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Award / Auszeichnung | 01/2006

Beispielhaftes Bauen Stadt Freiburg 1998-2006

Aussichtsturm Salzbüchsle

DE-79104 Freiburg, Schlossberg

Auszeichnung

Horbach Architekten

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Türme

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 03/2002
    Fertigstellung: 09/2002

Projektbeschreibung

Mit dem Schlossberg reicht ein grüner Finger des Schwarzwalds wenige hundert Meter an den Münsterplatz und damit fast bis ins Herz der Stadt Freiburg heran. Die strategisch ausgezeichnete Lage hat dem Bergrücken schon in der Frühgeschichte der Stadt eine militärischen Bedeutung gegeben, die erst mit dem Abzug der Franzosen vor 250 Jahren verlorenen gegangen ist. Und zwar so gründlich, dass auch die damals zerstörten Befestigungsanlagen auf dem Schlossberg in Vergessenheit geraten sind. Statt Burgberg war der Schlossberg nur mehr als Vorposten des Schwarzwalds und innenstadtnaher Park im Bewusstsein der Freiburger Öffentlichkeit.
Der neue Schlossbergturm dient der Attraktivität dieses Parks. Zugleich aber ruft er durch seinen Standort auf dem Gelände des früheren Fort d' Aigle der Vaubanschen Befestigung, auch "Salzbüchsle" genannt, die strategische Bedeutung des Ortes wieder in Erinnerung. Dies aber nicht mit militärischen Mitteln, also festem Bollwerk und mächtigen Mauern, sondern mit dem absoluten Gegenteil, nämlich einer grazilen, transparenten Konstruktion, die selbst den mechanischen Kräften des Windes flexibel nachgibt.
Und wer den Turm besteigt, der findet in ihm nicht die Geborgenheit eines Wehrturms, sondern erfährt mit jedem Schritt nach oben stärker eine Ausgesetztheit - bis hinauf zum "Krähennest" über der obersten Plattform, wo jeder Besucher mit sich und dem weiten Blick über den Breisgau und die Abhänge des Schwarzwalds alleine ist.
Die aufs statisch notwendige Maß reduzierte Konstruktion des Turms fördert noch diese Erfahrung. Der Eindruck von Leichtigkeit, ja von Vorläufigkeit resultiert zum einen aus dem Einsatz unterschiedlicher Materialien - der Ring der sechs glatten Douglasienstämme als äußerer Rahmen, dazwischen der schmale stählerne Treppenturm, dessen Gitterroste ihm eine eher durchscheinende als feste Beschaffenheit geben; zum anderen aus den gegenläufigen Drehbewegungen der Stämme und der Treppenspindel, die die Bewegung des Auf- und Absteigens relativieren.
Der Besucher wird in der filigran eingehausten Treppenspindel über drei Plattformen nach oben geführt. Die erste Plattform bietet ihm noch die Geborgenheit des Waldes, die zweite erlaubt bereits den weiten Ausblick, dies aber immer noch unter dem Schirm der dritten Plattform, über die dann nur noch das "Krähennest" als exponierter Punkt wie ein Schiffsausguck aufragt. In der Drehbewegung des Aufstiegs erfährt der Besucher durch diese Anordnung Höhe als wachsenden Ausblick; mit dem 33 Meter hohen Turm und dessen innerer Dynamik erhebt er sich über den Wald, den Berg, die Stadt und das Land. Mit dem Ausblick von seinen obersten Plattformen knüpft der Turm freilich wieder an seinem historischen Ausgangspunkt an, den er in seiner Konstruktionsweise eigentlich bestreitet: Zur Burg auf dem Schlossberg, von der aus die Zähringer, später die Habsburger, zuletzt die Franzosen Freiburg und den Breisgau beherrscht haben.