśbergangsbereich zwischen Schule / Sporthalle
und Spielwiese erscheint wenig gestaltet, besonders im
Bereich des Ausgangs aus der Sporthalle wirkt die unmittelbare
Nähe zu den Besprechungszimmern eher unglücklich.
Während die Veloabstellplätze für die Sporthalle und den
Turnverein oberirdisch an der Schwarzwaldallee angeordnet
sind, wird den SchĂĽlern lediglich ein Velokeller angeboten.
Die Baumbilanz ist ausgeglichen, wenngleich die Baumdichte
im Pausenhof wohl etwas hoch ist. Ein differenziertes
Vegetationskonzept ist umgesetzt. Die geschĂĽtzte Buche
soll erhalten werden; dies scheint aufgrund der Neubausituation
jedoch illusorisch.
Resumée
Die Verfasser präsentieren ein städtebaulich, funktional und
architektonisch sehr gut entwickeltes Projekt. Die vorgeschlagenen
Lösungen sind qualitativ überzeugend und stellen
unter pädagogischen Gesichtspunkten bemerkenswerte
Ideen dar.
Aussenraum

Aussenraum

Klassenzimmer

Klassenzimmer

Foyer

Foyer

Fassade

Fassade