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Award / Auszeichnung | 04/2008

Landes- und BDA-Preis Saarland 2008

Umbau des Landtags des Saarlandes

DE-66119 Saarland, Franz-Josef-Röder-Strasse 7

Landes- und BDA-Preis Saarland 2008

BRÜNJES ARCHITEKTEN

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Staatliche und kommunale Bauten

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 11/2008

Projektbeschreibung



Der Landtag des Saarlandes wurde 1864 von dem Architekten Julius Carl Raschdorff nach einem Wettbewerb errichtet und steht seit 1974 unter Einzeldenkmalschutz.
Bis 1939 wurde das Gebäude als Casino und Weinhandlung genutzt und nach kurzer Zwischennutzung durch das 3. Reich 1947 zum Landtagsgebäude umgebaut.

Da das Gebäude zur damaliger Zeit im Bereich der ehemaligen Flussaue der Saar errichtet worden war, zeigte sich die Gründungsart auf Streifenfundamenten als nicht dauerhaft tragfähig, was sich durch erhebliche Schäden an Innen und Außenwänden bemerkbar machte. Verstärkt wurde dies Problem durch den Bau einer Tiefgarage westseitig, durch die ein komplettes Absenken des westlichen Gebäudeteiles hervorgerufen wurde. Im obersten Gesims wurden Rissbreiten bis zu 10 cm gemessen.
Parallel dazu stellte man im Dachtragwerk, später dann auch in der Decke des 2. OG´s erhebliche Mängel in Form von unzureichend reparierten Brandschäden, Fäulnis- und Insektenbefall fest. Aus diesem Grunde wurde eine Komplettsanierung des Landtages notwendig. Bei der Umsetzung hatte der behutsame Umgang mit der unter Denkmahlschutz stehenden Bausubstanz absolute Priorität. Darüber hinaus müssten die Umbaumaßnahmen im laufenden Betrieb umgesetzt werden, was allen im Bezug auf die Logistik und Abstimmung mit dem Landtag eine Herausforderung war.

Das Dach und die Decke des 2. OG´s wurde nach Aufbau eines verfahrbaren Wetterschutzdaches abgetragen und entkernt. Im Zuge dieser Maßnahmen wurden die Räumlichkeiten des 2. OG´s funktional neu geordnet, die Deckenkonstruktionen statisch, wie brandschutztechnisch ertüchtigt.

Im Untergeschoss wurden die Tragfähigkeit Fundamente des Westlichen Bauteils durch Einbinden von Stahlträgern in die Wände in Verbindung mit einer flächig tragenden Bodenplatte wesentlich verbessert. Unterstützend wurden Injektionen zur Verdichtung des Unterbodens eingebracht.

Nach Fertigstellung der Ertüchtigung der konstruktiven Bauteile konnte die gesamte Fassade saniert werden. Die alten Fenster wurden durch Eichefenster ersetzt, die geschädigten Naturstein wurden entfernt und erneuert. Ein wichtiges Augenmerk lag neben der engen Zusammenarbeit mit dem Denkmahlschutz auch hier in der Nachhaltigkeit der Materialien, die durch die Vermeidung von Mörteleinsatz im Naturstein und die Verwendung von rein mineralischen Putz und Silikatfarben gegeben sind.

Im Rahmen einer kompletten Sanierung des Gebäudes wurde auch der Plenarsaal des Landtages mit der aus den 50er Jahren stammenden „Kinobestuhlung“ grundlegend überplant und die erheblichen Defizite im Bezug auf vorhandene Architektur, Ausleuchtung, Sprachverständlichkeit, Sicherheit, Ergonomie und Ausstattung behoben.

Bei der Deckengestaltung des Plenarsaales wurde auf die bestehenden Strukturen der Fensterteilung und der Empore Bezug genommen, durch deren Aufnahme eine klare Formensprache erreicht werden konnte. Hierbei wurden die den Raum überfrachtenden, technischen Installationen zurückgebaut und der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt.

Die nicht mehr zeitgemäße und ergonomisch äußert bedenkliche Bestuhlung des Plenarsaales mit feststehenden Tischablagen und klappbaren Stuhlreihen wurden durch Tischelemente ersetzt, die sich je nach Sitzordnung der Fraktionen an die jeweilige räumliche Aufteilung anpassen lassen.

