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Award / Auszeichnung | 09/2008

Niedersächsischer Staatspreis für Architektur 2008

Frontal

Frontal

XLAB – Experimentallabor für junge Leute

Engere Wahl

Bez+Kock Architekten Generalplaner GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Bauliche Realisierung einer pädagogischen Idee
Das interdisziplinäre Experimentallabor XLAB ist die bauliche Realisierung einer pädagogischen Idee, welche die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in den Disziplinen Chemie, Biologie, Physik und Informatik zum Ziel hat. Unter einem gemeinsamen Dach soll auf dem Gelände der Universität Göttingen der studentische Nachwuchs unter professionellen Bedingungen an die Wissenschaften herangeführt werden. Das eigene Experimentieren steht im Vordergrund eines praxis- und handlungsorientierten Unterrichtes. Dieser innovative und anschauliche pädagogische Ansatz findet sich auch in der Architektur des Gebäudes wieder.

Ein Hängehaus für junge Forscher
Der fünfgeschossige Neubau ist als Hängehaus konzipiert und kann somit über einen bestehenden Fernwärmekanal auskragen, der unter dem Erdgeschoss quert. Die Geschossdecken werden an ihren Rändern von 16 Zugstäben mit nur 36mm Dicke gehalten, die ihrerseits von einem über dem Dach des Hauses angeordneten Stahlbetonrost abgehängt sind. Dieser vorgespannte Trägerrost liegt auf vier Stahlbetonpfeilern auf, die die gesamte Vertikallast aufnehmen und gleichzeitig als Installationsschächte dienen. Die Hänger verbleiben frei sichtbar in den Unterrichtsräumen und veranschaulichen so das konstruktive Prinzip des Hauses. Vorgelagerte Fluchtbalkone bilden eine zweite Fassadenschicht und sind als leichte Stahlkonstruktion ebenfalls vom Trägerrost abgehängt.

Konventioneller Bauablauf – Innovatives Ergebnis
Das XLAB wurde konventionell von unten nach oben errichtet, wobei die provisorischen Baustützen zwischen den Geschossdecken bis zur Fertigstellung des Rohbaus eingebaut bleiben mussten. Erst nach Fertigstellung des Trägerrostes wurden die 16 Hänger eingefädelt und die Hilfsstützen entfernt. Das Gebäude wurde zum Hängehaus.

Vier Fachbereiche – Ein Haus
Die vier Fachbereiche sind in den Obergeschossen des Hauses um einen zentralen Luftraum herum angeordnet. Die Grundrisse sind jeweils U-förmig organisiert, wobei die offene Seite in jeder Etage um 90 Grad gedreht angeordnet ist. Im frei geformten Erdgeschoss befinden sich Verwaltung, Ausstellung und eine kleine Caféecke. Das zentrale Atrium mit Treppe verbindet die vier Disziplinen vertikal miteinander und dient als Raum für interdisziplinäre Kommunikation. Es wird von neun luftgefüllten Folienkissen überdeckt. Diese hochtransparenten Folienkissen erlangen ihre Tragkraft durch den inneren Luftdruck, der Blick zum Himmel bleibt weitestgehend frei. Diese Konstruktion erlaubt gegenüber einer herkömmlichen Glaskonstruktion größere Spannweiten bei einem geringeren Budget.

Arme Materialien – reiche Erscheinung
Aufgrund des knappen Budgets wurden sehr einfache und kostengünstige Materialien eingesetzt, die jedoch durch ihre Kombination und die sorgfältige Detaillierung zu einem sehr reichen Erscheinungsbild geführt haben. Die nichttragenden Fassaden sind aus leuchtend farbig lackierten Stahl-Sandwichpaneelen aufgebaut, die jedem Fachbereich seine eigene Identität geben und gleichzeitig die Orientierung im Gebäude erleichtern. Durch Farbgebung und Detailausbildung entsteht aus einem Baustoff der üblicherweise im Industriebau Verwendung findet eine präzise und markante Fassade. In den Foyerbereichen wurde ein anthrazit eingefärbter geschliffener Estrich als fertiger Bodenbelag eingesetzt.

Das anschauliche Detail
Der experimentelle und gleichzeitig anschauliche Charakter der Institution XLAB findet sich an vielen Stellen des Hauses in Form von unkonventionellen, aber einprägsamen Detaillösungen wieder.
Der außenliegende Fluchtbalkon ist als hängende Konstruktion ausgeführt und repräsentiert so an der Fassade die Tragwerksidee des Hauses. Laufebene, Handlauf und Füllstäbe sind auf Rundstähle von 16mm Durchmesser aufgefädelt, die über eine lastsammelnde ‚Gardinenstange’ in der Attikahöhe wiederum vom großen Trägerrost abgehängt sind.
Die zentrale einläufige Treppenanlage überspannt einen 7m breiten Luftraum. Die seitlichen Absturzsicherungen der Treppe sind aus Streckmetalltafeln konstruiert, die gleichzeitig als tragende Elemente fungieren. Der rechnerische Nachweis dieser Konstruktion ist nur näherungsweise möglich und wurde anhand von Belastungsversuchen an einem Prototypen geführt.

Bez + Kock Architekten BDA
Bei Nacht

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