Durch Steckverbindungen im Boden und eine Einzelversorgung jedes Tisches mit EDV und Telephon ist eine vernetzte Infrastruktur gewährleistet.




Im Zuge der Neugestaltung wurde die Fernsehbeleuchtung entfernt und das Beleuchtungskonzept neu definiert, akustische Probleme im Bereich der Nachhallzeiten ausgeräumt und die Beschallung optimiert. Die Räume des Saarländischen Rundfunks wurden komplett erneuert und erhielten eine Ausstattung nach dem heutigen Stand der Technik für Rundfunk- und Fernsehstudios.

Im Plenarsaal, der das Herzstück des Gebäudes bildet, waren diverse Defizite zu verzeichnen, die im Rahmen des Umbaus durch folgende Maßnahmen beseitigt werden sollten:

- Entfernen der blendenden Fernsehscheinwerfer
- Neukonzeption der Lüftungsanlage
- Reduzierung der Nachhallzeiten
- Ertüchtigung des Brandschutzes
- Rückbau der Deckenscheinwerfer und Spiegel
- Austausch der Beschallungsanlage
- Erneuerung der Plenarsaalbestuhlung und Tische
- Einbau von Datennetz in die Abgeordnetentische
- Neuordnung der Präsidiumsbank

In diesem Rahmen wurde an die Plenarsaaldecke besondere Anforderungen gestellt. Einerseits sollte eine blendfreie Lichtdecke entwickelt werden, die vergleichbare Lichtverhältnisse schafft wie die ursprüngliche Fernsehbeleuchtung. Des weiteren musste die Decke akustisch wirksam ausgebildet werden, um die Nachhallzeiten reduzieren zu können. Die Beleuchtung sollte leicht zu warten sein.

Die Dreierteilung der Fensterfassade und die 5 Unterteilungen der Empore gaben die Grundstruktur des Deckenrasters vor. Hierdurch entstanden 15 Deckenfelder in einer Größe von 2,30 x 2,30 m, die jeweils mit einem Beleuchtungselement versehen wurde. Jeder Beleuchtungskörper besteht aus 4 übereinander liegenden Elementen, die jeweils eine eigene Funktion besitzen.

Der Tragrahmen besteht aus einem Aluminiumprofil, in dessen Ebene sich die Leuchtstoffröhren befinden. In einem Abstand von 25 cm hängt darunter eine Lichtverteilerfolie, die eine gleichmäßige Ausleuchtung des Deckenfeldes gewährleistet und parallel dazu durch Perforierung auch akustisch wirksam ist. Unterhalb der Folie befinden sich vertikal gestellte Glaslamellen, durch die eine besondere Lichtqualität und Brillanz erreicht wird. Der innovative Einsatz von Acrylglas schafft eine besondere Atmosphäre durch Lichtreflexe und überlagerte Lichtstrukturen, die durch die Lamellen gebildet werden.

Oberhalb des Tragrahmen befindet sich eine Bandzuganlage, wie sie in der Bühnentechnik oft vorzufinden ist. Um optimal Wartungen durchführen zu können, lassen sich die 400 kg schweren Leuchtkörper in den Plenarsaal von der Decke in den Raum herunterfahren.

Ursprünglich befanden sich Beleuchtungskörper und Scheinwerfern mit über 32.000 W im Plenarsaal, durch die neue Deckenbeleuchtung konnte die Leistung auf 18.000 W reduziert werden. Die Lichtstärke wurde trotz Reduzierung der Leistung auf 1.600 Lux erhöht. Da verschiedene räumliche Stimmungen erzeugt werden sollten und die hohe Lichtstärke nur bei Fernsehaufnahmen notwendig ist, wurde die Beleuchtung computergesteuert dimmbar ausgeführt.

Durch die Anordnung der Leuchten oberhalb der Decke wird dem Raum wesentlich weniger Wärme zugeführt, so dass die klimatechnische Belastung reduziert und die Behaglichkeit im Raum verbessert werden konnte.

Da Schädigungen auch Spuren in den Foyers und den Treppenhäusern hinterlassen hatten, sollten auch diese in das Sanierungskonzept mit eingebunden werden. Lediglich die historisierend ausgestatteten Sitzungsräume sollten im Bestand erhalten bleiben.
Die Treppenhäuser und Bodenbeläge wurden daher komplett erneuert, die Eingangszone neu gestaltet und das Foyer von statisch nicht notwendigen Stützen befreit.